Auch wenn heute Morgen die Temperaturen im südlichen Westerwald knapp unter 0° Grad lagen, ist der Winter nun wohl endgültig vorbei. Doch bevor es so richtig warm wird, entführe ich euch heute nochmals ins Gasteinertal, wo wir Anfang Dezember für eine Woche zum Winterwandern waren. Unsere kilometermässig längste Wanderung haben durch das Kötschachtal unternommen.
Ausgangspunkt für die Wanderung ist das Hoteldorf Grüner Baum, das ihr erreicht, wenn ihr durch Bad Gastein in Richtung Graukogel fahrt. Als wir am 4. Dezember dort ankommen, ist der Himmel strahlend blau, die Luft eiskalt (es sind um die -10° Grad) und das Hoteldorf liegt im winterlichen Tiefschlaf. Wir sind warm eingepackt, die Bären tragen ihre Bodywarmer und wir machen uns auf in Richtung Alpenhaus Prossau.Zunächst geht es über die Hauptstraße durch das ausgestorbene Dorf. Dank der Kälte ist alles mit einer dicken Schicht Reif überzogen. Die Häuser, Zäune und Bäume stehen wie märchenhaft erstarrt im Schatten der steilen Berge, die auch ein paar Stunden später fast keinen Sonnenstrahl ins Tal lassen.Bevor wir in den Wald eintauchen, spazieren wir am Haus eines Holzschnitzer vorbei, der die Tiere der Region detailgetreu in seinen imposanten Holzskulpturen darstellt.Gerti, unsere Gastgeberin aus der Residenz Gruber in Böckstein, hat uns diesen Weg empfohlen und meinte, dass dieser recht einfach und sehr schön sei. Und das stimmt auch. Auf einem breiten und mäßig steilem Forstweg gehen wir durch den Wald.Dass die Natur hier manchmal mit der Faust auf den Tisch schlägt, erfahren wir anhand eines Steines, der zum Gedenken an 14 Menschen, die in einem schweren Lawinenunglück 1951 ihr Leben lassen mussten, aufgestellt wurde.
Dayo ist es eigentlich völlig egal, ob wir uns im Nationalpark Hohe Tauern befinden der nicht. Hauptsache, er hat kann in Ruhe schnüffeln und muss nicht dauernd für Fotos posieren ...
Der Weg bleibt weiter leicht, aber es geht stetig bergauf. Und kurz darauf sehen wir auf der linken Talseite die mächtige Himmelwand.Die winterliche Ruhe wird nur durch das Rauschen der Kötschachtaler Ache unterbrochen. Und auf einmal hören wir das laute Röhren eines Hirsches.
Außer uns ist an diesem Vormittag keiner hier unterwegs. Vereinzelte Schilder weisen darauf hin, dass hier bei Schnee Lawinengefahr besteht.
Kurz darauf kommen wir an einer Abzweigung mit einer Brücke vorbei. Dabei handelt es sich um den Wanderweg zum Reedsee. Da kein Schnee liegt, wäre dieser Weg auch noch begehbar, aber wir marschieren schön brav weiter in Richtung Prossau.Immer wieder tun sich wunderschöne Bergpanoramen vor uns auf. Ich kann mich daran nicht satt sehen. Es ist eine ganz besondere Stimmung, denn wir laufen nach wie vor im (sehr kalten) Schatten der Berge, während sich über uns in den Höhen die Sonne ausbreitet.Im Sommer sind hier wahrscheinlich Menschenmassen unterwegs ...... davon zeugen jedenfalls die sorgsam aufgebauten Steintürmchen am Wegesrand.Die Gefahrenschilder, die wir gesehen haben, stehen ganz offensichtlich nicht zum Spaß da. Hier hat sich vor einiger Zeit wohl eine Steinlawine ihren Weg durch den Wald gesucht. Ab diesem Punkt ist dann leider auch Schluss mit „gemächlich bergauf" laufen. Es geht jetzt ganz beachtlich aufwärts. Ich spüre nun jeden Schritt im Po und in den Oberschenkeln. Hoffentlich hat am Ende des Weges wenigstens der Gasthof geöffnet ... 😉 ... Auch wenn uns der Schnee versagt bliebt, waren die Eiskreationen, die es in und um den Gebirgsbach zu sehen gab, wunderschön.
Und dann ist es (endlich) geschafft. Wir erreichen die Prossau und damit auch das Alpenhaus Prossau. Aus der Entfernung sieht alles menschenleer und geschlossen aus. Oh nein, eine kleine Pause im Warmen wäre jetzt so schön.Aber das Schicksal ist uns hold. Der Alpenhof ist geöffnet, und wir machen einen Einkehrschwung in das gemütliche Lokal. Auf der Speisekarte stehen hauptsächlich österreichische Gerichte, und ich bestelle einen Topfenstrudel mit Waldbeeren, Vanilleeis und Eierlikör ... hmmmm ... so lecker! Dayo und Suri liegen zufrieden und müde auf ihren Bodywarmer, die ich kurzerhand zu Hundekissen zweckentfremdet habe. Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen, wandert noch eine ganze Gamswurst für acht Euro in den Rucksack (die sehr gut geschmeckt hat).Der Rückweg geht nun etwas schneller von statten, denn es ist immer noch extrem kalt und die Hunde sind müde. Am Himmel sehen wir weiterhin die Sonne leuchten, aber kein wärmender Strahl kommt bis zu uns herunter.Auch wenn die Wanderstrecke mit insgesamt elf Kilometern ja jetzt keine riesenlange Wanderung ist, bin ich froh als wir unser Auto erreichen. Irgendwie ist mir auf dem Rückweg trotz des schnelleren Tempos nicht so richtig warm geworden, und auch die Hunde sind sichtlich froh, dass sie sich im Auto zusammen kuscheln können.
Übrigens sind uns auf dem Rückweg zwei Pferdekutschen begegnet, die Gäste zum Alpenhaus Prossau und wieder zurückbringen - für alle diejenigen, die keine Lust zum Laufen haben.
Weitere Informationen:
- Der Weg vom Hoteldorf Grüner Baum bis zum Alpenhaus Prossau zählt zu den Winterwanderwegen im Gasteinertal und ist auch bei Schnee begehbar.
- Die Strecke ist leicht und insgesamt 11 Kilometer lang. Ihr überwindet 220 Höhenmeter.
- Das Alpenhaus Prossau hat im Winter von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Ansonsten von 10 Uhr bis 17 Uhr oder bei Bedarf auch abends für Veranstaltungen. Im Sommer könnt ihr von dort aus auch noch weiter wandern. Hunde sind willkommen. Weitere Informationen findet ihr unter www.alpenhaus-prossau.at.
- Gewohnt haben wir während unserer Winterwoche in der Residenz Gruber in Böckstein und waren dort sehr zufrieden. Hier könnt ihr euren Vierbeiner auch einmal für ein paar Stunden in die Obhut der Chefin geben, wenn ihr Skilaufen gehen wollt.