Die Renaissance von Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Fontane war der Reise-Blogger des 19.Jahrhunderts. Nachdem er viele ferne Länder erkundet hatte, erkannte er, dass das Gute doch so nah liegt und die Heimat "nicht minder schön" ist. Fontane beschloss also sein Land zu bereisen und hierüber zu berichten. Dreißig Jahre lang "durchzog" er nach "Lust und Laune" die Mark, beobachtete, erkundete, recherchierte, sprach mit den Bewohnern und schrieb das Erlebte in seinen Notizbüchern nieder. Sein daraus entstandenes Buch, die "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" wurde damals schon zum Bestseller und noch heute zitieren viele Prospekte, Reiseführer und Reiseblogs aus Fontanes Wanderungen.
Gerade im diesjährigem Fontanejahr erleben Wanderungen durch die Mark Brandenburg eine nie gesehene Resonanz und Renaissance. Und auch unser aktuelles Ausflugsziel ist eine Hommage an die von Fontane im Kapitel „Der kleine und der große Tornowsee" beschriebene Landschaft mit Bergen, Tälern, Seen, Flüßchen, Wiesen & Wäldern und Mooren rund um Buckow, in der Märkischen Schweiz.
©Oderbruch-blog Pfuhl- und Moorlandschaft Märkische SchweizMärkische Schweiz
Das Gebiet und die Landschaft der Märkische Schweiz (hier gibt es eine Übesichtskarte zum Download -> Fremdlink) wurde vor allem durch die letzte Eiszeit geprägt und erstreckt sich über fast 200 km² rund um das schöne Kleinstädtchen Buckow.
Durch die unmittelbare Nähe zu Berlin (50 Min), gehört die Märkische Schweiz zu den bevorzugten Naherholungsgebieten der Hauptstädter. Fontane schreibt hierzu treffend: ".... mit Recht ein Lieblingsplatz aller märkischer Touristen. Auch Berliner huldigen ihm. Und das ist doch schließlich immer das Entscheidende!"
Aber was macht das Bedeutende aus? Das vorgestoßene und sich zurückziehende Eis der Weichseleiszeit vor ca. 17.000 Jahren hinterließ ein Tal mit prägnanten Schluchten, Bergen, Niederungen, Seen, Pfuhlen und Kehlen. Durch die feuchte Wasservegetation mit Mooren und Auwäldern konnten sich abwechslungsreiche und seltene Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Und letztlich trägt die Erschließung vielfältiger Waldwege in diesem Gebiet dazu bei, dass die Wanderer und Wanderinnen diese Artenvielfalt naturnah erleben und genießen können.
Ältester Naturpark Brandenburgs
Der Naturpark Märkische Schweiz ist der älteste Brandenburgs und als einziger flächendeckend geschützt. Das abwechslungsreiche Auf und Ab dieses Gebietes, einerseits mit weitem Blick über Seen und Wälder, der die Schönheit der Gegend offenbart. Andererseits erlebt man durch die hallenartige Baumhaine und abgeschlossenen Moore ein echtes Mysterium und kann hier detailgenau die Natur beobachten. Der Naturpark zieht sich in die östliche Richtung bis an den Rand des Oderbruchs zum europäischen Vogelschutzgebiet, so dass nicht nur Wanderer*, sondern auch Vogelliebhaber* auf Ihre Kosten kommen.
Einige Wanderwege wurden zertifiziert und mit POI angelegt: zum Beispiel eine Kneipsche Wassertretstelle, einige versteckte Badebuchten, einen Panoramaweg mit Ausblick über den Schermützelsee. Oder die Wolfsschlucht, über die man auf den Dachsberg gelangt und von hier aus auf den kleinen Tornowsee blicken kann.
Fontane schreibt hierzu: "Der kleine Tornow ist einer jener >>Teufelsseen<<, denen man in der Mark, an den Abhängen der Hügel, so oft begegnet. Ihr Namen bezeichnet ihren Charakter. Das Wasser ist schwarz, dunkle Baumgruppen schließen es ein, breite Teichrosenblätter bilden einen Uferkranz, und die Oberfläche bleibt spiegelglatt, auch wenn der Wind durch den Wald zieht. Es ist, als hätten diese dunklen Wasser einen besonderen Zug in die Tiefe und als stünden sie fester und unbeweglicher da als andere..... So ist auch der kleine Tornow einer von jenen Seen, an denen Sagen und Märchen am liebsten verweilen und von Prinzessinnen erzählen, die in der Johannisnacht aus dem dunklen Wasser steigen und mit Silberrosen im Haar freundlich-traurig am Ufer sitzen."
Wandern durch die Jahreszeiten
Im Frühling finden im Naturpark Amphibienwanderungen statt. Die Flora präsentiert sich als blühender Teppich aus Anemonen und Leberblümchen. Die Kraniche kehren aus ihren Winterquartieren zurück.
Das Trompeten dieser Vögel ist ebenso wie das Geschnatter der Gänse kilometerweit zu hören.
Im Sommer blühen hier wunderschöne Orchideen. Johanniskraut und Fingerhut stehen an den Wanderwegen. Mit Glück kann man den seltenen Eisvogel oder spät am Abend den Sonnenuntergang oder in der Nacht einige Sternenschnuppen sehen.
Im Herbst leuchtet das Laub der Buchen, Hainbuchen, Eichen und Winterlinden besonders beeindruckend in den schönsten Farben und es raschelt beim Laufen laut unter den Füßen. Die Bäche sind prall gefüllt. Das Wasser sprudelt klatschend über Steine und umgefallene Bäume. Nun wachsen hier unterschiedliche Pilze und betören uns mit ihrem Duft.
Pfuhl- und Moorlandschaft im Sophienfließ Märkische SchweizPritzhagener Mühle - Café & Fischrestaurant
Und wenn wir uns hier also schon im ältesten Naturpark Brandenburgs befinden, muss noch ein weiterer Superlativ her, die Pritzhagener Mühle: sie gehört zu den ältesten Ausflugslokalen Brandenburgs. Schon im 14.Jahrhundert stand hier eine Wasserbetriebene Mühle. Einige Meter davor wurde wahrscheinlich zu dieser Zeit, als eine Grenzeiche, eine Stieleiche gepflanzt. Dieser mächtige, knochige und knorpelige 22 Meter hohe Baum, mit einem Umfang von mind. 5,50 Metern begrüßt die Gäste bis heute (Titelfoto).
Die Pritzhagener Mühle ist im 17.Jahrhundert abgebrannt und musste neu aufgebaut werden. Eine Schanklizenz gab es erstmals im Jahre 1827. Seit dem werden hier vor allem im Sommer auf der Sommerterrasse ausgehungerte Wanderinnen und Ausflügler mit selbstgebackenem Kuchen und Fischgerichten verköstigt.
Im Spätherbst geht man natürlich nach Drinnen. Als wir hier wanderten sah die Gaststätte geschlossen aus. Als sich die Tür öffnen ließ, waren wir schon auch froh. (geöffnet von März bis Mitte November: Di-So 12-17 Uhr). So konnten wir uns nach unseren längeren Regenwanderung etwas aufwärmen, ein Stück Kuchen essen und einen Tee trinken. Die Räume waren behaglich warm und es gab genügend Platz mit deutlich weniger Besucher/innen. Im inneren ist das Restaurant Pritzhagener Mühle recht hübsch eingerichtet. Im Stil der 20iger Jahre spielte im Hintergrund dazu sogar die passende Musik.
Leider gab einen Wermutstropfen. Unsere Hunde durften nicht mit in die Räume hinein. Wir wollten die nurchnässten Tiere aber nicht zu lange draußen im Regen sitzen lassen und konnten daher auch nicht wirklich entspannt verweilen.
Anfahrtsweg
Die Pritzhagener Mühle kann als Start- bzw. Endpunkt für Wanderungen ebenso wie benutzt werden, wie das Umweltzentrum "Drei Eichen" (dreieichen.de) oder das Kultur- und Tourismusamt Märkische Schweiz „Zum Alten Warmbad“ in Buckow (www.maerkischeschweiz.eu ) oder das Besucherinformationszentrum des Naturparks Märkische Schweiz im Schweizer Haus (www.maerkische-schweiz-naturpark.de )
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