Zwar kamen bei der Katastrophe keine Menschen ums Leben, aber die Feuer haben Anfang August 2018 rund 27.000 Hektar Land in Schutt und Asche gelegt. Dies entspricht etwa der Größe des Naturparks Bayrischer Wald - vergleichbar gut 33.000 Fußballplätzen. Durch die Brände wurden mehr als 50 Häuser zerstört und insgesamt etwa 600 Menschen erlitten Sachschäden. Die Brände in Monchique forderten nicht zuletzt die Einsatzkräfte bis ans Limit. In der schlimmsten Phase waren täglich etwa 1.400 Feuerwehrleute im Einsatz. Schaulustige beobachteten, wie die Löschflugzeuge im 20 Kilometer entfernten Atlantik Meerwasser aufnahmen und auf die Flammen spritzten.
"Viel geredet, nichts getan"
Jetzt, sieben Monate nach dem Inferno, grünt die Natur und die Hoffnung. Doch einige Bewohner der Waldbrand-Region fühlen sich mit den Konsequenzen der katastrophe ziemlich allein gelassen. Manche beklagen sich über mangelnde Unterstützung des Staates. "Es wird viel geredet, aber nichts unternommen", kritisierte kürzlich zum Beispiel José Luís, einer der von den Flammen geschädigten Bewohner des Gebirgsortes, im Gespräch mit einem portugiesischen Medium. Klar ist: Nur wenige der zerstörten Häuser konnten bislang mit Hilfe von Freiwilligen, Freunden und Familienangehörigen wieder nutzbar gemacht werden.
Flammen erloschen, aber mancher kocht vor Wut
Die Brände wurden im August 2018 zwar nach einigen Tagen mühsam gelöscht, aber die zerstörten Häuser erinnern auch sieben Monate nach den tragischen Ereignissen an die damalige Katastrophe. Diese ist auch längst nicht aus den Köpfen und Seelen der Bewohner der Waldbrand-Region verschwunden. Es herrscht mancherorts Ratlosigkeit, es gibt Frust und hier und da auch kochende Wut in der Bevölkerung.
Zunehmende Bürokratie verzögert Hilfen
Nicht wenige Bewohner werfen der Regierung vor, zu wenig Nähe zu den Menschen vor Ort aufgebaut zu haben. Nuno Pereira, Mitglied eines Vereins zur Unterstützung von Feueropfern, forderte im Radio: „Man muss den Menschen aus dem Hinterland zuhören und sich in ihre Lage hineinversetzen." José Gonçalves, Vorsitzender des Gemeinderats von Monchique, erklärte: „Viele, vor allem ältere Leute, die schon 2003 Waldbrände in Monchique erlebten, fühlen sich insbesondere durch die zunehmende Bürokratie, die den Wiederaufbau der zerstörten Häuser verzögert, vernachlässigt. Dadurch, dass die bürokratischen Strukturen im Jahr 2003 noch nicht so umfassend waren wie heute, war die Restauration der zerstörten Häuser damals scheller."
Doch nicht nur der Wiederaufbau der Häuser ist ins Stocken geraten, sondern auch die Existenz vieler Familien, die von der Landwirtschaft leben, bleibe weiterhin gefährdet, so Paula David, Bewohnerin der Gemeinde Alferce in der Waldbrand-Region Monchique.
Freiwillige spendeten viele Tausend Euro für die Waldbrand-Region
Die Waldbrände in Monchique animierten freiwillige Spender, sich aktiv für die Menschen vor Ort einzusetzen. Zu den wichtigsten Organisationen gehört die Initiative Ajuda Monchique, welche, den Angaben der eigenen Webseite zufolge, auch heute noch die Zusammenarbeit zwischen dem Rathaus, den Feuerwehrleuten und den Bürgern fördert und auch auf Facebook aktiv ist.
Zu erwähnen ist auch die aus Rumänien stammende, in Deutschland aufgewachsene und in Carvoeiro tätige Alina Stoica, die eine private Spendenaktion organisierte. Mehr als 20.000 Euro kamen zusammen. Stoica kaufte dafür viele Hilfsgüter und überbrachte sie bei zahlreichen Einsätzen im Monchique-Gebirge den dort Not Leidenden.
Zu den vielen, die im Hintergrund ganz gezielt halfen, gehört aber zum Beispiel auch Matthias Kästner von Pois Portugal. Der aus Winnenden stammende engagiert sich unbehandelte, fair gehandelte landwirtschaftliche Produkte von portugiesischen Kleinerzeugern. Wir berichteten bereits 2016 über seine bemerkenswerte Initiative - in unserem Beitrag " Pois Portugal: Früchte für Freunde".
Auch Deutsche waren in der Waldbrand-Region betroffen
Ebenso war "Eselflüsterer" Robert Nestmann, dessen Stallungen in Barranco de Picota zum größten Teil abbrannten, von den Waldbränden existenziell betroffen. Um Nestmann und seinen fünf Grautieren zu helfen, schuf " Algarve für Entdecker" die Aktion #RettetRobert. Auf dem Spendenkonto unseres Online-Magazins gingen 2.500 Euro ein. Robert dankte allen unseren Lesern (Beitrag " Algarve: Warum Robert weitere Hilfe braucht"). Er konnte sich mit Hilfe des Geldes u. a. Futter und neue Sättel für die Tiere leisten und die dringend notwendigen Zahnbehandlungen bei den Eseln bezahlen. In Kürze werden wir darüber berichten, welchen erstaunlichen Weg Robert eingeschlagen hat.
Tourismus der Waldbrand-Region litt zunächst gravierend
Die Katastrophe in Monchique hatte nicht nur Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf den Tourismus, der eine wichtige Einkommensquelle der Stadt darstellt. Zur Erinnerung: Zwei Hotels, in dem sich rund 500 Touristen befanden, mussten Anfang August 2018 evakuiert werden und während der Brände waren etwa 300 Algarve-Bewohner dazu gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Auch manche der Algarve für Entdecker-Nutzer fragten besorgt in der Redaktion an: "Kann man denn überhaupt dort noch Urlaub machen?". Immer konnten wir guten Gewissens sagen: "Aber selbstverständlich!"
Zirkusfestival symbolisiert den Neuanfang
Trotz des harten Schicksalsschlags konnte die Waldbrand-Region schon gegen Ende des Jahres mit einem erfolgreichen Zirkusfestival, an dem 3.500 Gäste teilnahmen, beweisen, dass sie den Mut nicht verloren hat und wieder aufblüht. Die Idee " Monchique, Algarve, Jahresende, Zirkusfestival" soll laut Bürgermeister Rui André auch in Zukunft weiter gefördert werden.
Er sagte: „Wir wollen, dass sich die Leute, vor allem Familien, hier zum Jahresende an den einzelnen Shows mehrerer Zirkusse erfreuen können sollen. Abschließend soll es dann eine große gemeinsame Vorstellung mit anschließender Party mit den Künstlern und Artisten geben". Wir berichteten darüber in unserem Artikel " Monchique strebt Zirkusfestival wie in Monte Carlo an".
Wanderwege werden ausgebaut
Doch trotz der Auswirkungen der Brände auf Teile der Natur sieht André viel Potenzial im Monchique-Tourismus. In einem Interview, das wir am 9. Dezember veröffentlichten (Beitrag " Algarve: Monchique-Bürgermeister appelliert an Touristen"), erklärte er: "Wir sind die portugiesische Stadt mit der höchsten Gesamtlänge von markierten Wanderwegen. Die bauen wir weiter aus." Dabei setzt der Bürgermeister vor allem auf "historische Wege" und "thematische Routen", die den Tourismus in Monchique wieder aufwerten sollen.
Wie geht es in der Waldbrand-Region weiter?
Mitte Februar hat die Kreisverwaltung Monchique nun damit begonnen, die ersten Verträge für die Rekonstruierung zerstörter Häuser zu unterzeichnen. Dem Vernehmen nach handelt es sich um etwa ein Dutzend Fälle. Weitere 40 wären demnach noch in der Warteschlange. Der Prozess nimmt offenbar viel Zeit in Anspruch. Die liegt zum Beispiel auch daran, dass die Behörden nach schlechten Erfahrungen mit Betrugsfällen nach der Brandkatastrophe von 2017 bei Pedrógão Grande im Norden des Landes besonders korrekt arbeiten und ähnliche Vorkommnisse ausschließen wollen. André versicherte aber: „Unsere kommunalen Dienste haben alles gemacht, um eine Lösung zu finden". Es werde getan, was „notwendig" ist.