Vor dem Baden kurz surfen

Wer in Mecklenburg-Vorpommern baden gehen will, bekommt künftig genauere Informationen über die Wasserqualität der Badestellen. Die traditionelle Badewasserkarte des Landes steht nur noch im Internet und soll während des Sommerhalbjahrs ständig aktualisiert werden. Zum Beginn der Saison hat das Schweriner Sozialministerium 429 von insgesamt 489 der überwachten Badestellen drei Sterne verliehen und damit in die Kategorie “ausgezeichnet” eingestuft. 33 Plansch-Plätze sind “gut”. An zwölf Badestellen reicht die Wasserqualität aus, um dort baden zu gehen. Gesperrt werden musste keine der Badestellen. 15 Strände warten noch auf ihre Qualitätssterne. An ihnen wird noch gebaut.

Die Online-Badewasserkarte bietet Einheimischen und Touristen nicht nur Hinweise zur Wasserqualität. Ein kurzer Text beschreibt die Lage des Sees oder des Strandes und verweist auf Toiletten, Parkplätze oder einen Kiosk. Das Badestellen-Profil soll auch Auskunft geben, ob sie behindertengerecht ist oder sie zum Beispiel bei einem Campingplatz liegt. Wer es ganz genau wissen will, kann sich auch die Details der wissenschaftlichen Untersuchungen anschauen, die in der Regel die Gesundheitsämter vorgenommen haben. Die Badestellen selbst bekommen neue “Sterne”-Schilder, damit auch der Badegast, der sich vorher nicht im Internet nach Informationen gesurft hat, zumindest im Groben weiß, wie gut das Wasser in der Regel ist.

Die Wasserqualität ist vor allem dann ausgezeichnet, wenn es keine Krankheitserreger enthält. Getestet wird das Wasser deshalb über einen längeren Zeitraum auf Darmbakterien wie Escherichia coli und Intestinale Enterokokken. Wo sich diese Erreger finden, sind meist auch andere Gesundheitsgefahren nicht fern. Die Bakterien können unter anderem durch Vögelschwärme ins Wasser gelangen, so eine Sprecherin des Sozialministeriums. Weitere Ursachen können regelmäßig überlaufende Regenrückhaltebecken in der Nähe der Badestelle sein oder Dränagen von Feldern, auf denen Gülle ausgebracht wurde. Selbst illegal entleerte Schiffstanks können das Wasser nachhaltig verschmutzen. Für die 328 Badestellen an den Binnenseen gelten allerdings nicht so strenge Regeln wie für jene 161 an der Küste, da sich das Wasser an der Ostsee viel schneller selbst reinigen kann. Aber selbst wer in einem nur mit “ausreichend” eingestuften See badet, muss laut Sozialministerium sehr viel Wasser schlucken, um krank zu werden.

Weitere nachrangige Qualitätsmerkmale der amtlich überwachten Badestellen sind die Sichttiefe des Wassers, der PH-Wert und die Temperatur. Da die Badestellen einmal im Monat überprüft werden, können die Gesundheitsämter über die Online-Badewasserkarte aktuell vor neuen Risiken warnen – etwa vor Blaualgen in der Ostsee oder wenn zu viele fiese kleine Saugwürmer (Zerkarien) in einem Badesee schwimmen, die über Tage juckende Allergien auslösen können.

Kritische Urteile des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) über das Badewasser relativierte die Sprecherin des Ministeriums. Der habe an anderen Uferabschnitten Proben entnommen und sie nicht nach den EU-einheitlichen Kriterien ausgewertet. Ein ADAC-Sprecher räumte ein, dass der Badewasser-Test von 2010 nicht mehr aktuell ist. Die ADAC-Prüfer hatten zudem sehr bewusst potenzielle Risiko-Stellen an der Ostsee unter die Lupe genommen. Dennoch wird der Autoclub die Ergebnisse des Landes erneut auf die Probe stellen. Im Juni erscheint sein deutschlandweiter Binnensee-Test.

Quelle: SVZ.de

Vor dem Baden kurz surfen

Vor dem Baden kurz surfen. Foto: SVZ.de (Archiv)



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