In diesem Artikel möchte ich dich mitnehmen auf unsere abenteuerliche Wandertour um Ubud. Folge uns durch kleine Künstlerdörfer, vorbei an wunderschönen Reisterrassen und schicken Tempeln, durch den Dschungel bis zu den Ufern des Sungai Ayung.
Es ist schon halb eins. Viel später als geplant, machen wir uns endlich auf den Weg.
Unseren Roller haben wir am Straßenrand der Jl. Raya Ubud in der Nähe der großen Brücke abgestellt. Kurz vor dieser Brücke führen rechts Stufen hinab. Wir laufen über einen Hotelparkplatz. Auf der linken Seite führt eine kleine Fußgängerbrücke auf die andere Seite zum Tempel Pura Gunung Lebah. Hier beginnt der Campuan Ridge Walk, der erste Teil unserer Wanderung.
Ein gepflasterter Weg führt uns über die grün leuchtenden Hügel. Innerhalb weniger Minuten haben wir das Gewusel von Ubud verlassen. Die starke Mittagssonne prasselt auf uns herab. Leider gibt es hier weniger schattenspendende Bäume als vermutet, doch davon lassen wir uns nicht aufhalten und laufen gemütlich weiter. Wir genießen die Ruhe der Natur und entdecken immer wieder schicke Resorts, die sich an den Hängen im Grünen verstecken.
Der Weg führt uns zu dem kleinen Dorf Bangkiang Sidem. Viele Künstler leben hier und stellen ihre Meisterwerke in den Ateliers zur Schau. Gemütlich eingerichtete Cafés und Restaurants laden zu Pausen ein. Doch wir laufen weiter.
Das Dorf verabschiedet sich von uns mit saftigen Reisfeldern, welche nun unsere weitere Strecke vorerst begleiten. Der Weg ist mittlerweile zu einer breiten Straße geworden. An der nächsten Kreuzung biegen wir links ab und laufen bergabwärts. Am Fluss angekommen, überqueren wir die Brücke und kämpfen uns den Berg hinauf bis nach Kedewatan.
Die erste Hälfte ist geschafft! Wir sind begeistert von dem, was wir bisher gesehen haben und gönnen uns eine Pause in einem Warung. Wir ahnen nicht, dass das richtige Abenteuer erst noch kommen sollte!
Ein LKW voller Menschen fährt an uns vorbei
Der Weg zurück nach Ubud sollte uns entlang des Flusses Sungai Ayung führen. Dies erwies sich jedoch als schwieriger als wir angenommen hätten. Die Besitzer des Warungs meinen, wir sollen die Hauptstraße weiter nördlich folgen und den nächsten Weg links abbiegen.
Dort angekommen treffen wir auf einen Mann und eine Frau, die an der Ecke ihren kleinen Laden hat. Mit Handzeichen versuche ich klar zu machen, dass wir zu dem Fluss wollen. Sie bejahen, dass es der richtige Weg ist und wir folgen ihm, bis wir schließlich in einer Sackgasse ankommen und auf einem privaten Hof stehen. Treppenstufen führen hinab zu einen Hanglift, doch dieser ist natürlich abgeschlossen.
Wir beschließen wieder umzukehren. Wir treffen einen Mann, welcher zwei Frauen den Weg hinabschickt. Francis fragt direkt nach: „Wo wollt ihr hin??“ Zögerlich mit leicht rotem Gesicht antworten sie: „Auf Toilette.“ Ups…
Wir laufen schnell weiter. An dem Eckladen stießen wir auf einen weiteren Mann. Er sagte, dass dies nicht der richtige Weg sei und wir doch die Straße weiter nördlich folgen sollten und nach einem Tempel Treppen bergab zum Fluss führen.
Also gehen wir weiter – in die entgegengesetzte Richtung unseres Ziels, immer weiter weg von Ubud. Und da sind sie: die Treppen ins Flusstal! Froh, endlich den richtigen Weg gefunden zu haben, laufen wir schnell bergab. Ein alter Herr mit einem zusammengerollten Schlauchboot auf den Kopf kommt uns entgegen. Wir können nur richtig sein!
Auch wenn Reiseführer, Einheimische und Landkarten alle eine andere Meinung hatten, wo wir lang laufen müssten, haben wir es nach etlichen Umwegen dann doch zum Fluss geschafft. Wir lassen uns auf einen Stein am Wasser nieder und genießen das Rauschen des Wassers. Rafting-Boote fahren an uns vorbei und Francis fliegt eine Runde mit unserer Drohne.
Insekten fangen an uns zu plagen und wir entscheiden nun den Pfad entlang des Ufers zurück nach Ubud zu folgen. Allerdings ist die Freude nur von kurzer Dauer, denn die Strecke entlang des Flusses ist durchsetzt mit Abhängen und Absperrungen. Schon nach wenigen Metern stehen wir vor einem Metallzaun. Nach einer kleinen Kletterpartie über den Hang, befinden wir uns auf der anderen Seite. Wir folgen einen kleinen Trampelpfad, welcher jedoch zu einem nächsten Zaun führt. Der Weg lenkte uns am Zaun entlang, weg vom Fluss, zurück in die Ortschaft… Nein, wir wollen am Fluss entlang wandern!
Ich finde eine Stelle, wo alte Wurzeln und Baumstämme eine Lücke in den Zaun geschlagen haben. Ich warte, während Francis vorausklettert, um zu schauen, ob wir hier querfeldein weiterkommen. Nach wenigen Minuten kommt er zurück und ich versuche zu ihm zu klettern. Die Baumstämme unter mir beginnen zu wackeln und zu rutschen. Schnell versuche ich auf den Absatz zu kommen, doch von hier geht es über trockenen Schotter weiter nach oben. Ich halte mich an Steinen fest, um nicht wieder nach unten zu rutschen. Geschafft!
Ich schaue mich um. Wir stehen inmitten eines riesigen Luxusresorts. Ein Gärtner zeigt uns die Richtung zur Straße. Dort angekommen, werden wir von einem freundlichen Mitarbeiter gefunden, welcher uns in einem Fahrzeug zum Ausgang der Anlage eskortiert.
Männer in Uniformen öffnen uns das Tor und weisen uns freundlich darauf hin, dass das Resort nur von Gästen betreten werden darf. Ich kann von ihrem Gesicht richtig ablesen, wie sie sich wundern, wie zwei verschwitzte Wanderer mit Kopftuch und Rucksack wohl nur in ihre Anlage kamen.
Wir werden den die Straße weiter südlich geschickt und finden einen neuen Pfad, welcher Richtung Fluss führt. Eine Gruppe von Jungs kommt lachend die Treppen hinauf. Ich frage, ob wir hier zum Wasser kommen. „Ja!“
Wir wagen es und folgen die Stufen hinab. Ich kann das Wasser rauschen hören, doch der Weg wird immer schmaler, bis er sich schließlich ganz im Gestrüpp verliert. Wir stehen wieder an einem Abhang und beschließen leider, doch wieder umzukehren.
Wir sind zurück an der Hauptstraße von Kedewatan, circa fünf Minuten Fußweg entfernt von dem Restaurant, wo unsere Suche nach dem Pfad zum Fluss begann. Ich schaue auf die Uhr. Zwei Stunden irren wir nun schon umher und wir haben immer noch nicht den richtigen Weg gefunden!
Es sind nur noch wenige Stunden bis zum Sonnenuntergang. Wir gehen die Straße entlang Richtung Ubud. Ein Mann spricht uns an, wo wir denn hinwollen und wo denn unser Auto sei. Wir erzählem ihm, dass wir den Pfad zum Fluss suchen und zurück nach Ubud wandern wollen, denn dort steht unser Roller. Er zeigt nach Süden: „Vor einem Tempel führt ein Weg zum Fluss!“ Wir wissen nicht so recht, ob wir ihm glauben schenken sollen und laufen dankend weiter. Wir kommen an Wasserrafting-Unternehmen vorbei. Soweit kann der Fluss dann doch nicht entfernt sein! Direkt danach steht ein Tempel und siehe da: Dazwischen führt ein Weg bergab! Voller Hoffnung folgen wir den Pfad, kommen vorbei an Reisterrassen und landen an einer Anlegestelle für Rafting-Touren.
Ein betonierter Weg führt entlang des Flusses. Das muss der Pfad sein, den wir die ganze Zeit gesucht haben! Fröhlich laufen wir weiter, immer am Fluss entlang, vorbei an Feldern, einem Wasserwehr und Tunneln. Der Weg wird immer kleiner, bis er nur noch ein schmaler Trampelpfad ist. Wir orientieren uns am Fluss. An den Kreuzungen nehmen wir natürlich den falschen Abzweig und landen immer wieder in einer Sackgasse. Doch wir kommen vorwärts.
Wir laufen durch Gärten, eine Gruppe von Kindern kommt auf uns zu und überhäuft uns mit Fragen. Herrlich wie sie ihre ganzen Englischkenntnisse zusammenkratzten, um mit uns ein paar Sätze auszutauschen.
Als sie sich von uns verabschieden, gehen wir weiter. Auf der anderen Flussseite entdecken wir unser nächstes Ziel: die Sayan Terrassen! Der Fluss macht hier einen Bogen um einen Hang, auf dem wunderschönen Reisterrassen angelegt wurden. Leider wird es schon dunkel und wir lassen unserer Drohne bedauerlicherweise im Rucksack.
Stufen führen neben einem Hanglift hinauf zur Straße, doch wir entscheiden, noch ein Stück weiter entlang des Flusses zu laufen und die Aussicht auf die saftig grünen Reisfelder zu genießen.
Wir entdecken an einem Hang weiter südlich einen Pfad nach oben. Wir ahnen nicht, dass wir uns mit dieser Alternative wieder für eine mühsame Klettertour entschieden haben.
Wir folgen den Pfad durch die Felder bis zu einem kleinen Gartentor, welches glücklicherweise nicht verschlossen ist. Gegenüber ist ein weiteres Tor, jedoch verschlossen und mit Privat gekennzeichnet. Wir wenden uns nach links und entdecken den Weg nach oben, den wir schon von weiten gesehen hatten.
Die Sonne geht langsam unter und wir kämpfen uns durchs Gebüsch den Trampelpfad hinauf. Die Stufen bestehen nur aus trockenem, rutschigen Erdboden, teilweise ist es nur noch eine Rutschpiste. Wir suchen Wurzeln und Steine, an denen wir uns festhalten können. Teilweise sogar in Kette: Die Wurzel hält Francis und Francis hält mich.
Total verdreckt, aber froh es geschafft zu haben, kommen wir oben am Sayan Terrace Resort zurück zur Zivilisation. Wir schauen zurück und sehen, wie die orange leuchtende Sonne hinter den Bergen verschwindet.
An der Hauptstraße angekommen, wird ein junger Mann auf uns aufmerksam: Taxi? Wir verneinen. Wo ist euer Auto? Wir meinen, dass unser Roller in Ubud steht und wir dorthin laufen möchten. Überrascht zeigt er uns die Richtung nach Ubud.
Die Straßen führen uns vorbei an kleinen Häusern. In einem Tempel findet gerade eine Zeremonie der Einheimischen statt. Interessiert, was dort passiert, laufen wir langsam daran vorbei.
Je weiter wir an Ubud herankommen, umso touristischer wird es. Immer mehr Weißhäutige kommen uns entgegen. Schicke Restaurants und Hotels zwängen sich zwischen Reisterrassen.
Es ist dunkel, als wir schließlich überglücklich und geschafft zugleich unseren Roller erreichen. Was für eine Tour!
Tipps für deine Wanderung
Du möchtest dich auch auf die abenteuerliche Wanderung begeben? Hier ist eine Karte mit den wichtigsten Punkten, damit du nicht auch einen zweistündigen Umweg laufen musst:
Was du sonst noch beachten solltest
Auch wenn die Wanderung teilweise etwas anstrengend war, können wir sie nur weiterempfehlen! Hier sind noch einige Tipps von uns, die wir dir noch unbedingt mit auf den Weg geben möchten:
- Laufe möglichst früh los! So kannst du die Mittagshitze besser umgehen und die Reisterrassen von Sayan sind noch schön beleuchtet. Gleichzeitig hast du mehr Puffer, falls du auch nicht gleich den richtigen Weg finden solltest.
- Wenn du dir nicht mehr sicher bist, wo du lang musst, erkundige dich lieber bei mehreren Leuten nach den Weg.
- Eine Karte dabeizuhaben hilft sehr! Wir haben die GoogleMaps-App und den Lonely Planet Bali & Lombok dabei. In diesem Reiseführer wird die Route auch in zwei einzelnen Walking Touren erklärt.
- Nehme Mückenspray mit! Vor allem am Ende der Tour wurden wir von den vielen Stechtieren angegriffen, wie noch nirgends auf Bali.
- Sonnencreme und Kopfbedeckung nicht vergessen. Wir schwören auf die Buff-Tücher!
- Gutes Schuhwerk mit Profil kann nicht schaden!