Vorsätzliche sittenwidrige Schädigung, § 826 BGB

  1. Sittenwidrige Handlung
  2. Vorsatz
  3. Rechtsfolge: Schadensersatz
  4. Fallgruppen

Neben § 823 Abs. 1 BGB (Grundtatbestand) und § 823 Abs. 2 BGB (Schutzgesetzverletzung) stellt § 826 BGB den dritten Grundtatbestand im Deliktsrecht dar.[1] Über § 826 BGB kann, wie bei § 823 Abs. 2 BGB, auch reiner Vermögensschaden geltend gemacht werden.[2]

I. Sittenwidrige Handlung

Sittenwidrig handelt, wer gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden verstößt.[3]

Die Sittenwidrigkeit kann sich ergeben aus

  • dem verwendeten Zweck,
  • dem Mittel (z.B. Täuschung)
  • oder aus einer Zweck-Mittel-Kombination, wie bei der widerrechtlichen Drohung gem. § 123 Abs. 1).[4]
II. Vorsatz

Ausreichend ist Eventualvorsatz (bedingter Vorsatz).[5] Dieser muss sich sowohl auf die Sittenwidrigkeit begründenden Tatsachen[6] als auch auf den Schaden beziehen.[7] Letzteres bedeutet, der Schädiger muss den durch die Handlung verursachten Schaden wollen (Schädigungsvorsatz).[8]

Beispielsweise liegt Schädigungsvorsatz vor, wenn der Schädiger „ins Blaue hinein“[9] Behauptungen aufstellt oder die „Augen vor den Tatsachen verschließt“[10].[11] Grob fahrlässige Unkenntnis hingegen reicht nicht aus.[12]

III. Rechtsfolge: Schadensersatz

Siehe dazu die allgemeinen Vorschriften gem. §§ 249 ff. BGB.

IV. Fallgruppen
  • Verleitung zum Vertragsbruch[13]
  • Arglistige Täuschung & widerrechtliche Drohung, § 123 BGB (Vorteil: Allgemeine Verjährungsfrist von drei Jahren, §§ 195, 199 BGB, vs. Ausschlussfrist von einem Jahr, § 124 BGB)[14]
  • Wissentlich falsche Auskünfte und Ratschläge (z.B. Gutachten, Arbeitszeugnis)[15]
  • Ausnutzen von (wirtschaftlichen) Machtpositionen bzw. Missbrauch einer formalen Rechtsstellung
    • B. eine Partei übt ein Widerrufsrecht aus, obwohl sie weiß, dass ein Dritter, der darauf vertraut, das Widerrufsrecht werde nicht ausgeübt, wesentliche Vermögensverfügungen getroffen hat.[16]
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[1] Wandt, Gesetzliche Schuldverhältnisse – Deliktsrecht, Schadensrecht, Bereicherungsrecht, GoA, 9. Auflage, 2019, § 17, Rn. 23.
[2] Supra.
[3] Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 24; vgl. BGHZ 17, 327 (Erstattung einer objektiv wahren Anzeige).
[4] Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 24.
[5] Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 26.
[6] Supra.
[7] Supra (Fn. 5).
[8] Supra (Fn. 5).
[9] BGH NJW 1986, 180 (181); Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 26.
[10] BGHZ 176, 281; Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 26.
[11] Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 26.
[12] BGH NJW 2013, 8.
[13] Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 29.
[14] Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 31.
[15] BGHZ 74, 281 (NJW 1979, 1882); Wandt, (Fn. 1), § 17, Rn. 33.
[16] MDR 1995, 700.


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