*** Werbung – beauftragte Reportage mit viel Herz und eigener Meinung über das wichtige Thema Integration ***
Es ist Freitag, 10 Uhr. Mein letzter Urlaubstag. Doch die Jungs sind daheim und frühstücken gerade mit ihrem Papa, während ich vor der SOS-Kita in Frankfurt Sossenheim stehe. Hier werde ich gleich mehr über Sprach-Kitas erfahren. Denn was viele gar nicht wissen: die Kinderhilfsorganisation SOS-Kinderdorf betreut nicht nur Kinder in klassischen Kinderdörfern im In- und Ausland, sondern ist auch selbst Kita-Träger in Deutschland.
Und nun stehe ich genau vorm Eingang zu dieser besonderen Kita. Eine junge Mutter mit einem bunten Kopftuch kommt mir entgegen, lächelt und hält mir die Tür auf. Ich wundere mich, dass so spät am Morgen noch Kinder gebracht werden. Später erfahre ich, dass heute in der U3-Betreuung ein Eltern-Frühstück stattfand. Der Vorraum der Kita ist hell und freundlich, alles ist mit Holz verkleidet, Fotos der Erzieher und Erzieherinnen lächeln einem entgegen. Mit bunten Schildern werden die Besucher in 22 Sprachen willkommen geheißen. Daneben gibt es viele Infotafeln – in verschiedenen Sprachen und mit Symbolen.
Ich linse durch die Glastür, hinter der ich Kinderlachen und -geschrei hören kann. Meine Verabredung, – die PR- und Marketingverantwortliche Carolin Rademacher und Kita-Leiterin Felicitas Boida, sind nicht hier, sondern wohl im gegenüberliegenden SOS-Familienzentrum.
Das SOS-Kinderdorf in Frankfurt
Das SOS-Kinder- und Familienzentrum Frankfurt unterstützt seit Januar 2015 Familien im Frankfurter Stadtteil Sossenheim, die aufgrund ihrer Herkunft oder prekären Lebensumständen sozial benachteiligt sind. Eine enge Verbindung von Kindertagesstätte und Familienzentrum ermöglicht hier einen schnellen Zugang zu Bildungs- und Beratungsmöglichkeiten. Auf der einen Seite gibt es also eine Kita mit rund 60 Betreuungs-Plätzen für Kinder von 3 Monaten bis ins Vorschulalter. Auf der anderen Seite befinden sich neben der Verwaltung verschiedene Räumlichkeiten für Eltern-Kind-Gruppen, Sportkurse, Jungen- und Mädchentreffs, Formularhilfen und Schwangerschaftskurse. Und auch das Herzstück des Zentrums ist dort – ein Familiencafé mit Spielzimmer. In der Café-Küche wird auch täglich frisch für die Kita-Kinder gekocht.
Im Eingangsbereich warten schon beide Damen sowie die Einrichtungsleiterin Clenda Scharf, die das SOS-Kinderdorf Frankfurt leitet. Neben dem Familienzentrum und der Kindertagesstätte in Sossenheim gehören auch die Kinder- und Jugendhilfen Hünstetten/Taunusstein dazu. Der Empfang ist herzlich. Und es gibt Kaffee. Yeah! Bevor wir durch das Familienzentrum laufen und ich einen Blick hinter die Glastür der SOS-Kita werfen darf, sitzen wir zusammen in dem hellen und modern renovierten Altbau. Ich möchte schließlich erstmal wissen, was das Besondere an dem Sprach-Kita-Programm ist. So genau kann ich mir das nicht vorstellen.
Was ist eigentlich eine Sprach-Kita?
Kinder lernen Sprache am besten im persönlichen Kontakt, das heißt im Dialog, im Handeln und in der Beziehung mit den Eltern und den Erzieherinnen und Erziehern. Sie orientieren sich am Sprachvorbild. Die Sprachkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und eine der wichtigsten Voraussetzungen für den schulischen und beruflichen Erfolg sowie die gesellschaftliche Integration. Altersgemäße Sprachkenntnisse sind daher schon im Vorschulalter wichtig, damit die Kinder von Anfang an gleiche Bildungschancen haben. Daher startete das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ im Januar 2016. Hierfür werden ausgewählten Kitas, die sich für das Programm bewerben müssen, Fachkraftstellen zur Verfügung gestellt, die sich ganz gezielt um alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik sowie die Zusammenarbeit mit Familien in den Kitas kümmern.
Vor allem der Kita-Leiterin Felicitas Boida, meiner Hautansprechpartnerin, ist es zu verdanken, dass die Frankfurter SOS-Kita eine der ersten Sprach-Kitas in Deutschland war. 80 % der Frankfurter SOS-Kita-Kinder haben einen Migrationshintergrund. Einige haben dazu noch eine Behinderung. Integration und Inklusion werden im SOS-Kinderdorf gelebt – eine gute Voraussetzung für das Bundesprogramm. „Eine Fachkraft wird uns zur Verfügung gestellt, die täglich aus dem Alltag heraus Sprache gezielt fördert. Das heißt, dass sie für einzelne Gruppen oder Kinder bedarfsorientierte Spiele vorbereitet, die Erzieher berät oder sich mit den Eltern kurz schließt. Sie beobachtet und gibt Anreize und Impulse, wird aber nicht als Erzieherin für eine bestimmte Gruppe eingesetzt,“ erklärt sie mir.
Sprechen und Lesen ist wichtig – egal in welcher Sprache
Um der Mehrsprachigkeit der Kinder gerecht zu werden, werden Fingerspiele und Lieder in verschiedenen Sprachen angeboten oder sogar Bücher mehrsprachig vorgelesen. Viele Erzieher haben selbst einen Migrationshintergrund. „Die Hauptsprache bei den vielen verschiedenen Sprachen ist hier aber Deutsch“, erklärt Frau Boida. „Daher lernen die Kinder auch ganz schnell voneinander. Daneben haben wir auch eine Schrift-Symbolsprache, die jedes Kind und jedes Elternteil versteht.“
Auch wenn das Vorlesen nicht im Fokus der Sprach-Kita steht, gibt es hier eine eigene Bücherei, in der sich die Kinder Bücher für ihre Gruppe ausleihen oder vor Ort diese auf einem Sofa gemütlich durch blättern können. Die Bücherei ist eher Ort der Begegnung, und oft reicht schon allein das Betrachten eines Buches, um Impulse für ein Gespräch zu sammeln. Daneben gibt es noch eine Kooperation mit der Stadtbücherei um die Ecke. Dort werden beispielsweise die Vorschulkinder nach vier Bücherei-Exkursionen zu Lesekaiser/innen gekrönt.
Nach einem Rundgang im Familienzentrum gehen wir nun rüber in die SOS-Kita. Vor der Tür stehen einige Mitarbeiter aus der Küche, die in der Sonne fröhlich miteinander sprechen. Eine kurze Pause vor dem Mittagessen. Frau Boida begrüßt die Gruppe, kennt jeden mit Namen. Man geht hier sehr familiär miteinander um.
Eine Kita, von der andere lernen können
In der Kita hat alles seinen Platz. Die Garderoben sind aneinandergereiht, überall gibt es Symbole und auch der Speiseplan wird in der Schrift- Symbolsprache präsentiert. Hier und da liegen Spielzeug oder Klamotten herum, eine halb gebaute Höhle aus Stühlen und Decken steht in einem Gruppenraum. Die Räume sind verlassen und das Kinderlachen ist nur entfernt zu hören. Alle vier Gruppen haben das schöne Wetter zum Anlass genommen, um raus zu gehen: einige Kinder sind spazieren, andere Brombeeren naschen im eigenen Schrebergarten um die Ecke und einige wenige im Kita-Außenbereich.
So ohne Kinder wirken die Räumlichkeiten einfach riesig. Jede Gruppe hat ein eigenes Bad sowie neben einem Gruppenraum einen Schlaf- bzw. Bastelraum. Dazu gibt es verschiedenen Bewegungs- und Turnräume, einen Werkraum mit Schneckenaquarium und die kleine Bücherei, von der wir vorhin gesprochen haben.
Auf Anhieb fallen mir unendlich viele Vergleiche ein, zu der einen Kita, die ich durch meine Kinder kenne. In der Kita meiner Söhne gibt es nur einen Schlafraum, einen Turnraum und zwei kleine Bäder für alle. Und vor allem: Keine Riesenschnecken!!! Ich bin ein wenig neidisch. Aber auch froh, dass vor allem Kinder an diesem schönen Ort einen Teil ihrer Kindheit verbringen dürfen, die es vielleicht daheim nicht immer so schön haben oder deren Eltern mit vielen Sorgen, Nöten und Hindernissen zu kämpfen haben. Auch wenn das Engagement der Eltern in der SOS-Kita doch recht groß ist, wie man mir erzählt, zum Beispiel wenn es darum geht, zum Kita-Fest etwas zum Buffet beizusteuern oder alte Töpfe und Pfannen zum Spielen zu spenden.
Draußen treffe ich sie dann doch noch – die wenigen SOS-Kitakinder, die den Mittag auf dem Kita-Spielplatz verbringen. Sie hantieren in der Matschküche oder hopsen auf dem Bodentrampolin herum. Ganz normale spielende und fröhliche Kinder eben – mit einem Hauch multikulti.
Es ist 11:30 Uhr und ich sitze wieder in meinem Auto, auf dem Weg zu meinen Jungs. Irgendwie bin ich dann doch ziemlich geflashed von den vielen positiven Eindrücken. Ganz ehrlich hatte ich mir das SOS-Kinderdorf nicht so schön, modern und vor allem herzlich vorgestellt. Ein Satz von Felicitas Boida bleibt mir noch lange im Kopf. „Besonders wichtig ist mir, dass Eltern, Kinder und Erzieher voneinander lernen. Da bin ich besonders stolz darauf, dass wir das alle hier so leben.“
Wenn ihr noch mehr über die SOS-Kinderdörfer wissen wollt:
Mehr Infos zu SOS-Kinderdorf und den SOS-Kinderdorf Kitas findest du auf der Homepage. Dort kannst du die SOS-Projekte auch unterstützen.
Mehr Infos zum SOS-Kinderdorf in Frankfurt findest du hier.
Mehr Infos zum Bundesprogramm Sprach-Kitas kannst du hier nachlesen.