Ein tiefes Liebesverhältnis verbindet das Fußballboard PPQ und die sozial engagierte Teeniezeitschrift Junge Welt, seit das in westdeutschem Besitz befindliche Kampfblatt für den Sozialismus daranging, dem Osten die DDR zu erklären.
Ja, das haben wir gebraucht, darauf haben wir gewartet, dafür sind wir dankbar. Umso misstrauischer macht es, dass die Politpostille nach der DDR nun den Halleschen FC entdeckt hat. "Klopf, klopf, wir kommen" heißt ein Beitrag in der verdienstvollen Serie "Aus den Unterklassen", in dem ein Karl Aalen sich geradezu liebevoll der Mannschaft nähert, die zwei Spieltage vor Schluss die Chance hat, die beste Bilanz aller deutschen Profivereine einzufahren und in die dritte Liga aufzusteigen.
"Vor über zwanzig Jahren, als der HFC in der 2. Bundesliga kickte, war meine Liebe für den Verein groß", schreibt Aalen, ehe er ein Porträt des Anhangs der Hallenser zeichnet, wie es in der "Jungen Welt" zu erwarten war: So groß wie seine Liebe damals sei auch seine "Scham" gewesen, eigentlich so gar "noch größer". denn beim Auswärtsspiel in München 1860 "fielen viele mitgereiste Hallenser nachdrücklich auf. Mit eingepißten Hosen lagen sie in ihren Mageninhalten, statt anhaltinischen Gesangs, dem phonetischen Verschnitt aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg, kam Sabber aus ihren Mündern".
Es heißt "anhaltisch". Nicht "anhaltinisch". Außerdem ist das eine andere Ecke, schlag nach bei "Dessau". Halle wurde gegründet von Hermunduren, Angeln, Thüringer und Wenden, aus dem Redaktionsgebäude der JW gesehen: Ausländer. Leben anders. Feiern anders. Das ist vom richtigen Klassenstandpunkt aus gesehen abzulehnen.
Es hatte ja seinen Grund, warum die Zeitung, die ihren Mitarbeitern weniger bezahlt als Aldi seinen Kassiereinnen, zum letzten Mal vor sechs Jahren zum halleschen Fußball schaute. "Bye, bye, Sommer der Märchen", hieß der Text damals und er beschäftigte sich selbstverständlich mit dem "Rassismus im Ligaalltag", den jeder, der wollte, "beim Oberligaduell FC Sachsen Leipzig gegen Hallescher FC" finden konnte, wo "rassistische Schmährufe gegen afrikanische Spieler" ertönten.
Ein gefundenes Fressen gerade für die Berichterstatter, die nicht dabei waren. Von "Affenlauten" fantasierten sie im Fall des Leipzigers Adebowale Ogungbure, dessen charakterliche Defizite in der Jungen Welt so wenig eine Rolle spielten wie in irgendeiner anderen Zeitung der Republik. Die Rollen waren verteilt, das Stück ging in einem Akt über die Bühne: Hier die schlimmen Fans. Dort der Fußballer, den ein Affenlauf irgendwie ganz anders trifft als Oliver Kahn, der seine Karriere zum Klang von Affenlauten verbrachte.
Sechs Jahre später erzählt Ogungbures Leistungsnachweis davon, dass die Geschichte wohl doch etwas anders war. Es gehört mehr als "Rassismus im Ligaalltag" dazu, seine Karriere in der 1. Bundesliga zu beginnen. Und über die 2., 3. und 4. Liga schließlich beim FC Vissai Ninh Binh in Vietnam zu landen.
Aber nun schreibt ja niemand mehr über Ogungbure. Dafür aber über den HFC. "Heute ist eine neue Generation von Fans und Zuschauern herangewachsen", lobt Aalen, bei dem Generationen schon mal in einem halben Jahrzehnt heranwachsen. Natürlich sei "weiterhin Väterchen Alk im Spiel", analysiert er den Unterschied der Fußballkultur von Halle zu der etwa in Berlin, Duisburg oder Dortmund. "Aber die eigentliche Droge ist der Verein."
Dann wird es schon leicht unheimlich, denn statt Häme und Hass zu spritzen, verschüttet das Leitblatt für gefühltes Leid Lob kanisterweise. "Die Ultras veranstalten friedlichen Rabatz, durchorganisiert wie eine Parade für das Politbüro", heißt es. der Verweis auf das Politbüro muss sein, wegen der "neuen Generation von Fans", die von der Jungen Welt nicht nur Lebenshilfe, sondern auch Geschichtsunterricht erwarten.
Die Zeitung, die nach einem kollektiven Ausscheiden der DDR-Mannschaften aus dem Europacup mal mit einer weißen Zeitungsseite berichterstattete, schmeißt sich ran. "Die Zuschauerzahlen schnellen in die Höhe, sicher wegen der Stimmung, aber auch wegen des neuen Stadions und der erbrachten Leistung". Selbst das Undenkbare, dem anhaltinischen Zuschauerdauermagneten FCM die Krone zu entreißen, sei diese Saison gelungen.
Auch, weil endlich Leute regelmäßig kommen, die früher nie zu sehen waren. Die Oberbürgermeisterin hat beim Derby gegen den FCM ihren Dienstwagen falsch geparkt, kichert Karl Aalen, ehe er vom Aufstieg träumt. "Ein, zwei Gläser Sekt" will er knallen lassen. Väterchen Alk, darum geht es beim ja hauptsächlich. Dann fährt er nach Wehen und/oder Wiesbaden, zu den Bio-Bauernhöfen in und um Burghausen an, zum Degerloch. "Dann erleben wir Kultur und Menschen!" Gibt es ja in Halle leider gar nicht.
Schön ist allerdings sein Schluss: "Wenn jetzt einer meint, Halt mal, Halt! Das Spiel gegen Brause Leipzig steht noch an … Was ist, wenn’s da Klatsche gibt? Nichts natürlich! Jetzt hab ich über zwanzig Jahre gewartet, da machen die nächsten auch nichts mehr aus."
Ja, das haben wir gebraucht, darauf haben wir gewartet, dafür sind wir dankbar. Umso misstrauischer macht es, dass die Politpostille nach der DDR nun den Halleschen FC entdeckt hat. "Klopf, klopf, wir kommen" heißt ein Beitrag in der verdienstvollen Serie "Aus den Unterklassen", in dem ein Karl Aalen sich geradezu liebevoll der Mannschaft nähert, die zwei Spieltage vor Schluss die Chance hat, die beste Bilanz aller deutschen Profivereine einzufahren und in die dritte Liga aufzusteigen.
"Vor über zwanzig Jahren, als der HFC in der 2. Bundesliga kickte, war meine Liebe für den Verein groß", schreibt Aalen, ehe er ein Porträt des Anhangs der Hallenser zeichnet, wie es in der "Jungen Welt" zu erwarten war: So groß wie seine Liebe damals sei auch seine "Scham" gewesen, eigentlich so gar "noch größer". denn beim Auswärtsspiel in München 1860 "fielen viele mitgereiste Hallenser nachdrücklich auf. Mit eingepißten Hosen lagen sie in ihren Mageninhalten, statt anhaltinischen Gesangs, dem phonetischen Verschnitt aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg, kam Sabber aus ihren Mündern".
Es heißt "anhaltisch". Nicht "anhaltinisch". Außerdem ist das eine andere Ecke, schlag nach bei "Dessau". Halle wurde gegründet von Hermunduren, Angeln, Thüringer und Wenden, aus dem Redaktionsgebäude der JW gesehen: Ausländer. Leben anders. Feiern anders. Das ist vom richtigen Klassenstandpunkt aus gesehen abzulehnen.
Es hatte ja seinen Grund, warum die Zeitung, die ihren Mitarbeitern weniger bezahlt als Aldi seinen Kassiereinnen, zum letzten Mal vor sechs Jahren zum halleschen Fußball schaute. "Bye, bye, Sommer der Märchen", hieß der Text damals und er beschäftigte sich selbstverständlich mit dem "Rassismus im Ligaalltag", den jeder, der wollte, "beim Oberligaduell FC Sachsen Leipzig gegen Hallescher FC" finden konnte, wo "rassistische Schmährufe gegen afrikanische Spieler" ertönten.
Ein gefundenes Fressen gerade für die Berichterstatter, die nicht dabei waren. Von "Affenlauten" fantasierten sie im Fall des Leipzigers Adebowale Ogungbure, dessen charakterliche Defizite in der Jungen Welt so wenig eine Rolle spielten wie in irgendeiner anderen Zeitung der Republik. Die Rollen waren verteilt, das Stück ging in einem Akt über die Bühne: Hier die schlimmen Fans. Dort der Fußballer, den ein Affenlauf irgendwie ganz anders trifft als Oliver Kahn, der seine Karriere zum Klang von Affenlauten verbrachte.
Sechs Jahre später erzählt Ogungbures Leistungsnachweis davon, dass die Geschichte wohl doch etwas anders war. Es gehört mehr als "Rassismus im Ligaalltag" dazu, seine Karriere in der 1. Bundesliga zu beginnen. Und über die 2., 3. und 4. Liga schließlich beim FC Vissai Ninh Binh in Vietnam zu landen.
Aber nun schreibt ja niemand mehr über Ogungbure. Dafür aber über den HFC. "Heute ist eine neue Generation von Fans und Zuschauern herangewachsen", lobt Aalen, bei dem Generationen schon mal in einem halben Jahrzehnt heranwachsen. Natürlich sei "weiterhin Väterchen Alk im Spiel", analysiert er den Unterschied der Fußballkultur von Halle zu der etwa in Berlin, Duisburg oder Dortmund. "Aber die eigentliche Droge ist der Verein."
Dann wird es schon leicht unheimlich, denn statt Häme und Hass zu spritzen, verschüttet das Leitblatt für gefühltes Leid Lob kanisterweise. "Die Ultras veranstalten friedlichen Rabatz, durchorganisiert wie eine Parade für das Politbüro", heißt es. der Verweis auf das Politbüro muss sein, wegen der "neuen Generation von Fans", die von der Jungen Welt nicht nur Lebenshilfe, sondern auch Geschichtsunterricht erwarten.
Die Zeitung, die nach einem kollektiven Ausscheiden der DDR-Mannschaften aus dem Europacup mal mit einer weißen Zeitungsseite berichterstattete, schmeißt sich ran. "Die Zuschauerzahlen schnellen in die Höhe, sicher wegen der Stimmung, aber auch wegen des neuen Stadions und der erbrachten Leistung". Selbst das Undenkbare, dem anhaltinischen Zuschauerdauermagneten FCM die Krone zu entreißen, sei diese Saison gelungen.
Auch, weil endlich Leute regelmäßig kommen, die früher nie zu sehen waren. Die Oberbürgermeisterin hat beim Derby gegen den FCM ihren Dienstwagen falsch geparkt, kichert Karl Aalen, ehe er vom Aufstieg träumt. "Ein, zwei Gläser Sekt" will er knallen lassen. Väterchen Alk, darum geht es beim ja hauptsächlich. Dann fährt er nach Wehen und/oder Wiesbaden, zu den Bio-Bauernhöfen in und um Burghausen an, zum Degerloch. "Dann erleben wir Kultur und Menschen!" Gibt es ja in Halle leider gar nicht.
Schön ist allerdings sein Schluss: "Wenn jetzt einer meint, Halt mal, Halt! Das Spiel gegen Brause Leipzig steht noch an … Was ist, wenn’s da Klatsche gibt? Nichts natürlich! Jetzt hab ich über zwanzig Jahre gewartet, da machen die nächsten auch nichts mehr aus."