Nee, ich weiss auch nicht, was ich schreiben soll, da habe ich mit der deutschen Zeitungslandschaft was gemeinsam. Feiern wir also. Feiern wir den Aufschwung.
Feiern wir das "Größte Wachstum seit der Wiedervereinigung". 3,6 Prozent. Alles, was da Rang und Namen hat in den Wirtschaftsforschungsinstituten, überschlägt sich, aber den doppelten Rittberger macht natürlich alles, was Springer so tagtäglich zusammenbuchstabiert, also BILD und WELT. Klein geschrieben wird der Rückgang des letzten Jahres (4,7 Prozent), das macht keinen Spaß.
Und garnicht vorkommen will ein Aspekt des Wachstums, der dann auch tatsächlich nur 0,3 Prozent dieser 3,6 Prozent Aufschwung ausmacht. Der Export? Inverstionen? Vielleicht bei all der Sparerei sogar staatliche Konsumausgaben?
Natürlich nicht.
SIE sind es, die nur um 0,5 Prozent gewachsen sind und damit nur ein Zwölfel des Aufschwungs bewirken. Die Binnennachfrage. Und das trotz dieses unglaublichen, rasanten, alle Erwartungen übertreffenden Weihnachtsgeschäfts. Für das Sie scheinbar das ganze Jahr über gespart haben. Also, mal raus mit der Sprache: Was solln das?!
Sie müssen langsam mal begreifen, dass Kapitalismus nur funktioniert, wenn Sie Jahr für Jahr mehr konsumieren. Sie können natürlich auch einfach gezielt Produkte und Dienstleistungen kaufen, die anständig verteuert wurden. Verbrauchen Sie mehr Strom. Bahnfahren und Fliegen lohnt sich auch. Einfach den Level halten funktioniert nicht: Es werden immer weniger Leute gebraucht, um den Ramsch herzustellen, den Sie kaufen, also müssen Sie immer mehr kaufen, weil Sie sonst Arbeitslosigkeit verursachen. Wollen Sie sich etwa abschaffen? Soll Thilo Sarrazin sein nächstes "Wer hat Schuld"-Buch über Sie schreiben?
Und wenn das nicht reicht, reservieren Sie sich einfach gleich zwei Plätze in der Bahn oder kaufen zwei Flugtickets. Bei dem, was Sie fressen müssen, damit sich dieses Land weiter Bürger leisten kann, könnte man das sogar vorausschauend nennen.
Und hier kommt das Wetter.
