Wanda – Bussi
3Austro-PopViel Zeit haben Wanda nicht verstreichen lassen zwischen ihren beiden Alben, das klingt für Fans erstmal gut, denn wer Wanda mag, mag freilich lieber mehr Wanda als weniger Wanda, allerdings klingt das, was gut klingt, wie alles, was eben schon vor der Veröffentlichung von Bussi gut klang.
Soviel sei also gesagt: den Wiener Schmäh haben die fünf Musiker rund um Frontmann und Galionsfigur Marco Michael Wanda mit Album Nummer zwei jedenfalls nicht (noch einmal) neu erfunden. Das Debütalbum Amore hat Wanda einen Bilderbuch-Erfolg (pun intended) beschert, zurecht, verdient und legitim. Das Album war originell, es war wienerisch und trotzdem irgendwie cool (klingt paradox, ist aber so), es war noch mehr heimische Musik, als der Rest der gerade die Österreichischen Charts eroberte, eine Erfolgswelle aus Pop-Rock-Mischmasch auf deutsch auf der Wanda mühelos allen vorne weg geritten sind.
Goscherte Texte mit raunzertem Meidlinger-L, so gut wie es sich eben mit Zigarette im Mundwinkel sudern lässt. Nicht schön, nicht einmal unbedingt sympathisch aber vielleicht gerade deshalb genau ins Schwarze getroffen. Spätestens mir der Single Bologna war man dann der neue Scheiss aus Wien, oida, an dem man inzwischen auch in Deutschland nicht mehr vorbei kommt. Das war aus Wiener Sicht besonders und irgendwie witzig. War. Weil irgendwann ist alles aus-gehyped und bevor das passiert, war wohl der Gedanke viel zu schnell ein zweites Album nachzuschießen und mit Bussi, Baby ein neues Bologna in die Playlists der Hipster zu bringen, bevor die ersten „Ich kann’s nimmer hören“-Stimmen zu laut werden. Und genau das ist das Problem. Denn was auf Bussi zu hören ist, ist scheinbar alles das, was es nicht auf Amore geschafft hat. Nicht nur, weil es so klingt sondern, weil in dem hektischen Jahr, dass Wanda zweifelsfrei hinter sich haben nicht besonders viel Zeit zum Song schreiben gewesen sein kann.
Es ist also schwer zu sagen, ob die einzelnen Lieder auf Bussi nun wirklich schwächer sind als auf dem Vorgänger, oder ob man sich einfach nur sattgehört hat, am Wiener Geraunze, dass man ja als Wiener eh schon den ganzen Tag hört. Im Vergleich fehlen aber eben die wirklich Starken Songs und Ohrwürmer wie Bologna, Luzia und Schickt mir die Post. Meine Beiden Schwestern ist fast die einzige Nummer, die für sich alleine stehend wirklich gut ist, zu der man das Bedürfnis hat laut mit zu grölen (ja, bei Wanda ist das etwas Gutes) und das mehr als nur einmal. Auch Gib Mir Alles ist auf jeden Fall hörenswert und verdient eine Chance, weil es sich doch irgendwie ein bisschen vom Rest abhebt. Die erste Single-Auskopplung ist vergleichsweise schwach und wurde schon vor Veröffentlichung so dermaßen in den Himmel gelobt, dass die Enttäuschung doch noch größer als das Tamtam selbst war, ist sie doch eine der schwächsten Nummern auf dem Album. Über die restlichen Titel groß etwas zu sagen fällt schwer, da sie sich einfach durch nichts Markantes hervor heben, sie plätschern dahin und machen irgendwie gute Laune, bis sie dann schlagartig zu anstrengend werden.
Bussi schlägt viele Brücken zu Amore, nicht nur weil keiner sagen kann, welcher Song auf welchem Album ist (mit ein paar Platten mehr sicher ein tolles Partyspiel, wer richtig ratet, darf ein Packerl Tschick „auf ex“ rauchen), sondern auch die Bandeigenen Lieblingswörter wie Amore und Bologna finden sich in Tracks wie Nimm sie wenn du’s brauchst immer wieder.
Ist Bussi jetzt ein schlechtes Album? Nein. Hätte es aber Amore: B-Sides geheißen, hätte sich auch keiner gewundert. Der Hörer wird hier nichts finden, was er nicht schon kennt, für eingefleischte Fans wie gesagt sicher kein Schaden eine Extended-Version des Lieblingsalbums zu hören, im Sinne der Karriere wäre aber eine längere Pause zwischen den beiden Alben und ein wenig mehr Abwechslung ratsamer gewesen.
Wanda – Bussi, Vertigo/Universal Music, wandamusik.com
Autor
Anna HausmannAufgabenbereich selbst definiert als: Kompromisslose Musikredakteurin (zumindest vor dem ersten Kaffee). Findet “Life is what happens to you while you are busy making other plans” (Lennon) manchmal traurig aber meistens wahr.
–&post;