Vorboten

Von Beautifulvenditti

“Mama, was ist denn eigentlich die Pubertät?”, wollen heute beim Mittagessen unsere zwei nahezu vorpubertären Kinder wissen. “In der Pubertät passieren ganz verschiedene Dinge”, beginne ich möglichst schonend zu erklären. “Euer Körper, zum Beispiel, der wird sich verändern und wird allmählich so, wie bei einem Erwachsenen…” Entsetzt starren die zwei mich an, aber ich fahre fort: “Ihr werdet vieles von dem, was Papa und ich gut finden, plötzlich doof finden, ihr werdet anfangen, euren eigenen Weg zu suchen und ihr werdet auch die eine oder andere Dummheit machen…” “Aber Mama, ich will doch keinen Kokos-Schnaps aus der Flasche trinken”, unterbricht mich Karlsson entsetzt und spielt damit auf eine meiner Jugendsünden an, die ich den Kindern in einem schwachen Moment gestanden hatte. “Du musst auch keinen Kokos-Schnaps trinken”, beschwichtige ich ihn. “Du wirst deine ganz eigenen Dummheiten machen und Papa und ich werden wohl grosse Mühe haben, dich zu verstehen. Das ist auch so eine Sache in der Pubertät: Kinder und Eltern geraten öfters mal aneinander und verstehen einander nicht…” Eigenartig, warum widersprechen die beiden mir nicht? Warum beteuern sie mir nicht, dass ihre Bewunderung für uns keine Grenzen kennt und nie kennen wird? Und weshalb habe ich das Gefühl, in Luises Blick zu lesen, dass sie sich sehr wohl vorstellen kann, wie wir ihr auf die Nerven fallen werden?

Ich beschliesse, Luises Blick zu ignorieren und komme zum Schluss mit meiner Unterweisung: “Vermutlich werdet ihr euch auch zum ersten Mal bis über beide Ohren verlieben…” Mist! Jetzt habe ich  zu viel gesagt. Beide schreien entsetzt auf. Wie kann ich es wagen, ihnen eine solche Abscheulichkeit zu unterstellen? Ein klarer Beweis, dass ich zu weit gegangen bin. Und dass die Pubertät wohl nicht mehr allzu fern ist.

Jetzt bloss nicht die Nerven verlieren, Mama.