Während den Atomkraftbetreibern gerade der Stecker aus der Stromdose gezogen wird, werden landauf und landab die wertvollen holz- und energieliefernden öffentlichen Forstbetriebe über politische Setzungen in Nationalparke, Wildnisgebiete und Zertifizierungsvorschriften großflächig in Märchenwälder und mithin energiepolitische „Nullflächen“ umgewidmet“, kritisiert der Vorsitzende des Gemeinsamen Forstausschusses der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände „Deutscher Kommunalwald“ Verbandsdirektor Winfried Manns (Mainz) Bestrebungen der Bundesregierung und des Naturschutzes, weite Teile der Wälder Deutschlands aus der forstlichen Nutzung zu nehmen.
Die Wald besitzenden Kommunen in Deutschland sind der Meinung, dass die Diskussion über heimische Energieressourcen nicht bei den rasant gestiegenen Holzpreisen enden darf, sondern auch ein Umdenken in der nationalen Waldstrategie erfordert. Die bisherigen Strategien der Bundesregierung, großflächig die forstliche Nutzung aus den Wäldern zu verbannen und Forderungen der Naturschutzverbände wie dem BUND von zehn Prozent Wildnisgebieten in Deutschland nachzugeben, seien angesichts der beschlossenen Energiewende nicht mehr zeitgemäß. Der Wald allein könne zwar das Energieproblem nicht lösen, biete aber mit dem nachwachsende Rohstoff Holz und der Windkraft gleich zwei „Energiemotoren“ und damit große Potenziale, was die umweltfreundliche Energieversorgung und den Klimaschutz betreffe. Dem ständen neuerdings jedoch Forderungen des Naturschutzes und Teile der Politik nach Stilllegungen und „Null-Nutzungen“ des Waldes sowie ständig neue Erschwernisse und Naturschutzauflagen für dessen Bewirtschaftung entgegen“, so Manns. Dabei liefere die Forst- und Holzwirtschaft seit Jahrzehnten genau das, was der Naturschutz bisher nur versprochen habe: Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, Ökostrom und Arbeitsplätze.
Die Vertreter des deutschen Kommunalwaldes fordern daher von der Bundesregierung und Naturschutzorganisationen, sich mit Blick auf die aktuell von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende von ihren Plänen zu verabschieden, große Teile des deutschen Waldes als „Urwälder“ auszuweisen, in denen dann kein Holz mehr eingeschlagen werden darf. Es sei weltweit das falsche Signal, in Zeiten sich weiter verknappender fossiler Ressourcen und spürbarer Auswirkungen des Klimawandels nachhaltig und umweltschonend bewirtschaftete Wälder aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen; denn nur nachhaltig bewirtschafte Wälder seien auch gut für die Energiebilanz und den Klimaschutz.
Fukushima habe bewusst gemacht, dass der Übergang in eine andere Energieversorgung beschleunigt werden müsse und der Atomstrom ein Auslaufmodell sei. Die Zukunft liege in der dezentralen Energieversorgung. In Deutschland gebe es immer mehr Kommunen, die sich bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien versorgten und so unabhängig von externen Stromlieferanten seien. Dabei verfügen die Kommunen über viele Möglichkeiten, die Nutzung von Bioenergie und Biomasse voranzutreiben. Dies decke sich mit der Mehrheit der Bevölkerung, die einen Ausstieg aus der Atomenergie wünsche und weg von der Nutzung fossiler Energieträger wolle. Die Politik müsse daher jetzt auch für die Wald- und Forstwirtschaft in Deutschland neue und bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit der Wald seinen vollen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leisten und seine Potenziale besser ausgeschöpft werden könne, so Manns.
Die Wald besitzenden Kommunen fordern damit auch das Ende einer Umwelt- und Naturschutzpolitik in Deutschland, die sich mit pauschalen und politisch motivierten Zielvorgaben über die Köpfe der Waldbesitzer und der betroffenen Bevölkerung in den ländlichen Regionen hinwegsetze. Offensichtlich sei in weiten Teilen der Politik und beim Naturschutz noch nicht angekommen, dass Atomausstieg und Energiewende ohne den Wald nicht möglich ist. Die kommunalen Vertreter wehren sich auch dagegen, dass die überschuldeten öffentlichen Haushalte gezwungen werden sollen, ihre Wälder mit guten Wirtschaftsergebnissen aus der Produktion zu nehmen. Schließlich habe die nachhaltige Forstwirtschaft zu der heute vorhandenen vergleichsweisen hohen Biodiversität auch im Kommunalwald geführt, welche nun die Begehrlichkeiten des Naturschutzes auf den Plan rufe. Das Prinzip „Schutz durch Nutzung“ habe sich bewährt, denn Deutschlands Wälder zählten heute zu den gesündesten und artenreichsten in Europa. Eine „Zweiklassen-Waldwirtschaft“ durch die Aufteilung der Wälder in vermeintlich schlechtere Wirtschafts- und gute Wildniswälder sei mit den Kommunen nicht machbar und der Bevölkerung auch nicht vermittelbar. Sie setzen auf Integration statt Segregation.
Nur durch eine nachhaltige Bewirtschaftung und forstliche Nutzung würden die Wälder in die Lage versetzt, ihren wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz zu erfüllen. Dabei könne von Waldvernichtung in Deutschland, so wie es auf internationaler Ebene ein Problem sei, überhaupt keine Rede sein. Hier werde aber von der Umweltseite gezielt der internationale Raubbau an den Wäldern ideologisiert und pauschal auf Deutschland heruntergebrochen, ganz offensichtlich auch um Ängste der Bevölkerung um ihren Wald zu schüren und daraus verbandspolitisches Kapital zu schlagen. Fakt sei, dass in Deutschland die Waldfläche in den letzten 40 Jahren um 1 Million Hektar zugenommen, die Holzvorräte sich in den letzten 30 Jahren sogar verdoppelt haben. Mit 330 Kubikmeter Holz pro Hektar sei der deutsche Wald heute der vorratsreichste in Europa. Seine Bäume speicherten 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Jeder Kubikmeter Holz enthalte 0,3 Tonnen Kohlenstoff. Und nur in verarbeiteten Holzprodukten wie Häusern oder Möbel könne CO2 langfristig gebunden werden. Bäume, die im Wald verrotten, würden dagegen CO2 wieder in die Umwelt abgeben und damit das Klima schädigen. Mit der energetischen Verwendung von Holz werde ein zusätzlicher wichtiger Beitrag zur Verringerung fossiler Brennstoffe geleistet.
„Der deutsche Kommunalwald fordert daher Rahmenbedingungen, die der Bedeutung des nachwachsenden Rohstoffes Holz angesichts der Endlichkeit fossiler Ressourcen und der Sorge um das Weltklima gerecht werden anstatt den Waldbesitzern immer wieder neue Steine in den Weg zu legen“, so Manns. Das Cluster Forst und Holz beschäftige immerhin 1,3 Millionen Menschen in 185.000 Betrieben mit einem Umsatz von rund 181 Milliarden Euro und stelle damit auch ein volkswirtschaftliches Schwergewicht da. Im Vergleich dazu belaufe sich der Gesamtumsatz der Windenergiebranche im Jahr 2009 auf nur 5,8 Milliarden Euro. Bei den erneuerbaren Energien seien trotz erheblicher staatlicher Subventionen in den vergangenen Jahren insgesamt nur rund 300.500 Arbeitsplätze geschaffen, davon im Bereich der Windenergie rund 87.000 Arbeitsplätze.
„Nach Fukushima braucht Deutschland den nachwachsenden Rohstoff Holz und seine Wälder, die ihn produzieren, mehr denn je, um die von der Bundesregierung beschlossenen energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen. Wer den Atomausstieg will, der darf sich auch nicht länger der nachhaltigen Nutzung der Wälder in den Weg stellen“, so Manns.