Vor ein paar Tagen war ich einfach entzückt.
Und entzückt ist ein Wort was ich eigentlich überhaupt nicht gern benutze. Das ist mir viel zu Danielle-Steel-literarisch, viel zu „Schleifchen-und-Rüschen-haft“, viel zu zuckersüss und noch dazu altmodisch. Altrosa eben. Wenn ein Wort sich anziehen könnte, dann wäre Entzückt in altrosa gekleidet, altrosa mit Rüschchen.
Und so sehr ich Altrosanes und Gerüschtes nicht ohne Augenschmerzen sehen kann, dieses altrosafarbene, zuckersüsse Entzücken war eben genau das, was ich verspürte, vor ein Paar Tagen, und es gibt da kein anderes Wort womit ich es umschreiben könnte.
Denn es ist so: normalerweise sind es ja immer die Leser von anderen Blogs die sich mit den Bloggern austauschen, ihnen sagen wie toll dies oder das Foto aussieht, sie willkommen heißen wenn sie lange nicht mehr geschrieben hatten, ihnen Fragen stellen, als wären sie Gurus der Spitzenküche oder gar ihnen zum Namenstag gratulieren! Und ich schaue zu und lese mit, in einer Mischung aus Neid und der klitzekleinen Hoffnung, eines Tages werden auch meine unbekannten Leser mit mir sprechen. Dutzende von Kommentaren pro Stunde hinterlassen, eine endlose Reihe an Gedanken, Fragen, Assoziationen, die sich unterhalb von jedem Post aneinanderreihen, und ich komm’ schon garnicht mehr mit beim Durchlesen und Antworten, also antworten sie sich schon untereinander, und unterhalten sich da, und mein kleiner Blog wird anfangen, ein kleines kunterbuntes Kaffeekränzchen zu sein. Seufz. Es wäre schön. Aber der Weg ist noch weit. Seufz.
Und dann kam dieses Entzücken.
Claudia fragte mich nach einem Rezept.
Ok, zugegeben, Kommentare hab ich ja schon einige bekommen. Und “Likes”. Sogar einen Award!
Aber so eine Anfrage… ich meine, Claudia hätte ja googeln können…oder eine Kochenzyklopädie aufschlagen…oder Tante Emma fragen… aber Sie hat beschlossen, mich nach dem Rezept zu fragen. Schmeichelnd und entzückend und hibbelig-machend zugleich !
Und das soll sie sofort bekommen, mit all meiner Freude. Ein ganz tolles Kuchen- (oder fast Torten-??) Rezept, eine Mischung aus sauer und lustig, heimischen Zutaten aus der Dose und frischen Exoten, blitzschnell gemacht jedoch elegant in seinem dunkelroten Cocktailkleid.
Für Claudia und für alle meine lieben leisen Leser, die langsam und hoffentlich immer lauter werden.
Limettentarte in rot
(für eine Springform mit 21 cm Durchmesser)
für den Boden:
- 150 g zerbröselte Butterkekse
- 30 g Zucker
- 85 g geschmolzene Butter
für die Füllung:
- 1 Dose gezuckerte Kondensmilch (also 400 ml)
- 4 Eigelb
- 120 g Limettensaft
- geriebene Schale von 1 Limette
für das Cocktailkleid:
- 300 g rote Marmelade, egal ob Kirsch, Himbeer, Waldfrüchte… am Besten sind diese “Fruchtaufstriche” mit wenig Zuckergehalt. Auch klappt es besser, wenn die Marmelade wenig Fruchtstücke enthält,dann wird die Oberfläche glatter. Ansonsten muss man die Obststücke raussieben/fischen und das bedarf etwas Geduld…
- 2 Esslöffel Zitronensaft
- 4 Blatt Gelatine
Als Allererstes wird der Boden vorbereitet: die zerkrümelten (ja praktisch pulverisierten) Kekse mit Zucker und flüssiger Butter vermischen und damit den Boden der Springform bedecken. (Ich persönlich überziehe dafür den Boden immer zuerst mal mit einem Blatt Backpapier und fette die Ränder ein, damit es sich einfacher rauslösen lässt). Die Bröselmischung festdrücken, dann diesen Boden ohne alles in den Backofen bei 190° C schieben und 10 Minuten lang backen. Wenn diese zeit rum ist, den Boden aus dem Ofen nehmen und diesen auf 160° runterschalten.
Nun kann man die Füllung vorbereiten, indem man die Eigelbe mit dem Schneebesen aufschlägt, dann die Kondensmilch dazurührt und anschliessend, immernoch unter Rühren, nach und nach den Limettensaft und die Zeste dazugibt. Diese Creme auf den gebackenen Boden giessen, und das Ganze bei 160°C etwa 15-20 Minuten lang backen.
Schliesslich, wenn die Tarte asgebacken und erkaltet ist, kommen wir zur Glasur.
Dafür die Gelatineblätter in kaltes Wasser legen, damit sie aufweichen. Inzwischen die Marmelade mitsamt dem Zitronensaft in einem Töpfchen erhitzen, bis sie flüssig und heiss wird. Vom Feuer nehmen, die (gut abgetropfte!) Gelatine hineinlösen und gut verrühren und dieses Gelée (was jetzt noch flüssig ist, aber reativ schnell erstarrt) auf der Oberfläche der Tarte verteilen.
Im Kühlschrank vollkommen erkalten lassen, dann mit Limettenscheiben garnieren und kalt servieren!