Vorgestellt: Stefan Schrills

Hochbildfotografie Stefan Schrills

Nicht gerade leise geht es zu, wenn Stefan Schrills an Fotoaufträgen arbeitet oder für freie Projekte auf Motivsuche geht. Denn sein Arbeitsgerät ist ein Feuerwehr-Oldtimer aus dem Jahr 1974, mit dem er außergewöhnliche Hochbild-Aufnahmen produziert. Die 30-Meter-Drehleiter hat Stefan Schrills mit einem selbst konstruierten, ferngesteuerten Kamera-Roboter ausgestattet, der hochauflösende Bilder aus ungewohnten Perspektiven liefert.

Hochbildfotografie mit ungewöhnlicher Technik

Wo immer Stefan Schrills mit seinem fotografischen “Einsatzwagen”, einem Magirus Deutz 170 D12 (Baujahr 1974, früher bei der Stadt Wiehl im Oberbergischen Kreis im Einsatz) auftaucht, sorgt er für staunende Gesichter und muss viele Fragen beantworten. Meistens steht ihm sein Kollege Jan Baugat zur Seite, der dabei hilft, die Geräte zu bedienen, Standorte zu erkunden, Schaulustige zu informieren oder für einen Imbiss zu sorgen.

Die Hochbildfotografie ermöglicht einen veränderten Blickwinkel auf Gebäude, Landschaften und urbane Räume. Dadurch können Besonderheiten der Architektur und die städtebauliche Einbindung von Bauwerken oft wesentlich besser hervorgehoben und interessante Perspektiven mit einer eigenständigen Bildsprache erschlossen werden. Im Gegensatz zur Luftbildfotografie aus großer Höhe können sehr detailgenaue und gut vorbereitete Aufnahmen erstellt werden. In der Hochbildfotografie haben sich verschiedene technische Systeme wie Teleskopmasten oder Ballone durchgesetzt. Im Gegensatz dazu hat die von Stefan Schrills eingesetzte Feuerwehrleiter den großen Vorteil, sehr stabil und auch bei aufkommendem Wind noch einsatzfähig zu sein.

Der selbst konstruierte fotografische Roboter ist auf allen Achsen frei schwenkbar und garantiert eine sehr präzise und schnelle Positionierung der Kamera. Per iPhone wird die Kamera (aktuell eine Nikon D3) über eine eigens programmierte Software gesteuert, auf dem Laptop können die Ergebnisse unmittelbar angesehen und ausgewertet werden. Jedes fertige Bild setzt sich aus bis zu 100 Einzelaufnahmen zusammen, in einer aufwändigen Nachbearbeitung am Computer werden die Einzelbilder per Stiching zusammengefügt sowie Helligkeits- und Tonwertkorrekturen berechnet. Im Ergebnis entstehen so einmalige Ansichten, die auf andere Weise mit herkömmlichen Mitteln kaum reproduzierbar sein dürften.

Der Fotograf im Einsatz

Im Oktober 2011 konnte ich Stefan Schrills bei der Arbeit an einem Fotoauftrag für das Bochumer Planungsbüro wbp Landschaftsarchitekten zuschauen und seine Arbeitsweise kennenlernen. Aufgabe war es, den gerade fertig gestellten St.-Urbanus-Kirchplatz im Gelsenkirchener Stadtteil Buer zu dokumentieren, der in diesem Jahr mit dem Preis der nordrhein-westfälischen Landesgruppe des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) ausgezeichnet wird. Dabei konnten durch die außergewöhnliche Kameraposition besonders die gestalterischen Qualitäten der neuen Oberflächen und deren räumliche Wirkung dargestellt werden. Die nachfolgenden Galerien zeigen die Arbeit mit dem umgebauten Feuerwehrfahrzeug und eine Auswahl der dabei entstandenen Fotografien:

Stefan Schrills richtet die Leiter ein Die Drehleiter mit Kamera-Roboter am Aufnahmeort Der Kamera-Roboter am Kopf der Drehleiter
Stefan Schrills und Jan Baugat bei der Feinjustierung der Kamera Stefan Schrills und Jan Baugat bei der Feinjustierung der Kamera Die Drehleiter mit Kamera-Roboter vor der St.-Urbanus-Kirche

St.-Urbanus-Kirchplatz Gelsenkirchen (Foto: Stefan Schrills) St.-Urbanus-Kirchplatz Gelsenkirchen (Foto: Stefan Schrills) St.-Urbanus-Kirchplatz Gelsenkirchen (Foto: Stefan Schrills)
St.-Urbanus-Kirchplatz Gelsenkirchen (Foto: Stefan Schrills) St.-Urbanus-Kirchplatz Gelsenkirchen (Foto: Stefan Schrills) St.-Urbanus-Kirchplatz Gelsenkirchen (Foto: Stefan Schrills)

Weitere Anwendungsbeispiele

Anhand von weiteren Beispielen eines Einfamilienhausgebietes, der Essener Zeche Zollverein und des Hertener Schlosses kann die Wirkungsweise der Hochbildfotografie und die Vielfalt an Einsatzgebieten verdeutlicht werden. Die Aufnahmen zeigen, wie durch eine erhöhte Position die Perspektive über das gewohnte Maß hinaus verändert werden kann und wie hierdurch die Einbindung von Gebäuden in ihr Umfeld herausgearbeitet werden kann:

Baugebiet (Foto: Stefan Schrills) Schloss Herten (Foto: Stefan Schrills) Zeche Zollverein (Foto: Stefan Schrills)

Zur Person

Stefan Schrills wurde 1977 in Düsseldorf geboren. Er konnte schon als Kind Erfahrungen mit der Fotografie sammeln und hat zusammen mit seinem Vater, einem ebenfalls leidenschaftlichen Fotografen und Filme­macher, viel Zeit in der Dunkelkammer verbracht.

Aus diesem Interesse nahm er 1998 an der Fachhochschule Köln zunächst ein Studium des Foto­ingenieur­wesens auf und wechselte nach einem Jahr an die Fachhochschule Bielefeld, wo er visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Foto- und Filmdesign studierte und 2006 als Diplom-Designer abschloss. An der Fach­hoch­schule Bielefeld wurde Stefan Schrills fotografische Arbeit geprägt vom Begriff der generativen und konkreten Fotografie Gottfried Jägers.

Stefan Schrills scheut keinen technischen Aufwand bei der Entwicklung innovativer Bildkonzepte und neuer Sichtweisen auf die Fotografie. Anhand genuiner Verfahren entstehen einzigartige, künstlerische Aufnahmen. Die Hochbildfotografie ist dabei nur eine Facette in seinem fotografischen Spektrum.

- Website von Stefan Schrills
- Blog von Stefan Schrills
- Fernsehbericht des WDR über die Hochbild-Fotografie von Stefan Schrills
- Westline-Artikel über den “Einsatz” am Schloss Herten


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