In den letzten Wochen stolperte ich immer wieder über den Begriff Waldbaden. Dabei hatte ich dann oft das Bild eines einladenden Waldsees vor Augen und vielleicht geht es euch dabei auch so.
Wenn mir etwas Neues mehr als dreimal „über den Weg“ läuft, sehe ich das für mich als ein Zeichen, dass ich mich näher damit auseinandersetzen sollte. Also habe ich die letzten sonnigen Wochen genutzt und ging einmal in den Wald.
Zum Baden.
Waldbaden – Was ist das überhaupt?
Waldbaden bedeutet nichts anderes, dass man gemütlich durch den Wald wandert. Dabei sollte man ohne Walkingstöcke, ohne Musik im Ohr und sonstige Ablenkung achtsam und bewusst gehen, quasi in der gesunden Umgebung des Waldes baden.
Neu ist das natürlich nicht. Denn seit Generationen gehen Menschen im Wald spanzieren und sind sich der wohltuenden Wirkung der Natur und der guten Luft bewusst. Aber inzwischen haben wir auch noch eine wissenschaftliche Begründung dafür.
Shinrin-yoku, das Wald(luft)bad
Anfang der achtziger Jahre führte die das japanische Landwirtschaftsministerium ein großangelegtes Forschungsprogramm durch, um die medizinische Wirkung des Waldbadens nachzuweisen. Damit folgten sie einer alten Tradition, dem Shinrin-yoku, das Baden in der Luft es Waldes. Inzwischen gibt es in Japan etliche Zentren für Waldtherapie und Fachärzte, die sich in Waldmedizin fortgebildet haben. Und nun ist die Heilkraft des Waldes auch in Europa angekommen.
Die Terpene machen es möglich
Außer all den anderen guten Dingen, die uns die Natur zu bieten hat, können wir im Wald von den Terpenen profitieren. Dabei handelt es sich um Substanzen, die von allen Pflanzen abgesondert werden und man vermutet sogar eine gewisse Art der Kommunikation dahinter. Wenn wir diese Terpene atmen, haben sie einen positiven therapeutischen Effekt auf uns. Sie können sogar die sogenannten Killerzellen stärken und so unser Immunsystem stärken.
Angeblich geben Nadelwälder die größten Mengen an Terpenen ab.
Wo und wie kann man Waldbaden?
Waldbaden könnt ihr überall, wo es einen Wald gibt. Es werden auch Kurse in dieser Disziplin angeboten. Am Ende des Artikels habe ich noch ein paar Tipps für euch.
Was müsst ihr beim Waldbaden beachten?
- Geht achtsam und ruhig
- Genießt die Stille in euch
- Verlasst nicht die Waldwege. Die Tier- und Pflanzenwelt wird es euch danken
- Die Länge eurer Wanderung hängt von eurer Kondition und von eurer Zeit ab
- Macht zwischendurch eine kleine Pause, nehmt euch Wasser mit
- Hinterlasst keinen Müll
- Geht nicht in der Dunkelheit auf eine Waldwanderung
- Ihr könnt nichts falsch machen – seid einfach nur da im Hier und Jetzt.
Waldbaden – So könnt ihr diesen Trend für eure Yoga-Praxis nutzen
Waldbaden könnt ihr sehr gut für eure Yoga-Praxis nutzen. Allein der Weg durch den Wald könnt ihr als Yoga-Übung betrachten, wenn ihr ihn in Achtsamkeit begeht.
Sucht euch einen ruhigen Platz, der möglichst eben ist. Ich konzentriere mich hierbei auf Asanas, die ich im Stehen ausführen kann, weil es mir unsympathisch wäre, eine Yogamatte in den Wald mitzunehmen. Ihr könnt das natürlich tun, aber seid bitte vorsichtig mit Asanas, bei denen ihr auf dem Rücken liegt.
Das Waldbaden eignet sich natürlich unglaublich gut für Atemübungen (Pranayamas). Die meisten kann man im Stehen oder auf einem Baumstumpf, Bank etc. ausführen. Besonders gut tut natürlich die Reinigungsatmung, die ja im Moment die Asana des Monats ist. Aber auch die wechselseitige Nasenatmung und Shitali (kühlende Atmung) kann man hier prima üben.
Bei den stehenden Asanas bieten sich natürlich an: Rumpfbeuge, Brunnen, Pendel und Dreieck.
Asanas wie der Baum oder die Arm- und Beinstreckung erfordern ein gutes Gleichgewichtsgefühl. Überlegt euch bitte, ob ihr sie wirklich im Wald ausführen möchtet.
Fazit:
Das Waldbaden kann gerade in der momentane Coronakrise ein gutes Hilfsmittel sein, Körper, Seele und Geist zu stärken. Es ist natürlich fraglich, ob es immer sinnvoll ist, wenn etwas ganz Banales, Natürliches instrumentalisiert wird. Ich halte es aber für passend, wenn man die vernünftigsten und stimmigsten Aussagen in sein eigenes Leben integriert.
Wenn ihr die Möglichkeit habt, mit angemessenen Aufwand einen Wald zu erreichen, dann solltet ihr das einmal probieren. Die Kombination mit Yoga macht daraus eine ganz besonders heilsame Auszeit.
Weitere Informationen
Sehr interessant fand ich diesen Artikel über das Waldbaden auf Zeitonline.
In diesem Beitrag wird auch die Waldbademeisterin Annette Bernjus zitiert. Sie bietet im Taunus Kurse im Waldbaden an. Mehr Informationen findet ihr auf ihrem Blog.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass ihr das Baden im Wald auch ohne Anleitung hinbekommt. Den Autodidakten unter euch empfehle ich dieses Buch von Yoshifumi Miyazaki:
Shinrin Yoku – Heilsames Waldbaden: Die japanische Therapie für innere Ruhe, erholsamen Schlaf und ein starkes Immunsystem
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Und nun wünsche ich euch eine schöne, achtsame Zeit im Wald!