Früher hätte ich mich an solchen Abend vor den Fernseher gesetzt, Bayern-Dortmund oder so. Noch viel-viel früher hätte ich dafür gesorgt, dass ausreichend Bier im Kühlschrank steht. Und noch viel-viel-viel früher dafür, dass das Bier ausreichend lange drinnen steht. Lange bevor ein solches Spiel beginnt. Dazu Chips und Käsestangen.
Aber heute? Ich? Mit ohne Fernsehgerät?
“Elfriede!” sahr ick, “ick wer man bißken rumhörn, wat die Leite so wählen dun, man muß sich auf den Laufenden halten”, sahr ick – “es is eine patt… pathologische Flicht!” sahr ick. Ick ha nämlich ‘n selbständjen Jemieseladn.
Sie packt ma ‘n paar Stulln in, und ick ßottel los.
Die “außerhalb der Stadtpartei unbekannte” Jacqueline Krüger zieht für die Liberalen in den Bundestagswahlkampf. Auf der Einladung steht:
“… neben einem interessanten Gast erwarten Sie kleine kulinarische Begleiter …”
Hübsch formuliert: Es gab Boulette und Wurschtsemmeln, dazu Cola und Wasser.
Gleich am Anfang bekamen wir, das liberale Publikum, erklärt, was “liberal” eigentlich bedeutet: Man habe vor einiger Zeit unter den Abgeordneten des Deutschen Bundestages eine Umfrage gemacht, ob man in der Parlamentskantine einmal in der Woche ausschließlich vegetarisches Essen anbieten solle. Alle Grünen waren dafür, ein großer Teil der SPD auch, die Linken ebenfalls, wie auch viele CDUler. Nur die FDP war geschlossen dagegen. Zu 100 Prozent!
“Das ist liberal: jeder kann essen was er will!”
Bei der Vokabel “essen” entdecke ich eine gewisse Ähnlichkeit. Jacqueline Krüger sieht aus wie Claudia Roth als diese jünger war. Dazu trägt sie auch noch grüne Klamotten, einen grünen Schal, grüne Strähnen – Liberale Tarnung?
Aaaba…
Die Leute sinn richtich. Sie – det wa jroßachtich! An Einjang hattn se lauter Projramms zu liejn… da konnt sich jeder eins aussuchen. … ”Bütte sehr”, sacht det Frollein, wat da stand, “da nehm Sie unsa Projramm Numma siemundfürrsich – da is det allens drin. Wenn et Sie nicht jefällt”, sacht se, “denn kenn Siet ja umtauschn. Wir sind jahnich so!”
Diß is eine kulante Pachtei, sahre ick Ihn! Ick werde die Leute wahrscheinlich wähln. Falls et sie bei der Wahl noch jibt.
Witzig: 1930 schrieb Tucholsky diese Sätze über die Deutsche Staatspartei (DStP) – dem Vorläufer der FDP.
Der Überraschungsgast des Abends war Professor Dr. Gerd Habermann, der interessanterweise das anwesende Publikum von den Vorzügen eines Plebiszites zu überzeugen suchte. Eine Idee, die ich bisher bei den Piraten vermutete oder in der linkesten Ecke der Linken.
“Aber man sollte unterscheiden. Ich meine die Schweiz und nicht die drei Plebiszite unter Adolf Hitler.”
Schon klar. Aber dennoch wäre es putzig, wenn die FDP mit einem Thema in den Wahlkampf zöge, welches in Umsetzung eine verfassungsändernde Mehrheit erfordern würde.
Wollen wa noch ne kleene Molle nehm? Nee? Na ja… Sie missn jewiß ooch ze Hause – die Fraun sind ja komisch mit uns Männa! Denn winsch ick Sie ooch ne vajniechte Wahl! Halten Sie die Fahne hoch!
Ach-ja, und: Bayern München hat gestern wie immer gewonnen – laaangweilig!