Vulgäre Weissager gegen seriöse Astrologen
Die Wirtschaftskrise ist da, die Wahrsager boomen. Menschen wollen wissen, was auf sie zukommt, im Beruflichen wie Privaten, und vertrauen offenbar immer stärker auf die Kraft der Astrologen. Neben Tages-, Wochen- und Monatshoroskopen in Zeitungen und Zeitschriften explodieren die astrologischen Beratungen durch Fachmagazine und Fernsehen. Call-In-Sender wie Astro TV oder Eso TV bieten Lebenshilfe per Sternendeutung rund um die Uhr.
Doch innerhalb der weissagenden Zunft tobt ein erbitterter Streit: Auf der einen, der guten Seite, wähnen sich die Mitglieder des Deutschen Astrologenverbands (DAV). Sie sagen: Wir betreiben seriöse Astrologie. Und zeigen mit den Fingern auf ihre Berufskollegen, die «Vulgär-Astrologie» betreiben würden.
Seriöse Astrologen: Vulgäre Weissager sind Scharlatane
«Die Astrologie ist komplexer als die zwölf Tierkreiszeichen, es muss detailliert gedeutet werden», erklärt Christian Schubert-Weller. Der 61-Jährige ist der deutsche Oberastrologe und Chef des Astrologenverbands. Der will auf seiner Jahrestagung, die noch bis zum Sonntag in Bonn stattfindet, den Kampf gegen die vulgären Weissager verschärfen. Denn die vulgäre Astrologie berücksichtige allein die Tierkreiszeichen. «Wenn die Sonne in einem der Tierkreiszeichen steht, soll für alle Vertreter dieselbe psychologische Disposition gelten: Alle Wassermänner sind untreu, alle Stiere sind verfressen, alle Zwillinge sind geschwätzig», so Schubert-Weller, ein promovierter Sozialpädagoge. «Die vulgäre Astrologie ist nicht falsch – aber eben nur die Oberfläche. Dieses Geschäft ist fragwürdig, das ist Scharlatanerie.»
Deshalb berücksichtige die seriöse Astrologie auch Daten wie das Gebutsdatum, -zeit und -ort sowie die Bahn der Planeten. Denn zwischen den Umläufen der Gestirne und dem Weltgeschehen bestehe eine bestimmte Beziehung. «Wenn man zehn Minuten später geboren wird, steht der Aszendent an einer ganz anderen Stelle. Das muss berücksichtigt werden.»
Der Astrologenverband geht deshalb in die Professionalisierungsoffensive und bietet eine dreijährige Ausbildung an. Berufsbegleitend, und rund 10.000 Euro werden dafür fällig. Nach der Prüfung können Sie sich «geprüfter Astrologe DAV» nennen. «Das ist keine staatlich anerkannte Ausbildung, aber es dient der Qualitätssicherung.» Insgesamt, so schätzt der Oberastrologe, gibt es in Deutschland rund 5000 Weissager.
Naturwissenschaftler: «Unfug bleibt Unfug»
Naturwissenschaftler halten naturgemäß wenig von der Lebensberatung per Sternenkonstellation: «Die Unterscheidung zwischen ernsthafter oder vulgärer Astrologie ist so überzeugend wie die Unterscheidung von grobem Unfug und seriösem Unfug: Unfug bleibt Unfug», sagt Martin Mahner von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. «Die Astrologie ist eine der am besten widerlegten Pseudowissenschaften.»
Auch die deutschen Astronomen winken ab: «Die These der Astrologie, wonach die Planeten bestimmte Schicksalskräfte auf einzelne Menschen ausüben, steht im Widerspruch zu allen Erkenntnissen, die wir aus der Erforschung des Weltalls und der dort wirkenden Kräfte gewonnen haben», erklärt etwa Uwe Lemmer, Sprecher des Rates deutscher Planetarien.
Astrologe: «Sind nicht schlechter als andere Trendforscher»
«Astrologen schlagen Deutungen vor, es ist eine Wahrscheinlichkeit. Entscheidungen trifft der Klient selbst», findet wiederum Astrologe Schubert-Weller. Der Zoologe Mahner sagt: «Man kann Menschen aber auch schaden, etwa indem man ihnen einredet, eine Ehe oder Partnerschaft sei nicht gut, weil die Sternzeichen inkompatibel sind. Auf diese Weise wurden schon intakte Beziehungen zerstört.»
Astrologe Schubert-Weller entgegnet: «Wir versuchen, die Welt besser zu verstehen. Das ist ein Unterschied zu den Naturwissenschaften, die die Welt erklären will.» Naturwissenschaftler Mahner kontert: «Wäre Astrologie also nur gute Lebensberatung, dann wäre wenig einzuwenden. Solange sie aber an ihrem ‹Astro›, also dem Einfluss irgendwelcher Sterne festhält, ist und bleibt sie Unfug.» Doch Deutschlands Oberastrologe Schubert-Weller ist sicher: «Wir sind nicht schlechter als andere Trendforscher auch».
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Horoskop-Krieg – Vulgäre Weissager gegen seriöse Astrologen
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