Dieser Teil unserer Serie “Duft” ist sehr trocken und theorielastig, dennoch können Sie viel über die Gewinnung von Duftstoffen lernen. Im letzten Artikel klärten wie woraus überhaupt natürliche und synthetische Duftstoffe bestehen, hier soll es nun darum gehen, wie es gelingt, den Duft überhaupt anfassbar zu machen. Außerdem erzähle ich Ihnen etwas über die Duftnoten, von denen Parfümerieverkäuferinnnen immer viel zu wissen scheinen, oder?
Wie funktioniert die Duftstoffgewinnung?
© Carsten Jünger / pixelio.de
Währenddessen die Duftstoffgewinnung von synthetischen Stoffen nicht das Problem ist, hier entsteht sowieso alles im Reagenzglas, sieht das bei Pflanzen und Früchten schon anders aus. Schließlich hilft es nicht, Lavendel so lange zu schütteln oder anzuschreien bis die Pflanze weint und man die Tränen, welche nach ihr riechen, nur noch auffangen braucht. In den vergangen Jahrhunderten wurden deshalb viele Techniken entwickelt, um Duftstoffe anfassbar zu machen.
- Einfachstes Verfahren und schon sehr lange zur Duftstoffgewinnung genutzt ist die Expression. Dieses Verfahren besteht einfach aus auspressen. Vor allem Duft von Zitrusfrüchten wird so gewonnen, wertvoll hierbei ist jedoch nicht der Fruchtsaft zum Trinken, sondern die Öle in den Schalen. Das bedeutet, die Schalen werden von Saft und Fruchtfleisch befreit und gepresst.
- Aufwendig aber sehr lange bewährt ist das Kalt- (Enfleurage) bzw. Heißverfahren (Mazeration). Beides wurde und wird noch bei Pflanzen angewendet. Beim Kaltverfahren werden Glasplatten mit speziellem Fett beschmiert, auf das täglich frisch geerntete Blüten kommen. Dieser Vorgang wird über Monate wiederholt, bis das Fett mit den ätherischen Ölen und Wachsen gesättigt ist. Mithilfe von Alkohol wird das Fett gelöst und übrig bleibt Blütenöl. Schneller funktioniert das Heißverfahren. Hierbei werden die Blüten bei 50 – 70 Grad Celsius einfach in Fett eingeweicht. Ist das Fett gesättigt, wird es gefiltert und der Flüssigkeit die Luft entzogen (Vakuum). Übrig bleibt auch hier, reines Duftöl.
Modernere Verfahren zur Duftgewinnung
Duft ist Geld und so wurden mit der Zeit effizientere Techniken entwickelt, um an die Duftstoffe zu gelangen.
- Die Destillation (Wasserdampf) ist ein sehr oft verwendetes Verfahren. Hierbei wird der Wasserdampf durch getrocknete Pflanzen geleitet. Der Dampf entzieht den Pflanzen dabei die duftenden ätherische Öle. Jetzt wird der angereicherte Wasserdampf nur noch aufgefangen und abgekühlt, dadurch wird dieser zu Duftwasser.
- Zwischenzeitlich die schnellste und bedeutendste Lösung zur Duftstoffgewinnung ist die Extraktion. Hierbei wird mit chemischen Lösungsmitteln gearbeitet, die Pflanzen in Ihre Bestandteile zerlegen. Die Lösungsmittel verflüchtigen sich mit der Zeit und hinterlassen das sogenannte Concréte. Das duftende und wachsartige Concréte wird mit Alkohol ausgewaschen, gekocht, sodass der Alkohol wieder verdampft und übrig bleibt der reine Duftstoff (Asolue).
Was ist jetzt eine Duftnote?
- Die Kopfnote ist das was Sie riechen, nachdem der Duft Ihre Haut berührt. Dieser Geruch ist in der Regel sehr aggressiv.
- Nach zirka 6 – 10 Minuten verdampfen viele Wirkstoffe und der Duft riecht anders. Dies ist die sogenannte Herznote.
- Erst nach 15 – 20 Minuten können Sie die Basisnote bzw. Fondnote erkennen. Vor allem tierische Düfte wie Moschus oder Ambra, welche sich schwer verflüchtigen, sind nach dieser Zeit erst (für ungeschulte Nasen) wahrnehmbar.
Fazit und Ausblick
Genauso wie die Duftgewinnung sich verändert, verändert sich der Duft auch selbst. Ein Kauf eines sehr teuren Parfüms, nimmt also Zeit in Anspruch, schließlich kaufen Sie Schuhe oder einen Laptop auch nicht in 10 Minuten.
Im nächsten Artikel der Serie “Duft“, beschäftigen wir uns mit Duftstoff-Familien und der Herstellung von Duftstoffen.