VW-Skandal: Alle wussten es – und alle sind „betroffen“

Von Klaus Ahrens

Wie distanziert man sich als Mittäter von einer kriminellen Handlung wie dem VW-Abgas-Skandal, die gegen die gesamte Menschheit gerichtet und aus Macht- und Habgier erfolgt ist?

Natürlich: man ist betroffen und kann es gar nicht fassen – zumindest, solange der geringste Verdacht besteht, dass eine Fernsehkamera oder ein Reportermikrofon auf einen gerichtet ist.

Das Wort „betroffen“ ist interessanterweise eine Art Teekesselchen – falls der eine oder andere Leser in der Ära von Smartphones, Tablets und Apps noch weiß, was das ist.

Es ist eine Frage der Wortbedeutung: die geheuchelte Betroffenheit ist eine vorsätzliche Lüge aus niederen Motiven – aber letztlich sind Protagonisten des krankhaften Wachstums von den Folgen ihrer Taten genauso betroffen, wie die Menschen auf den diversen untergehenden Südseeinseln.

Dass einen Politiker, Manager, Banker oder ähnlichen Gesellschaftskriminellen mal das schlechte Gewissen plagen sollte, widerspricht jeder Lebenserfahrung.

Und sollte es doch mal passieren, dann holt der seine Kontoauszüge raus und schaut sich Fotos von Frau, Haus, Auto, Pool, Pferd und Nutte an, zieht sich eine Line Koks rein, steigt in seinen Porsche, Bentley oder Bugatti und legt eine Line Stickoxide auf die Straße.

Den Cutter dazu liefert Mutter Natur bevorzugt in Dritte-Welt-Länder aus…

Und schon weiß der arme Gesellschaftskriminelle wieder, warum er die schwere moralische Last der widerrechtlichen Ankurbelung des spätkapitalistischen Wirtschaftssystems auf sich nimmt – und damit auch die Zerstörung unserer Lebensgrundlage, des Planeten Erde.

Im Grunde sind unsere Winterkorns, Cryans, Fitschens, Junckers, Merkels, Gabriels und Seehofers die Totengräber der menschlichen Zivilisation. Macht und Geld sind die Triebfedern ihres Handelns – und beides ist letztlich so nutzlos wie ein Zündholz unter Wasser.