Bald ist es wieder so weit, in rund vier Wochen findet das 26. TANZtheater INTERNATIONAL statt. Vom 1. bis 10. September werden an zehn Abenden in hoher Qualität Tanzproduktionen internationaler ChoreografInnen geboten.
Ich zitiere zunächst aus dem Pressetext:
"Wirbelnde Schottenröcke, ein getanztes Rockkonzert und mal gründlich Haare waschen auf der Bühne ... bald ist wieder Tanztheaterzeit in Hannover! Diesmal sind insgesamt acht Tanzkompanien aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Südafrika eingeladen. Neun verschiedene Arbeiten werden an zehn Abenden gezeigt, darunter zwei deutsche Erstaufführungen."
Die Festivalleiterin und Begründerin Christiane Winter führt in das Grundthema ein:
"Künstler, allen voran Tänzer und Choreografen, haben sich von jeher mit seismografischem Gespür und klarem Blick mit ihrer Umwelt und den Bedingungen ihrer Existenz auseinandergesetzt. Das Festival TANZtheater INTERNATIONAL war dieser immer auch gesellschaftskritischen Perspektive von Anfang an verpflichtet. In diesem Sommer rückt sie ins Zentrum. Die 26. Ausgabe des Festivals befasst sich mit zentralen Themen, mit denen wir es in unserer urbanen westlichen Gesellschaft
zu tun haben: Integration und Fremdheit.
Tanz ist, meine ich, gelebte Integration. Tänzer sind Nomaden, die in internationalen Zusammenhängen arbeiten. Kompanien sind aus vielen Nationalitäten zusammengewürfelt, Sprachbarrieren fallen, produziert wird schon lange nicht mehr nur in einer Stadt, in einem Land. Kooperationen sind länder- oder auch kontinentübergreifend. Meistens fällt diese Integrationsleistung kaum auf, immer aber ins Gewicht – auch wenn sie nicht extra erwähnt wird. Diese Festivalausgabe möchte einerseits den Blick darauf schärfen, andererseits dazu anregen, die eigene Perspektive
zu hinterfragen, vielleicht sogar neu zu justieren.
Der Blick geht Richtung Süden. Über Lampedusa hinaus. Nach Afrika. Wie sehen wir auf diesen riesigen Kontinent? Was sehen wir? Auf diese Frage zielt der Choreograf Heddy Maalem: »Do you want to see African Dance?«, fragt der Tänzer in »Black Spring«. »Typisch afrikanische« Tanzbewegungen kombiniert er mit europäischer Musik. Gintersdorfer/Klaßen entwerfen in »Betrügen« die Gegenwelt ivorischer Einwanderer, die dem Livestyle frönen: ist doch edel aussehen besser, als billig jammern. Wie findet man überhaupt seine Identität als Afrikaner in einer globalisierten Welt? Der aus Südafrika stammende Gregory Maqoma führt es vor.
Das Eigene und das Fremde, wie lassen sich identitätsbildende Entwürfe des Selbst entwickeln und wie behaupten? Wie wird man, was man ist? Statements dazu bringen Pierre Rigal, Lisbeth Gruwez, Club Guy and Roni und die Kompanie Alias. Und Akram Khan, der erstmals in Hannover zu Gast ist, führt mit seinem bildmächtigen Stück »Vertical Road« in eine von Ritualen geprägte Welt.
TANZtheater INTERNATIONAL zeigt Facetten von Nähe und Ferne: Wie fremd darf, ja muss man bleiben, damit eine Gesellschaft überhaupt integrativ sein kann? In diesem Sinne möchte unser Festival zur vielfältigen und produktiven Be-Fremdung beitragen."
Das Programm kann man hier nachlesen: http://www.tanztheater-international.de/index.htm