VW up!: Na, wenn da die Begeisterung mal nicht upappt?

VW up!: Na, wenn da die Begeisterung mal nicht upappt?

© www.volkswagen.de

„Was ist denn das für ein Witz?“ war die ganz bestimmt anerkennend gemeinte Aussage eines VW-Touran-Fahrers über unseren neuen Minivan, einen Citroen C3 Picasso. Ich jedenfalls finde den nicht in erster Linie witzig, sondern eher geräumig, schnell, bequem und spritsparend, denn er verbraucht mit seiner 110PS-Diesel-Maschine bei angemessener Fahrweise etwa 4,5 Liter auf 100 Kilometer. Und die äussere Form ist eine, die man nicht mögen muss, aber mögen kann. Jedenfalls ist auch die Fachpresse von dem Auto ganz angetan.

Allerdings konnte sich Citroen dem allgemeinen Trend nicht verschliessen und musste für die Werbung erkennbar verzweifelt nach einer englischen Bezeichnung suchen: und so (er-)fand man den Ausdruck „spacebox“ – und der ist dann nach meiner unmassgeblichen Meinung tatsächlich ein „Witz“.

Gut, nicht jeder Werbeabteilung ist das Talent gegeben, so Sprachikonen zu schaffen wie diejenige der Firma „Apple“ – oder vielleicht müssen wir uns tatsächlich an manche Ausdrücke einfach erst gewöhnen: wer hat nicht am Anfang die Nase gerümpft über den „Eipott“, doch nun hat er sogar reichlich Zuwachs bekommen: das „Iphone“ und das „Ipad“; kaum jemand  spricht wirklich noch von einem „MP3-Player“, und haben will ihn eigentlich auch niemand mehr, denn Musik hört man unterwegs eben auf seinem „Ipod“. So dringen Begriffe, über die man am Anfang belustigt die Nase rümpft, in den eigenen Sprachschatz – und sind einige Zeit später kaum noch weg zu denken…

Was hat das Alles mit dem „VW up!“ zu tun: eine Menge, denke ich. Machen wir uns dazu doch ein paar (nicht ganz ernst gemeinte) Gedanken:

Derzeit jedenfalls überschlagen sich die deutschen Zeitungen mit Lobeshymnen auf dieses neue Fahrzeug des in Niedersachsen beheimateten Weltkonzerns.

Doch bevor wir uns mit der Werbung für das Auto beschäftigen, schauen wir uns den neuen Hoffnungsträger der Wolfsburger (und zwar nicht nur der Unterabteilung Fussball, auch wenn diese für die Einkaufstouren ihres Abteilungsleiters derzeit eine Menge Kleingeld benötigt) an: 3,54m ist er lang, er verbraucht minimal 4,2 Liter auf 100 km und in 2 Jahren soll er auch elektrisch über die Strassen rollen. Nun, das sind jetzt alles keine Leistungsdaten, die mich so wahnsinnig vom Hocker hauen, und auch äusserlich habe ich nach den ersten Photos nicht gerade den Eindruck, da würde Designgeschichte geschrieben: Alles schon da! Eben die Interpretation eines Kleinstwagens aus der Sicht des VW-Konzerns – solide und wertbeständig (wenn man das bei einem PKW überhaupt noch annehmen darf), aber kein Wagen, der die Automobilwelt neu erfindet.

Dabei verwundert mich ein wenig, dass bisher kein VW-Dieselmotor  unter die Motorhaube des Autozwergs passt – nun, da wird das kleine Pseudonordlicht (der nämlich in Bratislava vom Band läuft) also pro 100km höhere Spritkosten verursachen als unsere „Spacebox“ – und dabei deutlich schlechter motorisiert und wesentlich beengter im Innenraum sein (VW Up Fahrbericht: Zurück in die Zukunft – Auto | STERN.DE).

Der Stern übrigens kam auf 5,5 Liter pro 100 Kilometer und war dementsprechend schon ein wenig enttäuscht – Normverbrauch und Alltagsbetrieb sind eben doch 2 Paar Schuhe.

Alles in Allem: ein Kleinwagen eben, und er wird sicherlich insbesondere in Deutschland gern gekauft werden, ist er doch ein Volkswagen. Ob er allerdings so begeisternd angenommen wird, wie alle jetzt schreiben: ich weiss es nicht.

Doch damit zurück zu den Werbeabteilung und meiner Überschrift: wenn das Auto selbst schon nicht so innovativ ist, dann sollte es doch wenigstens die Werbung sein, und mit ihr die Bezeichnung der neuen Hochlichter – Verzeihung: Highlights: deswegen hat man bei VW ganz tief in die englische Trickkiste gegriffen:

Der Fahrzeugname: „up!“ – jawohl, klein und immer mit Ausrufezeichen! Darauf legt man grossen Wert bei VW (grossgeschrieben).

Die Grundversion: „take up!“ (natürlich auch klein auch nur echt mit dem Ausrufezeichen!).

Darf es ein bisschen mehr sein: „move up!“.

Oder besonders nett ausgestattet: „high up!“.

Und wie nennt man nun ein Radio samt Telefonanschluss und Navigation: ein „portable infotainmentcenter device“ (ernsthaft!) namens „maps&more“.

Ein Armaturenbrett gibt es übrigens auch, allerdings gegen Aufpreis und mit spannendem Namen: „dashpad“.

Schöne, neue Autowelt….

Ziemlich daneben gegriffen haben die Werbestrategen allerdings bei einer Wortschöpfung, bei der wohl auch Apple Pate gestanden hat, ähnlich wie bei dem Armaturenbrett, welches sich vom englischen „Dashboard“ zum „DashPad“ wandelte: das „portable infotainmentcenter device maps&more“ kann man nämlich aufrüsten – sozusagen „pimp my microcar“ . Dazu benötigt man allerdings eine:

„upapp“

…und das ist nun einmal im Deutschen eine ziemlich unglückliche Wortschöpfung.

Und, wer ist an Allem schuld – genau, die wieder:


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