Heute möchte ich mir mal etwas von der Seele schreiben und euch fragen, ob ihr ähnliches kennt und erlebt habt. Und zwar geht es um Vorurteile von Berufen und Jobs.
Mittlerweile habe ich in meinem Leben doch schon recht viel gemacht und auch in verschiedenen Richtungen gearbeitet. Und egal, was es war: mir wurde immer wieder gesagt, ich hätte doch einen leichten Job und solle mich nicht so anstellen.
Von Gymnasium und Ausbildung möchte ich da jetzt gar nicht mal reden. Da Schulsystem und Ausbildung doch zu jedem Menschen gehören, gibt es da weniger Punkte und es wird allgemein anerkannt. Aber sobald man bzw. ich etwas spezifisches gemacht habe, ging es los.
1. Job als Erzieherin:
Die üblichen Clichées habe ich natürlich alle gehört: man trinkt ja nur Kaffee und guckt, dass niemand sich verletzt. Man sitzt den ganzen Tag herum und spielt ein wenig. Das ist doch gar nicht anstrengend, so ein paar Kinder zu motivieren, anzuleiten, zu begleiten usw.
Das man neben dem Behüten der Kinder – wofür man 100% Aufmerksamkeit braucht und das komplett durchgängig! “nebenbei” auch noch Intergrationsarbeit, Erweitern der Fähigkeiten und Fertigkeiten, Angebote planen und durchführen, interessante Arbeit gestalten, Entwicklung beobachten und beurteilen, immer auf dem aktuellsten Stand sein, Dokumentationsarbeit leisten, Vorbereitungen machen usw. muss sieht irgendwie kaum einer. Und ich frage mich immer: wieso?
2. Studentin
Ohhhh. Da wird es ganz interessant. Die Clichées der Partystudenten, die nichts machen und nichts können. Alle her damit!
Klar: als Student hat man eine andere und auch manchmal mehr Freizeit. Weil man sich seine Arbeit größtenteils flexibel einteilen kann. Und jung ist und oft ungebunden und das eben ausnutzt. Aber auch Studenten gehen neben einem Vollzeitstudium (was einer Vollzeitstelle entspricht) oft noch arbeiten. Manche sogar mit 2 Jobs, wenn man keine gut verdienenen Eltern hat. Haben also locker ne 50-70 Stundenwoche. Müssen dazu in allen Bereichen erfolgreich sein und nutzen oft auch jedes Wochenende, um überhaupt mit der Uni klarzukommen. Seminare, Vorlesungen, Klausuren, Referate, Aufgaben und Übungen, Hausarbeiten auf wissenschaftlichem Stand und jede woche vollstes Programm. Daher war es für uns nur natürlich, abends mit Freunden unterwegs zu sein. Weil man abschalten muss. Geht ja der arbeitenden Bevölkerung ähnlich.
3. Arbeit an der Uni, am MPI, auf Ausgrabungen
Interessanterweise – obwohl bei den Ausgrabungen immerhin anerkannt wurde, dass es körperliche Arbeit ist – finden das viele nur exotisch. Ohh. Du arbeitest in dem Institut, wie aufregend. Ohhh, Du bist an der Uni angestellt, wie privilegiert. Ohhh, Du bist Archäologin, da erlebst Du ja was.Dass das aber genauso Jobs wie alle anderen sind, volle Aufmerksamkeit verlangen und zumindest bei mir immer parallel zum Studium waren sah da keiner. Arbeit? Quatsch! Es ist interessant, also ist es doch voll entspannt und man muss ja gar nichts tun!
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Klar, es gibt gängige Clichées zu jedem Beruf. Das ist mir bewusst und ja, Clichées entstehen auch nicht einfach grundlos und haben durchaus auch einen wahren Kern.
Aber wieso werden die Menschen herabgewürdigt, indem man ihnen sagt, dass es eine einfache Arbeit sei? Möchte man selbst das hören? Ist den Personen nicht bewusst, was sie da von sich geben und wie niedrig sie die Arbeit von anderen machen?
Also mich verletzt das immer ein wenig. Man gibt sich Mühe, hat Freude dran und tut, was man kann und muss sich dann mit solchen Sprüchen auseinandersetzen.
Wie habt ihr das schon erlebt und wie antwortet ihr darauf? Das würde mich wirklich sehr interessieren.