Wahre Liebe dauert über den Tod hinaus an und wendet sich dann der Zukunft zu

Von Wernerbremen

Ein Märchen aus Persien:
Ein orientalischer König hatte eine zauberhafte Frau, die er über alles liebte. Immer wenn er Zeit hatte, suchte er ihre Nähe. Eines Tages starb die Frau und ließ den König in großer Trauer zurück. "Nie", rief er aus, "will ich mich von meinem geliebten jungen Weibe trennen."
In einem gläsernen Sarkophag bahrte er seine Frau im größten Saal des Palastes auf und stellte sein Bett daneben, um nicht eine Minute von ihr getrennt zu sein. Es war jedoch ein heißer Sommer und trotz der Kühle des Palastes ging der Leichnam der Frau langsam in Verwesung über. Ihr holdes Antlitz begann sich zu verfärben und wurde von Tag zu Tag aufgedunsener. Der König in seiner Liebe sah dies nicht.
Bald erfüllte der süßliche Geruch der Verwesung den ganzen Raum und keiner der Diener wagte es, auch nur seine Nase herein zu stecken. Der König nahm selber schweren Herzens sein Bett und trug es in den Nebenraum. Obwohl alle Fenster sperrangelweit offen standen, kroch der Geruch der Vergänglichkeit ihm nach. Es flohen alle Diener und Freunde.
Dann verlor der König das Bewusstsein. Der Hakim, der Arzt, ließ ihn in den großen Garten des Palastes bringen. Als der König erwachte, strich sein frischer Windhauch über ihn. Der Duft der Rosen umschmeichelte seine Sinne. Es war ihm, als lebte seine große Liebe noch. Nach wenigen Tagen erfüllte den König wieder Leben.
Sinnend blickte er in den Blütenkelch einer Rose und plötzlich erinnerte er sich daran, wie schön seine Frau zu Lebzeiten gewesen war. Er brach die Rose, legte sie auf den Sarkophag und befahl seinen Dienern, seine Frau der Erde zu übergeben.

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt