Frahns Plan ging auf, die Hallenser reagierten verunsichert, der DFB schrieb, obwohl aller Anschein nach Bestechung riecht. Dafür legt jetzt Didi Mateschitz selbst nach. Der Mann, dem nicht nur Daniel Frahn, sondern auch ganz RB Leipzig gehört, hat daheim in der Steiermark einen perfiden Plan ausgetüftelt, um den am Samstag zum großen Saisonfinale gastgebenden Halleschen FC vollends aus dem spielerischen Konzept zu bringen.
Dazu setzt der frühere Zahnpastavertreter ganz auf die ihm zur Verfügung stehende gewaltige Marketing-Maschine, mit der er schon den aus ausgekochten Haribo-Goldbären hergestellten Büchsendrink „Red Bull“ weltweit in die Regale drückte. Diesmal steht die Anzeigenkampagne, die der Marketingspezialist nach seiner täglichen Dosis von fünf Energy-Drinks konzipiert hat, ganz im Zeichen der sportlichen Fairness – zumindest oberflächlich betrachtet.
„Warum ist der rote Teppich rot“, fragt eine Anzeige im typischen stylischen RB-Style unbekümmert, um sich die Antwort gleich selbst zu geben: „Weil der Hallesche FC traditionell in Rot und Weiß spielt.“ Rasenball deutet eine Verbeugung an: „Wir haben es auch versucht“, heißt es weiter, „aber vergeblich.“ Deshalb gratuliere man dem Konkurrenten von der Saale – und das nicht einfach nur so, sondern „mit der HFC-Edition“. Dabei handelt es sich um eine von den Chemikern in Salzburg eigens kreierte RedBull-Ausgabe in saftigem HFC-Rot, die speziell angefertigten Büchsen aus steiermärkischem Tafelsilber schmückt der Schriftzug „The HFC-Edition“. Zu den Inhaltsstoffen gehöre „handgesiedetes Hallorensalz“, heißt es in der RB-Pressestelle, der Rest aber sei, sagt eine Sprecherin offenbar unter Anspielung auf den alten HFC-Vereinsnamen HFC Chemie, wie immer „pure Chemie“.
Doch was von fern wirkt wie eine noble Geste, kommt in Halle und in Kiel, wo der Verein Holstein Kiel ebenfalls noch auf den Aufstieg in Liga 3 hofft, ganz anders an. Der Zeitpunkt der Anzeigenschaltung rund 72 Stunden vor dem Anpfiff des großen Finalspieles, in dem es für RB um nichts mehr, für den HFC aber um alles geht, irritiert Beobachter und Fans. „Psychokrieg in Liga 4“, kommentiert ein Fan beim Kurznachrichtendienst Twitter, in einem Diskussionborad im Internet heißt es knapp „die Bullen wollen uns auch dem Konzept bringen“. Unruhe auch in Kiel, wo die Anzeigen als Offenbarungseid gewertet werden: „RB hat keine Lust mehr, die Saison sportlich fair zu Ende zu bringen“, argwöhnt „Fan00“ im sozialen Netzwerk Facebook.
Wie im Fall der Ausschreitungen von Karlsruhe und bei der Randale von Düsseldorf sind die Behörden machtlos. Man sehe das Problem nicht, heißt es beim Fußballverband, es handele sich eindeutig um einen Fall von Meinungsfreiheit kommentiert das Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin. Da keine Menschenrechte verletzt würden, hielten auch alle Minister und Landespolitiker an ihren Plänen fest, das Endspiel in Halle zu besuchen, verlautete auch Magdeburg. Didi Mateschitz dürfte sich die Hände reiben – so viele Leute wie am Samstag haben seinen Rasenballer zuletzt im Dezember zugeschaut, als der HFC aus Leipzig drei Punkte entführte.
Zur PPQ-Doku des gesamten Aufstiegsrennens:
Vor dem Aufstieg: (VdA) XIII
Vor dem Aufstieg: (VdA) XII
Vor dem Aufstieg: (VdA) XI
Vor dem Aufstieg: (VdA) X
Vor dem Aufstieg (VdA) IX
Vor dem Aufstieg (VdA) VIII
Vor dem Aufstieg (VdA) VII
Vor dem Aufstieg (VdA) VI
Vor dem Aufstieg (VdA) V
Vor dem Aufstieg (VdA) IV
Vor dem Aufstieg (VdA) III
Vor dem Aufstieg (VdA) II
Vor dem Aufstieg (VdA) I
Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen. Meinen aber etwas völlig anderes.