Wanderziele gibt es weltweit unzählige, doch manchmal reicht es durchaus, sich in der unmittelbaren Umgebung nach außergewöhnlichen Regionen umzusehen. Man muss nicht immer weit anreisen, so ist es von uns, der Aachener bzw. Eifelregion nur ein Katzensprung bis nach Luxemburg. Dieses kleine Land bietet ein echtes Kleinod, eine Wanderregion, die so schön, imposant und außergewöhnlich ist, dass sie auf meiner Wanderliste sehr weit nach oben gerutscht ist. Ich meine das Müllerthal, nahe Echternach, der kleinen und ältesten Stadt Luxemburgs und hier kann man auf dem Müllerthal Trail wandern.
Unser Einstieg war in Berdorf und wir sind besagte Route 2 entgegen des Uhrzeigersinnes gegangen. Route 2 führt durch das Herz der Luxemburgischen Schweiz und das Highlight dieses Abschnitts bildeten wilde Felsschluchten und spektakuläre Felsformationen. Die mächtigen Sandsteinwände, die sich immer wieder vor uns auftürmten sind das geologische Ergebnis der Flüsse „Sauer“ und „Schwarze Ernz“, die wohl in den letzten Jahrmillionen diese beeindruckende Landschaft geformt haben.
Direkt zu Beginn wird man überwältigt von diesen Formationen, Felsen und Schluchten, kleinen Wasserläufen und man macht jeden zweiten Meter ein neues Foto. Unser Anfangsschnitt ging auf 2km/Std. runter aber so ist das, wenn man diesen mythischen Ort betritt, durch Buchenwald wandert und immer wieder in Schluchten und vor schmalen Felsspalten steht. Kleine Wasserläufe und moosbewachsene Bäume machen den Moment perfekt. Der Weg ist perfekt ausgezeichnet, eine Karte haben wir nicht gebraucht. Als wirklich sehr nützlich hat sich der Müllerthal Pocket Guide herausgestellt, den man fast überall bekommt.
Ab in die Schluchten
Von Berdorf bis nach Müllerthal sind es ca. 6,4km und da der Ort auf einer Hochebene liegt, führt dieses Stück meist bergab. Wir waren beeindruckt von diesen Felswänden, Schluchten und Höhlen und ein Höhepunkt reiht sich an den anderen, darunter die „Binzeltschlёff oder der „Priedegtstull“. Erste Engstellen zeigten sich und schmale, enge und steile Stufen mussten wir raufklettern, alles bei einem traumhaften und sonnigen Wetter.
Das ca. 8,1km lange Stück von Müllerthal bis nach Hersberg versprach jetzt Steigungen, denn Hersberg liegt auf ca. 400 m Höhe. Die Felsen, die da auf uns gewartet haben hatten Namen aus einer anderen Welt: „Eilebuerg“, „Goldfralay“ oder „Goldkaul“ und viele Sagen und Mythen ranken sich um diese Gegend.
Der Weg ist ein ständiges Auf und Ab, immer gesäumt von Felsen mit seltsamen Formen, teilweise Gesichtern gleich und man glaubt kaum, dass Wasser diese seltsamen Formen aus dem Felsen spülen kann.
Womit wir so gar nicht gerechnet haben sind die Engstellen, die Felsspalten, die so schmal waren, dass man den Rucksack ausziehen „sollte“ und man musste quer gehen, um überhaupt durchzukommen. Das ist nichts für Menschen mit Platzangst.
Es gibt eine Stelle direkt auf dem Weg und verschiedene Passagen, wenn man vom Weg abbiegt in eine der vielen Seitenfelsspalten, in denen es noch enger wird, teilweise niedriger in der Höhe, mit stockdunklen Abschnitten und dann auch noch mit 90° Biegungen. Das ist dann in diesem Moment unerwartet, spontan, aufregend und richtig cool. Eine Taschenlampe ist mehr als sinnvoll, die Taschenlampen-App des Handys reicht hier kaum aus. Die Felsspalte „Dewepetz“ ist so eine Stelle, 50m lang und im Nachhinein betrachtet wird es richtig spannend, wenn man sich im Dunkeln in der doppelten 90° Biegung entgegen kommt.
Das Stück von Hersberg nach Scheidgen mit ca. 8,3km war unsere Schlussetappe, denn in Scheidgen war unsere Unterkunft für diesen Tag. Immer wieder Felsen und diese seltsamen Formen, teilweise wie Gebisse im Stein und Gesichter, geformt durch Wasser und Erosion.
Relativ steil folgen wir einem schmalen Pfad auf die Plateaufläche. Am Fuß der Hänge findet man Schleifrillen, wo schon vor vielen tausend Jahren Menschen den Sandstein nutzten, um Steinwerkzeuge zu schleifen. Der Weg folgt hier einer offenen Landschaft durch Wald und immer wieder diese Felsen.
Die zweite Etappe von Scheidgen über Echternach nach Berdorf sollte etwas kürzer sein und wir dachten zumindest, in Sachen Felsen hätten wir alles gesehen. Dachten wir aber das, was uns zwischen Echternach und Berdorf erwartete, damit hatten wir nicht gerechnet, doch davon später mehr…