V.S. Naipaul: Indien – ein Land in Aufruhr

Von Nicsbloghaus @_nbh

Da ich letztens von Naipauls Buch über den Islam so begeistert war, musste ich mehr von ihm lesen.

Indien – ein Land in Aufruhr ist ein Bericht über seine (dritte) Reise durch das Indien in den Jahren vor 1990. Naipaul, in (auf) Trinidad als Sohn indischer Auswanderer geboren, sucht seine Wurzeln; die seiner Familie. Und lernt viel über das Land, sich und seinen kulturellen Hintergrund.
Später – zum Beispiel in seiner Rede zur Verleihung des Nobelpreises – wird er dieses Buch selbst abwerten, da er von der Fülle der Eindrücke erschlagen wird und den Stoff kaum zu bändigen weiß. Diesen Eindruck hatte ich ebenfalls beim Lesen: das Buch ist doch ziemlich überfrachtet mit Geschichten und Geschichte, Mythologie und Religionsvielfalt. Nur, wer sich auskennt im Wirrwarr zwischen Hinduismus, Buddhismus, Islam und der christlichen Religion wird alles begreifen. Auch ist mir dieses indische Kastenwesen sehr fremd und so kam ich immer wieder an meine Grenzen des Verstehens.

Was der Autor leistet ist, dass er Menschen jeder Schicht, jeden Glaubens, jeder Kaste reden lässt und sein Bild der Dinge dazu oder dagegen stellt. Diese Art von Reisebericht lässt den Schreiber nicht fern von den Dingen und Menschen stehen, über die er schreibt. Sondern mittendrin und als Beteiligter, der sich selbst aber nicht in den Vordergrund drängt. Ich empfinde diese Art als äußerst sympathisch und auf gewisse Weise tolerant gegenüber auch unverstandenen Lebenseinstellungen von Menschen.
Wenn man Interesse für den “Blick über den Tellerrand” hat, etwas über andere Kulturen – geschrieben von Einem, der Teil der Kultur, aber ihr doch fernstehend ist – lernen möchte, sollte man an Naipauls Bücher nicht vorübergehen.

Im Moment lese ich sein zweites Islam-Reise-Buch; zwei Essays, wie er zum Schreiben kam und seine Rede zur Nobelpreisverleihung habe ich vorgestern ausgelesen.