Vorgestellt: Michael Blaser

Von Thomas_robbin

Der Fotograf Michael Blaser beschäftigte sich schon in seiner Studienzeit intensiv mit der Landschafts- und Architekturfotografie. In Anlehnung an den Stil der „New Topographics“ der 1970er Jahren realisierte er unter anderem in seinem Heimat­kanton Bern Foto­projekte im Periurbanen Raum der Stadtgrenzen. Diese Übergangs­zonen zwischen Urbanität und Landschaft finden sich auch in weiteren Arbeiten wieder.

In seinem Langzeitprojekt „Mittelland“ setzt er sich bereits seit einigen Jahren mit der Wohn­kultur und Landschaft im schweizerischen Mittelland auseinander. Ein Bildband über diese mehrjährige Arbeit ist in Vorbereitung. Einen Einblick in die Arbeit von Michael Blaser geben die nachfolgend gezeigten Auszüge aus verschiedenen Fotoserien:

Mittelland

Schweiz, das Land welches sich trotz Bemühungen hin zur modernen, urbanen Identität, nicht vom provinziellen Image lösen kann. Die Schweizer wollen Natur und Urbanität und vielleicht beides nicht richtig. Was entsteht ist oft ein Kompromiss. Zum Beispiel das Mittelland. Eine mit Bauten übersäte Landschaft, oszillierend zwischen Natur und Urbanität. Eine Welt voller Schnittstellen – zwischen Stadt und Land, Natur und Überbauungen, öffentlichem und privatem Raum. Derartige Schnittstellen sind nicht zuletzt auch charakteristisch für Agglomerationen. Ist das Mittelland eine Agglomeration, eine einzige riesige Siedlung?

Michael Glaser ist in der Agglomeration aufgewachsen und interessiere sich vielleicht gerade deshalb für deren Eigenheiten. Auf seinen Streifzügen durch das Mittelland sucht er nicht nach Aussergewöhnlichem und Spektakulärem, vielmehr versucht er Besonderheiten des vermeintlich Normalen und Banalen aufzuspüren. Immer wieder versuchet er seine Wahrnehmung neu zu schärfen und offen zu bleiben für Dinge, die einem im hektischen Alltag oft verborgen bleiben.

Seine Bilder sind nicht vorwiegend Landschafts- und Architekturaufnahmen, vielmehr sind es Sozial­dokumentationen. Die domestizierten Landschaften und die Infrastrukturen sind Spiegelbild unserer Gesellschaft. Seine Bilder zeigen Orte, wo Menschen aus Fleisch und Blut zwar fehlen, deren Präsenz aber durchaus gefühlt werden kann. Dem Aufmerksamen Betrachter erschliesst sich hinter dem vermeintlich formellen und banalen, ein narratives Moment, eine subtile zartbittere Poesie des Alltags. Die Imagination endet nicht an den nüchternen Fassaden der Häuser, sondern setzt sich in den verdeckten Kammern dahinter fort. Die Ruhe, welche die strenge Komposition und die Absenz der Menschen ausstrahlt, wirkt irritierend. Eine sonderbare Melancholie zieht sich durch die Arbeit.

Die mehrjährige Arbeit “Mittelland” wird nun in einem Fotoband zusammengefasst und im Verlag Edition Patrick Frey publiziert. Der limitierte Fotoband ist ab Herbst 2012 im Handel erhältlich. Vorbestellungen werden von Michael Blaser gerne per Mail entgegengenommen (mbfotografie@gmx.ch).




Bern-West

Die Serie “Bern-West” ähnelt auf den ersten Blick der Arbeit “Mittelland”, auf den zweiten Blick  sind jedoch andere Schwerpunkte erkennbar. Der Blick ist stärker auf Details gerichtet, nicht das Haus in der Landschaft ist Haupt­thema, sondern das Umfeld von Wohn- und Zweckbauten, die oft lieblos gestalteten, aber vertrauten Außenräume. Vermeintlich urbane Strukturen zeigen Spuren der Zeit, die einstmalige Faszination dieser Bauten ist einer allgemeinen Entäuschung gewichen. Die Fotoserie entstand im Jahr 2005.



Schönberg Ost und Lac de gruyère

In einer Auftragsarbeit für das Architektur-Magazin Hochparterre fotografierte Michael Blaser eine im Bau befindliche Wohnsiedlung im Osten der Stadt Bern. Ziel der Planung war eine Anlehnung der neuen Architekturen an die Stadtvillen der Gründerzeit im benachbarten Obstberg-Quartier.

Die Aufgabe Michael Blasers war es, einerseits den Text von Axel Simon zu bebildern wie auch seine eigenen Eindrücke der Siedlung in die Bilder einzubringen. Da die Siedlung während seiner Tätigkeit noch immer im Bau war, hat er Elemente wie Baumaschinen, Gerüste und Erdwalle gezielt ins Bild integriert. Zusammen mit den teilweise bereits bewohnten Häusern sind Bilder entstanden, die teilweise surrealistisch anmuten. Die stets präsente rotbraune Erde lässt uns an Wüstenlandschaften denken und treibt mit dem Betrachter ein Verwirrspiel.

Am Lac de Gruyère gelang es im Michael Blaser im Jahr 2004 einige ungewöhnliche Fotos dieses Sees. Wegen Wassermangels verwandelte sich die Uferlandschaft in eine irritierende Mischung aus Nautik und Landwirtschaft.



Zur Person

Michael Blaser, Jahrgang 1979, arbeitet seit 2007 als freischaffender Fotograf vorwiegend in der Region Bern und Zürich. Er arbeitete zuvor als Art Buyer in der Werbeagentur LGK und hatte Assistenzstellen bei verschiedenen Fotografen inne. Ab 2003 studierte er Fotografie am Centre d’enseignement professionnel (CEPV) in Vevey und an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Seit 2004 hat er an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und ist für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet worden.

Internetseite von Michael Blaser