Vor vielen Jahren hat eine Freundin zu mir gesagt, dass die Jahre zwischen 30 und 40 die besten sind. Hatte sie recht?

Ich bin jetzt 43 und ich sehe an vielen Stellen, dass es bergab geht.

Im Juli hat sich eine Freundin von uns das Leben genommen. Es war ihr dritter Versuch gewesen, er war von langer Hand geplant, und er war erfolgreich. Sie war früher eine fröhliche, lustige Frau gewesen, mit der ich wandern war, Kaffee trinken und mit der ich mich über vieles ausgetauscht habe. Dann ergriff eine ungeklärte Krankheit Besitz von ihrem Körper, dann von ihrer Seele, Stimmen tauchten auf, Stimmen, die ihr erklärten, dass sie sich umbringen solle …

Vor einigen Wochen erfuhr ich von dem Selbstmord einer zweiten Frau, die ich schon sehr lange kannte. Ich hatte sie etwas aus den Augen verloren und daher erst verzögert von ihrem Tod erfahren. Trotzdem hat es mich umgehauen. Ein Kontakt zur Familie ist nicht möglich, die Beerdigung fand sowieso im engen Familienkreis statt, keiner der Menschen, die ich kenne, weiß, wo ihr Grab liegt.

Ihren Lebensabstieg habe ich Stück für Stück mitbekommen. Eine unglückliche Liebe, verschiedene Jobs, Kündigungen, für die sich nichts konnte. Eine Kündigung, weil sie mehrere Wochen wegen ihrer Depression ausgefallen war. Irgendwann dazwischen der erste Selbstmordversuch, immer wieder Aufenthalte in der Psychiatrie, weil sie es nicht schaffte, einen Tagesablauf zu strukturieren. Abschweifen und Versinken in die Vergangenheit und in eine Realität, die es nicht mehr gibt. Und dann, der zweite Versuch, tödlich.

Meine Verwandtschaft ist zu einem großen Teil nicht mehr am Leben. Mein Stiefvater liegt, seit Jahren schon, im Sterben. Vor einigen Wochen überlebte er eine Lungenentzündung, es war knapp. Was wird mit meiner Mutter passieren, wenn er nicht mehr da ist?

Eine andere Bekannte von uns leidet unter Zwängen und Ängsten, und ich habe den Eindruck: Es wird schlimmer. Werden die psychischen Krankheiten im Alter schlimmer? Vergeht nicht nur der Körper, sondern auch die Seele?

Am Wochenende waren wir mit einigen Freunden verreist und es sollte ein schönes Wochenende werden, und dann hat eine Freundin von uns Bekannte von uns so hart angegangen, dass es die ganze Gruppe bedrückt hat.

Manchmal erdrückt mich mein Alltag. Nicht der Job: Der macht Spaß. Aber die überall hervor lugende Unversöhnlichkeit, das Misstrauen, der Egoismus, dass auch ja alles nach der eigenen Nase gehen muss, weil man sonst mit Verabschiedung droht oder mit kleinkindlichem Rückenzuwenden.

Jahrelange Verbindungen werden gekappt, weil die Meinungen auseinandergehen, weil man sich nicht traut, die eigenen Bedürfnisse zu nennen, weil man lieber Vorwände vorschiebt, statt an Gründen zu arbeiten, oder noch schlimmer, behauptet, es sei alles in Ordnung zwischen uns und man würde mich sehr mögen, aber die Sprache der Tat zeugt von Rückzug und Abwendung. Wenn ich es so recht bedenke, tut dies am meisten weh.

Und dann die Schule. Zwei meiner Kinder passen nicht in das System. Einer wurde gemobbt, vorbei ist es noch nicht. Die Elternberatung hat uns eine psychofunktionelle Ergotherapie empfohlen, noch ein Termin, den wir in einer Praxis verbringen, und ich hoffe, er bringt uns weiter. Der angehende Teenager müpft auf und manchmal mache ich mir wirklich Sorgen um seine Schullaufbahn und dann wieder weiß ich ganz genau: Er wird sein Leben meistern. Aber scheinbar passen die ganzen anderen Kinder so mühelos ins System, steuern ihr Abitur an und wirken so wohlerzogen und brav, dass ich mir mit einem Kind, das Ecken und Kanten hat, so außenseitig und einsam vorkomme.

Und dann wieder kommt mir alles so sinnlos vor. Kommt die Depression wieder zu Besuch?

Ich bin erschöpft und ausgelaugt und die Welt überfordert mich.


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