Nachdem wir nachmittags noch am Orrestranda in der Nordsee badeten, erleben wir das Abendrot bereits auf dem Parkplatz unterhalb vom Preikestolen und schlafen hier auch. Zwar warnen überall Schilder, Camping verboten, doch im September schert sich niemand um die drei Wohnmobile und ihre wanderlustigen Camper, die möglichst früh morgens noch vor den Busladungen an Touristen diesen Aufstieg wagen wollen. Während der Saison bis Ende August ist sonst die Hölle los.
Flachlandtiroler, wie wir, nehmen so eine Wanderung ob der überall angekündigten Reiserentner natürlich mal wieder auf leichte Schultern und tänzeln die ersten Meter leichtfüßig über treppenartig ausgelatschte Felsstücke und romatische Moorebenen. Wir sind die ersten Wanderer an diesem Tag und lassen uns sogar noch spöttelnd von einigen Nachzüglern überholen, die man ja ganz easy einholen wird. Denkste, bis der erste steile Anstieg kommt und selbst den tallinschen Teenagern hier die Puste ausgeht.
Für diese Fehleinschätzung bietet das Plateau kurz unterhalb des Preikestolen mit seinen zwei Bergseen zwar glücklicherweise Abkühlung, aber uns packt jetzt erst der Ehrgeiz. Wir stiefeln schnurstracks die letzten Kletterstellen gen Gipfel und setzen uns dort zur Ruhe. Das Panorama ist atemberaubend, die Sonne brennt und selbiges lässt sich auch über unsere Füße und Gelenke sagen, auf denen wir schließlich schmerzverzerrt besagten Bustouristen beim Abstieg entgegen stakseln. Was Norweger unter einer leichten Wanderroute verstehen, treibt uns auf dieser Reise immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Aber es lohnt sich!
Die Dusche unseres Campers nutzen wir auf dieser Reise nicht einmal. Stett dessen nehmen wir zur Belohnung zurück im Tal unser erstes Bad in einem norwegischen Fjord, können schon wieder über die zurückliegenden Strapazen lachen und planen bereits unsere nächste Wanderung in höhere Berge und eisige Gletscher. Die Höhenluft verdreht uns Hamburgern locker unter 1000 Metern den Kopf, das steht fest.