Die letzten Wochen waren hektisch: sechs Wochen Renovierung meiner Wohnung, fünf Wochen parallel Fotoausstellung vorbereiten, vier Wochen parallel mein zweites Buch fertig schreiben. Mitte Mai ging es mir gar nicht gut und ich wusste, ich bin reif für die Insel. In wahrsten Sinne des Wortes: Denn Mallorca ist mein Rückzugsort, wenn ich durchatmen und in Ruhe arbeiten will. Und beim Verbinden dieser zwei Punkte habe ich mal wieder eine kleine Schatzkiste für Sie entdeckt.
Spontan muss nicht immer teuer sein
Ich war wirklich platt, als ich am Nachmittag des 20.05. spontan beschloss, nach Mallorca zu fliegen. Und mein Wunsch sollte in Erfüllung gehen, denn dank meiner liebsten Flugsuchmaschine Skyscanner fand ich einen verhältnismäßig günstigen Flug für rund 160 Euro ab München. Auch meine Lieblingssuchmaschine für Mietwagen, billiger-mietwagen.de, ließ mich nicht im Stich und präsentierte mir einen schicken Kleinwagen zu einem vernünftigen Preis von ca. 75 Euro. Immerhin stand das Pfingstwochenende vor der Tür, nicht gerade ein Indikator für billige Tarife. Ich musste zwar in Kauf nehmen, dass ich bereits nachts um zwei Uhr aufstehen musste, um meinen Flug um sechs Uhr zu bekommen, aber das war mir in diesem Moment egal.
Was lange währt…
Nachdem ich den ersten Tag mit schlafen, einkaufen und in der Sonne dösen verbracht hatte, packte mich am zweiten Tag bereits wieder die Erkundungslust und ich machte mich auf die Suche nach einem tollen Ausflugstipp für Sie, liebe Leser. Bei angenehmen 25 Grad Celsius sollte es eine Wanderung sein, um selbst auch herunter zu kommen und einfach die Natur genießen zu können. Nach einem Marktbesuch am Vormittag folgte ich dann meiner Intuition auf die öffentliche Finca Son Real. Die Broschüre lag schon länger bei mir auf dem Schreibtisch und nun war endlich der Tag gekommen, an dem ich sie zu Fuß entdecken wollte.
Ein kostenloser Geheimtipp im Nordosten Mallorcas
Das im öffentlichen Besitz stehende Landgut befindet sich im Nordosten Mallorcas, an der Straße zwischen Artà und Can Picafort. Die Einfahrt ist durch ein großes Schild markiert. Ein für Mallorca typisches Holztor empfängt Sie, bevor es dann einige Meter über eine Schotterpiste zu den kostenlosen Parkplätzen geht. Nicht erschrecken, am Nachmittag ist dieses Holztor manchmal geschlossen. So erging es mir auch auf dem Rückweg. Sie können es aber ganz einfach öffnen und wieder schließen. Ansonsten haben Sie aber von April bis September zwischen zehn und 19 Uhr sowie zwischen Oktober und März von zehn bis 17 Uhr freien Eintritt.
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Wandern, Radfahren oder Reiten – Auf der Finca Son Real ist alles möglich
Der Parkplatz überraschte mich, denn es waren maximal zehn Autos dort geparkt. Ich hatte zur Ferienzeit mehr Besucher erwartet. Das lediglich bis 16 Uhr besetzte Informationszentrum versorgte mich mit einer Karte der verschiedenen Touren. Dort fand ich auch eine kostenlose Toilette, die aber die Öffnungszeiten des Informationsbüros teilt. Sie können die 395 Hektar große Finca zu Fuß, per Fahrrad oder hoch zu Ross erkunden. Teilweise gibt es für jede Art der Fortbewegung eigene Wege, teilweise teilt man sie sich auch. Unterwegs gibt es dann noch Wegweiser für Wanderer, die abseits der Schotterpiste tiefer in die Natur vordringen möchten. Diese Pfade sind allerdings nicht auf der allgemeinen Karte verzeichnet.
Audiovisuelle Einführung in das Landleben früher und heute
In der Information bekommen Sie auch Eintrittskarten zu drei Euro für den Film über das Landgut. Er wird in einem Nebengebäude präsentiert und gibt Einblick in die Geschichte sowie die archäologischen, ethnologischen und ökologischen Werte der Finca Son Real. Ich habe mir die drei Euro gespart, weil ich ja kein großer Museumsmensch bin und lieber das schöne Wetter ausnutzen wollte.
Ein Ausflugstipp für Jung und Alt, aber auch die ganze Familie
Nach einem kleinen Abstecher vorbei am herrschaftlichen Haus und durch die Schafsherde zur prähistorischen Stätte „Es Figueral“, betrat ich schließlich durch ein weiteres Holztor den Wanderweg. Bitte hinterlassen Sie die Tore immer so, wie Sie sie vorgefunden haben, damit die Tiere entweder frei herumlaufen oder eben nicht abhauen können. Direkt am Anfang begrüßten mich zahlreiche Nutztiere in ihren großzügigen Stallungen, wie Gänse, Schweine, Pfauen etc. Besonders süß waren die kleinen Ferkel, die gerade über ihre Mutter herfielen, weil sie solchen Hunger hatten. Dann führte mich die Schotterpiste weiter bis zu einer Kreuzung. Unter den dortigen Bäumen hielt eine spanische Familie gerade ihr Picknick ab. Da ich das komplette Ausmaß der Finca kennenlernen wollte, bog ich erstmal auf Weg Nr. 4 ein.
Natur pur in Sandalen – Aber Sonnenschutz und Trinken sind unerlässlich
Weg Nr. 4 mit der Richtung „Son Bauló“ eignet sich für Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen. Mir kam auch ein Paar auf Fahrrädern entgegen. Ansonsten herrschte bis zum Strand entspannende Stille. Der Wind pfiff durch die Kiefern- und Sadebaumwälder, Vögel zwitscherten, Schmetterlinge, Hummeln und Käfer suchten sich ihren Weg zu den unterschiedlich blühenden Pflanzen. In der Ferne hörte man noch einen Mix aus Meeresrauschen und der Straße. Eine kleine Warnung möchte ich an dieser Stelle aussprechen: Sorgen Sie für ausreichend Sonnenschutz auf dieser Wanderung! Nur kleinste Teilstrecken führen durch den Schatten der Bäume, meistens sind Sie der prallen Sonne ausgesetzt. Ich hatte auch mehr Schatten erwartet und büßte diese Fehleinschätzung später mit einem Sonnenbrand auf den Schultern und den Füßen. Ja, ich war nur mit leichtem Schuhwerk unterwegs, daher hatte die Sonne leichtes Spiel. Aber für die Schotterpisten sind Sandalen völlig in Ordnung. Wenn Sie allerdings auf die Nebenstrecken abbiegen wollen, sollten Sie auf festes Schuhwerk zurückgreifen. Nehmen Sie auch genügend Trinken mit!
Am Meer begraben
Laut Karte und Hinweisschildern sollte ich für die 3,6 km zum Torrent de Son Bauló 50 Minuten benötigen. Diese Einschätzung ist auch ok, wenn man ohne Stopp durchmarschiert. Da ich aber herumtrödelte, Fotos schoss und auch mal am Strand sitzen blieb, brauchte ich für 1,5 Std. Hin- und Rückweg drei Stunden. Außerdem schaute ich mir die Ruinen von Necròpolis genauer an. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, in mehrere tausend Jahre alten Gräbern umher zu streifen? Und das direkt am Meer! Immerhin vereint Son Real Mallorcas bedeutendste Konzentration prähistorischer Grabmäler.
Kleine Hindernisse auf dem Weg zur Küste
Um das Gelände der Finca zu verlassen, muss man hier eine Leiter mit drei bis vier Stufen überwinden. Ich traf dann auch auf weitere Wanderer, die entweder von Can Picafort bzw. Son Bauló am Meer entlang hergelaufen waren oder über andere Pfade der Finca den Strand erreicht hatten. Viele waren es allerdings auch hier nicht. Daher ließ ich mich auf einem Stück Treibholz nieder und genoss den warmen Sand zwischen meinen Fußzehen.
Achtung Irrwege!
Der Torrent de Son Bauló entpuppte sich letztlich als Strand der gleichnamigen Feriensiedlung und war vollkommen überfüllt. Im Winter wäre es hier sicherlich sehr schön. So machte ich aber kehrt und lief am Wasser zurück Richtung Peilturm, einem Überbleibsel der spanischen Marine. Auf dem Weg entdeckte ich auch noch einen Bunker, der aber leider nicht mehr zugänglich war. Will man ab Necròpolis über Weg Nr. 2 oder 3 wieder zurück zum Parkplatz, hält man sich jetzt besser auf der Seite am Strand. Ansonsten landen Sie in einer Sackgasse mit schöner Aussichtsplattform, müssen den ganzen Weg aber wieder zurück. Ich spreche aus Erfahrung! Nahe dem Peilturm zwischen den Dünen findet man dann aber schnell den Wegweiser und über eine weitere Leiter geht es wieder auf die Finca.
Von Schatzkisten und Schutzhütten
Einige Meter weiter entdeckte ich dann noch ein Refugio, eine Schutzhütte zum Übernachten. Beim Blick durch ein Fenster entdeckte ich darin auch Schlafsäcke und Lebensmittel. Ich konnte mir eine Übernachtung hier ebenfalls sehr gut vorstellen, so mit Meeresrauschen vor der Tür, mitten im Pinienwald. Allerdings muss man sich dafür vorher im Informationszentrum anmelden. Ich marschierte also auf Weg Nr. 2 mit dem Namen „El Cami de l’Illa des Porros – Refugi“ weiter, immer dem Parkplatz entgegen. Langsam spürte ich meine Beine. Auf dem Weg begegneten mir noch drei Männer mit riesigen Ferngläsern, die die Vogelwelt beobachteten. Kurz vor dem Tor überholte ich noch eine Familie. Mehr Menschen hatte ich auf meiner Tour tatsächlich nicht ausfindig machen können. Deshalb hielt ich diesen Ort auch für eine Schatzkiste. Denn wo auf Mallorca findet man in der Hochsaison so viel Ruhe?
Sie kennen auch einen Geheimtipp für eine ruhige, entspannte Wanderung auf der Urlaubsinsel? Schreiben Sie mir davon hier in den Kommentaren.
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