Vorlesen in Zeiten der digitalen Wunderwelt

Vorlesen in Zeiten der digitalen WunderweltSeit Dienstag, dem 28.Oktober, ist sie wieder in aller Munde - die Vorlesestudie 2013 der Stiftung Lesen! Die Nachrichten konnten es nicht oft genug wiederholen, dass ein Drittel der Eltern mit Kindern im Vorlesealter (zwei bis acht) diesen nicht genug vorliest. Gerade bei Familien mit Migrationshintergrund und in bildungsferne Schichten kommt das Vorlesen meist zu kurz. Aber auch berufstätige Eltern finden nicht jeden Tag Zeit ihren Kindern ein Buch vorzulesen, wer kann es ihnen verübeln?
Ein Lesedienst der digitalen Wunderwelt
Am 02.Oktober nahm ein neuer Lesedienst seine Arbeit in der digitalen Welt auf - LivingKidsBooks. Auf der Plattform werden Buchfilme von ausgewählten Kinderbüchern angeboten. Statt knallbunter Sound-und Grafikeffekte, ist lediglich die jeweilige Buchseite zu sehen und zeitgleich wird der Text von einem professionellen Sprecher kindgerecht vorgetragen.  Das Vorlese-Erlebnis für das Kind ist nahe an dem, was es von Eltern oder Großeltern her kennt - nur eben nicht auf dem Schoß des jeweils Vorlesenden, sondern mit einem handlichem Smartphone in den Fingern.
Praktisch für unterwegs - ja.
Praktisch für zwischendurch, wenn Mama/ Papa kocht oder das Geschwisterkind beim Ballett zuschauen muss - keine Frage.
Lesevergnügen mit Kuscheln, Fragen stellen, Bilder anschauen, Buchseiten verknicken, fühlen - Fehlanzeige.
Für meine Kinder leider nichts, denn sie würden sicher nach einem Spiel auf dem Handy suchen, Bilder machen, unsinnige Videos drehen und das Buch, Buch sein lassen ;-)

Lesekompetenz und Bildung liegen eng beieinander
Tatsächlich nimmt die Lesekompetenz unerser Kinder ab. Sind das die apokalyptischen Zeichen unserer digitalisierten Welt oder kann die digitale Medienlandschaft ein Anreiz für mehr Vorlesen bieten? Ich selbst gehöre noch immer zu den steinzeitlichen Elternmenschen, die statt einem Smartphone oder einem Tablet, das gute alte Kinderbuch in der Tasche haben - zur Not auch Comics, denn egal was sie lesen, der springende Punkt ist doch, sie tun es überhaupt!
Der bundesweite Vorlesetag als Zeichen gegen Lesefaulheit
Der bundesweite Vorlesetag initiiert durch DIE ZEIT, die Stiftung Lesen und die Deutsche Bahn AG am 21.November 2014 soll die Menschen an jedem Ort und in allen Bildungsschichten erreichen und für das Vorlesen werben. Auch 90 Prozent der zur Studie befragten Eltern begrüßen diesen Aktionstag als Zeichen für mehr Lesefreude. Im letzten Jahr haben sich bundesweit über 500.000 Vorleser/innen auf den Weg in deutsche Klassenzimmer, Kindergärten und sonstige Einrichtungen begeben - ein Rekordhoch!
Ich persönlich halte diesen Tag allerdings als Tropfen auf den heißen Stein: berühmte Berühmtheiten, Politiker und andere hochkarätige Menschen, die ihr Konterfei gern in der Zeitung sehen, gehen in Schulen und lesen dort für eine Stunde aus einem Kinderbuch vor. Die Presse kommt, macht ein Bild und weiter gehts.
Mehr Lesepaten braucht das Land
Dabei wäre es viel einfacher, den Kindern in den Kindergärten (sorry, Kindertagesstätten) und Grundschulen das Lesen schmackhaft zu machen. Richtet Lesepatenschaften ein, holt euch Menschen ins Boot, die mit dem geschriebenem Wort aufgewachsen sind und heutzutage mehr als genug Zeit haben, um der Generation von morgen Pippi Langstrumpf, Fünf Freunde oder Emil und die Dedektive vorzulesen.
Lesepaten können auch Grundschüler sein, die in Kindergärten vorlesen, Eltern, Omas und Opas, Freiwillige vor ... lasst euch was einfallen, um der nachfolgenden Generation das Lesen näher zu bringen!

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