Die Wirtschaftslobbies, seien es die der Waffenliebhaber oder die der Internetmultis, scheinen den Menschen jegliche Vernunft und Menschlichkeit zu rauben. Nach dem letzten Amoklauf kommen Gedanken und Argumentationen zum Vorschein, die mehr als nur befremdlich wirken. Es ist mittlerweile zum routinierten Usus der grossen Mainstream Medien geworden, nach einem Amoklauf die Täter als Soziopathen zu entschlüsseln. Was ist von der journalistischen Seriösität und Menschenvernunft der Schnellschussreporter zu halten, die sowohl den Kino-Amokläufer James Eagan Holmes, der vor nicht mal einem halben Jahr bei der mitternächtlichen Premiere von Christopher Nolans letztem Batman-Film ein Dutzend Menschen tötete, als auch den Grundschulmörder Adam Lanza zu pathologischen Fällen erklärten, ehe es überhaupt ein professionelles psychologisches Gutachten gab? Was ist davon zu halten, wenn man Menschen, die über kein Facebook Profil verfügen und ihren Amok nicht auf allen sozialen Netzerken ankündigen, als soziophobische Autisten oder Semi autistische Asoziale beschreibt?
Es werden Scheinzusammenhänge suggeriert, die in Wirklichkeit gar nicht existieren! Wer in den USA nicht dem pathologisch anmutenden Zivilisationsparadigma eines ökonomisch fest über seinen (Internet-) Konsum integrierten Facebook Users oder einem waffenliebenden und kaufenden erzkonservativen Patrioten entspricht, der ist per Definition ein gefährlicher soziophobischer Außenseiter, der im Zweifelsfall nur durch bis an die Zähne bewaffnete Lehrer aufzuhalten ist. Ja, es sei nicht die Waffe, die tötet, sondern der Mensch – so argumentiert die Waffenlobby. Und weiter: Es wäre nicht passiert, wenn noch mehr Waffen vorhanden gewesen wären. Facebook- und Waffenpflicht.
Durch die amerikanische Gesellschaft geht eine tiefe Kluft zwischen scheinheiligen superreligiösen Nationalisten und gierigen Habenmenschen (meist republikanische Wähler) auf der einen Seite, und den etwas mehr aufgeklärten und gebildeten demokratisch orientierten Menschen, die hin und wieder auch einmal etwas nachdenken und noch zum altruistischen Mitgefühl fähig sind.
Nein, die USA haben als moralische und ethische Weltkultur entgültig abgewirtschaftet. Wenn eine Volksmehrheit Vernunft und Menschlichkeit zugunsten von Lobbyismus, Habgier, Nationalismus und ultra extremistischer Religiösität opfert, und allen Ernstes die Freiheit für die Waffe vor das Recht zu leben setzt, und dies aus wirtschaftlichen und machtpsychologischen gründen, dann kann man eine solche Nation und Gesellschaft nicht mehr als zivilisiert ansehen. Für mich gilt daher: Vorsicht vor den Amerikanern, viel zu viele von ihnen sind degeneriert und gefährlich. Wer gegen die Menschlichkeit ist, der ist in meinen Augen ein Feind des Menschen. Ob Obama nun Schnellfeuergewehre verbietet und große Magazine; das ist völlig ohne Belang. Die leicht verfügbare Feuerkraft, die spielerische – seit Kindheit an trainierte – Enthemmung zum Töten von Menschen; das ist pathologisch. Das Bewusstsein der Mehrheit ist weiterhin getrübt durch Lobby – Propaganda, überbordenden Egoismus und der Gier nach Macht und Mammon.
Nein, ich habe keine Hoffnung mehr für die einstige Vorzeigedemokratie. Und ja, ich hoffe, dass die USA weiterhin so schnell zerfallen wie während den letzten 10 Jahren. Die Geschichte hat gezeigt, dass Zivilisationen, deren politischen und wirtschaftlichen Eliten in der Vergangenheit verharren und zur Anpassung an die neuen Gegebenheiten nicht fähig waren, stets verschwanden – und zwar innerhalb weniger Jahrzehnten. Wegen mangelnder ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit werden die USA schneller in die Bedeutungslosigkeit verschwinden, als sie glauben. Bereits jetzt beschwören die Republikanischen Falken die Vision einer wieder erstarkten Nation hervor, so wie sie einst in der glorreichen Vergangenheit einmal gewesen war.
… und niemals mehr wird, wenn es nach gedankensindfreier ginge.
gedankensindfreier für humanicum
