Mitten in der Nacht aufstehen, tagelang warten, kiloweise Equipment schleppen, nasse Füsse, Sonnenbrand oder Jetlag: Harald Löffler darf bei seinem Job nicht zimperlich sein! Der Profi-Fotograf aus Ostfildern hat eine Vorliebe für wilde Tiere und weite Landschaften, gibt Seminare und Workshops und ist der einzige Fotograf, der seine Bilder aus der Wilhelma ungefragt vermarkten darf.
Ich habe mich vor einigen Tagen mit Harald Löffler unterhalten – über Sumatra-Tiger, seltene Schlangen in Deutschland, über seine Anfänge als Fotograf, seine derzeitigen Projekte und zukünftigen Pläne. Aktuell sind einige seiner Bilder übrigens bei der Jubiläums-Ausstellung des fotoclubs filderstadt e.v. in der Städtischen Galerie Bonlanden zu sehen (Bonländer Hauptstr. 32/1, Filderstadt. Noch bis 11. Januar 2015, Sa, So + Feiert. 14-17 Uhr; 31.12. geschlossen).
Harald, seit wann spielen Kameras eine Rolle in Deinem Leben?
HL: Schon als kleines Kind habe ich ab und zu eine Kamera von meinem Vater in die Finger bekommen. Das war sogar eine Spiegelreflex. Die erste Begegnung endete eher schlecht für die Kamera, aber wenn man einem Zweijährigen so ein Ding in die Hand gibt, darf man sich nicht wundern.
Als Kind und Jugendlicher habe ich dann ab und zu mal fotografiert, wenig allerdings, mir waren einfach die Filmkosten zu teuer. Aber im Schullandheim, auf Klassenfahrt oder von meinen damaligen Skateboard-Kumpels hab ich hin und wieder Bilder gemacht. Dass Fotografie mal zum Beruf wird, war zu dem Zeitpunkt nicht absehbar. Ich war am liebsten draußen, hab Sport gemacht und ich kam ziemlich früh mit Computern in Berührung, habe zuerst auch Informatik studiert und viele Jahre in der Softwarebranche gearbeitet.
Wann wurde dann aus Knipsen professionelles Fotografieren?
HL: Seit es halbwegs vernünftige Digitalkameras gibt, hab ich angefangen intensiver zu fotografieren. Eine Spiegelreflexkamera kostete damals noch um die 30 000 Euro und selbst für meine kleine Kompaktkamera habe ich 2000 Mark bezahlt. Irgendwann wurden dann auch Spiegelreflex erschwinglicher und ich hab angefangen mit kleineren Aufträgen. Ich fotografiere ja nicht nur Tiere und Landschaften sondern auch private und industrielle Events, also Hochzeiten, Messen und andere Veranstaltungen. Das wurden dann immer mehr Aufträge und ich habe mich entschieden, meinen Job aufzugeben und nur noch zu fotografieren, Das war Ende 2009.
Nun sind ja Tiere und Landschaften Deine bevorzugten und wohl auch bekanntesten Motive. Wo nimmst Du die auf?
HL: Einige Bilder entstehen auf Reisen – ich war beispielsweise viermal im südlichen Afrika und im gesamten Westen der USA – und viele sind auch in der Wilhelma oder in anderen Zoos entstanden. Vor allem früher habe ich viel in Wilhelma fotografiert, weil es die einzige Möglichkeit ist, speziell an Sumatratiger ranzukommen. Ich kann nämlich nicht einfach mal nach Indonesien fliegen und welche finden. Es gibt noch etwa 200 Sumatra-Tiger in freier Wildbahn und die leben in einem riesigen, ziemlich unzugänglichen Dschungelgebiet. Es gibt von einem einzigen Tierfilmer Aufnahmen, aber ich habe noch kein einziges richtiges Foto gesehen. Einige Bilder wurde mit Kamerafallen aufgenommen, die per Infrarot registrieren, wenn was vorbei kommt und dann auslösen, aber mehr gibt es nicht.
Auf Reisen ist es so, dass ich meist in einem Nationalpark unterwegs bin und mir sage, was einem begegnet muss man mitnehmen. In Afrika darf man eh fast überall nur mit Auto unterwegs sein. Vor allem dort, wo es richtig spannend ist, patroullieren auch Ranger und kontrollieren die Gebiete, das kann dann Ärger geben wenn man erwischt wird. Außerdem können dort 100 Meter auf eigene Faust schon zu viel sein. Da kann hinter jedem Busch etwas liegen und Du siehst es eben nicht. Gerade Löwen und Leoparden sind perfekt getarnt.
Ich mach nur Sachen mit kalkulierbar kleinem Risiko. Die wenigen Bilder von Säugetieren aus nächster Nähe, wurden mit zahmen oder halbzahmen Tieren aufgenommen. Da ist es einfach nur faszinierend, solch einem Tier mal richtig nah kommen zu dürfen.
Neuerdings bin ich gerne in Slowenien unterwegs. Es ist ein wunderschönes Land und ich wollte aus Umweltschutzgründen nicht mehr so viel fliegen. Dort bekam ich Störche, Hasen, Füchse und Biber fotografiert. Es gibt dort in einem Gebiet auch Bären und Wölfe, die habe ich für nächstes Jahr geplant.
Welche Eigenschaften sind wichtig, um gute Aufnahmen zu bekommen?
HL: “Geduld ist wichtig, der richtige Blick und natürlich technische Fertigkeiten. Gerade in der Tierfotografie geht’s halt manchmal richtig schnell und wenn man dann erst nach nem Knopf an der Kamera suchen muss, dann wars das. Gute Fotos entstehen durch eine Kombi aus mehreren Faktoren.
Mit welchen Tieren beschäftigst Du Dich aktuell sehr intensiv?
HL: Bei der Fotoausstellung in Filderstadt zeige ich Schlangen.
Schlangen interssieren mich auch schon immer. In Afrika habe ich die ersten entdeckt und bemerkt, wenn ich die fotografieren will, sollte ich mich ein bisschen damit auskennen, ansonsten überlebst ich das vielleicht nicht so lange.
Und so hab vor drei Jahren einen Giftschlangenzoo in Kärnten besucht. Der Betreiber war mir recht sympathisch und er hat mir ziemlich viel beigebracht, dieses Jahr war ich schon dreimal dort und letztes Jahr noch öfter. Und ich habe viel über Schlangen gelesen.
Mein nächstes kurfristiges Ziel ist es, alle Schlangenarten in freier Wildbahn zu fotografieren, die es in Deutschland gibt. Das sind insgesamt sechs und die Hälfte hab ich jetzt. Kreuzotter, Aspisviper und Ringelnatter. Das sind die einzigen giftigen, aber das auch nur ein bisschen. Der letzte Todesfall mit Kreuzotter ist schon Jahre her. Es war glaube ich eine über 90-Jährige Frau auf Rügen. Aber bei normaler Konstitution müsste man nicht mal zum Arzt gehen. Es empfiehlt sich trotzdem, falls man allergisch auf Schlangenbisse reagiert.
Es gibt eine Art die ziemlich selten ist: die Äskulapnatter. Die gibt es nur zwischen Regensburg und Passau am Steilufer der Donau oder am Neckar im Odenwaldkreis. Ich werde es dort auf jeden Fall probieren. Und Würfelnattern sind auch sehr selten. Schlingnattern dagegen sind einfach zu finden, weil die am verbreitetsten ist.
Hier in der Nähe weiß ich nur, dass es an den Wernauer Baggerseen und im Naturschutzgebiet drumrum Schlangen gibt.
Wie gehst Du vor, wenn Du Tiere in freier Wildbahn fotografieren willst? Einfach drauf los?
HL: Das kann man schon machen. Ich war jetzt auf Suche nach der Aspisviper, das ist so ziemlich die seltenste Schlange in Deutschland, gibt’s nur in einem winzigen Gebiet im Südschwarzwald und das wird auch geheim gehalten weil man Angst hat, dass sie entweder von Schlangengegnern getötet oder von unverantwortlichen Terrarianern gefangen werden, obwohl man doch Nachzuchten kaufen kann.
In dem Fall hab ich mich schon gründlich vorbereitet: Erst hab ich mich schlau gemacht, wo das ungefähr sein kann, dann überlegt, was hat die Art für Anforderungen? Bei Schlangen ist das vor allem Sonne. Also hab ich auf Landkarten geschaut, wo das ungefähr sein kann, bin losgefahren und hab angefangen zu suchen.
Wieviel Zeit musst Du einplanen, um ein paar gute Aufnahmen zu bekommen?
HL: Das ist schwierig zu planen. Manchmal hast Du Glück und es passiert sofort etwas und manchmal wartet man bis zu acht Stunden und es passiert überhaupt nichts. Bei meinen Schlangenfotos im Schwarzwald war insgesamt vier Tage dort. Erst am vierten Tag hab ich sie gefunden und fotografieren können.
Ich hab von anderen gehört die schon oft dort waren und nichts gefunden haben. Ich wäre auch noch öfter hingefahren und werde bestimmt wieder hin.
Es ist natürlich schon frustrierend, wenn man längere Zeit nicht fündig wird, aber wenn man das nicht in Kauf nimmt und gleich beim ersten Mal Ergebnisse erwartet, kann mans gleich lassen.
Wer sind Deine Auftraggeber in Sachen Tiere und Natur?
HL: Vieles davon sind freie Arbeiten, ich verkaufe aber auch Bilder an Verlage für Bücher und Magazine. Außerdem erscheinen regelmäßig Kalender mit meinen Fotos.
Ich selber verkaufe auch ausgewählte Aufnahmen, zum Beispiel als Abzug oder gerahmt mit Passepartout. Außerdem halte ich Vorträge, gebe Seminare und Workshops. Da hab ich ein breites Spektrum, Tier-, Makro- und Landschaftsfotografie sind dabei, aber auch Bildbearbeitung, Farbmanagement oder Bildverwaltung. Da ich ziemlich viele Bilder selbst ausdrucke, ist Fine Art Printing auch ein Thema.
Mehr Infos über Harald Löffler und natürlich Fotos gibt es auf seinen Webseiten www.live-av.de/harald-loeffler, www.eye-of-the-tiger.com und auf seinem Blog