“Je länger Anlagenkomponenten mit Schlamm verdreckt sind, desto mehr müssen Anlagenbesitzer mit Folgeschäden rechnen. Speziell Wechselrichter, Verteilerkästen sowie Kabel und Stecker sind davon betroffen,” so Stefan Wippich von Envaris.
Besonders gefährdet sind Photovoltaik-Anlagen mit Zentralwechselrichtern, da diese direkt auf dem Boden stehen. “Fällt ein Zentralwechselrichter aus, sind häufig gleich größere Anlagenteile betroffen. Der Austausch der großen Geräte ist im Gegensatz zu kleineren String-Wechselrichtern meist schwieriger.” Aber auch die Gestelle können zum Problem werden. Vor allem dann, wenn Fundamente unterspült werden. Das ist tückisch, denn die Anlagenbetreiber ahnen meist nichts von diesem Problem. “Wenn die Gestelle in den nächsten Wochen dann aufgrund der hohen Last absacken, können zusätzlich hohe Kosten an der PV-Anlage entstehen“, warnt Wippich.
Mit dem nötigen Sachverstand und schnellem Handeln lassen sich Folgefehler an Photovoltaikanlagen vermeiden. In einem aktuellen Auftrag von Envaris standen bei einer Anlage mehr als 3.500 Module und rund 100 String-Wechselrichter im Wasser. Der Schlamm wird möglichst schnell aus den Wechselrichtern und Anschlussdosen der Module entfernt, und zwar weitgehend rückstandslos. Anschließend wird geprüft, ob die einzelnen Komponenten weiter benutzt werden können, eine Reparatur möglich ist oder die Teile ausgetauscht werden müssen. Aber auch Verteilerkästen müssen von dem Schlamm befreit und trocken gelegt werden. Defekte Teile wie beispielsweise Überspannungsschutzgeräte, Überwachungseinrichtungen und Sicherungen müssen ausgewechselt werden. Kabel und Steckverbindungen werden nach der Reinigung auf eventuelle Beschädigungen durch Treibgut untersucht und gegebenenfalls instand gesetzt.
Risiken bei Solaranlagen wenn das Wasser sinkt
Auch der TÜV Rheinland rät zu Vorsicht bei Solaranlagen, wenn das Wasser sinkt, wie auch der Blog von Milk the Sun berichtet. Solange Licht auf die Photovoltaik-Module fällt und sich der Wechselrichter sowie Anschluss an das Stromnetz im Keller oder anderen überfluteten Hausbereichen befindet, besteht für Menschen das Risiko eines Stromschlages oder einer Knallgasexplosion.
Solange die Installationen der Solaranlage beispielsweise im Keller noch unter Spannung stehen könnten, dürfen die überfluteten Räume niemals betreten werden“, betont Willi Vaaßen, Experte von TÜV Rheinland.
Wenn sich Anschlusskasten und Wechselrichter der Solaranlage unter Wasser befinden, nie den Anlagen nähern. Denn sie stehen automatisch unter Spannung, sobald Licht auf die Photovoltaik-Module fällt. „Einzige Ausnahme sind Anlagen, die über einen separaten Schalter stillgelegt werden können, der sich in der Nähe des Solargenerators im nicht überfluteten Bereich befindet“, so Vaaßen.
Weiterhin besteht ein Risiko, wenn sich der Wechselrichter in einem kleinen geschlossenen Kellerraum befindet, der längere Zeit unter Wasser steht: An den Verbindungen der Solaranlagen können, je nach Sonneneinstrahlung, Ströme zwischen Plus- und Minuspol durch das Wasser fließen. Dieser Strom ist in der Lage, elektrolytische Vorgänge auszulösen und damit wird das Wasser in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten. Folglich besteht das Risiko einer Knallgasexplosion.
Die Arbeit an der Photovoltaikanlage ist eine Aufgabe für Fachleute. Diese kennen die Sicherheitsvorschriften und können die Schäden reparieren.