Von Wegen Lisbeth
Support: Giant Rooks
Ampere, München, 12. Oktober 2016
Also neue, soll heißen falsche Freunde waren wohl nicht vor Ort – sie hätten sich in der johlenden Menge schon sehr gut tarnen müssen, denn wer hier nicht hüpfen wollte, war nicht willkommen. Die Berliner Band Von Wegen Lisbeth ist ja in diesem Jahr mit ihrem Debüt in leitender Funktion für den deutschen Indiepop verantwortlich und zwar für einen besonders guten. Hierzulande hat man ja manchmal das Gefühl, Musiker müssten sich sofort entschuldigen, wenn sie Songs mit allzu eingängige Melodien schreiben, so daß sich diese in kürzester Zeit als Ohrwürmer verselbstständigen und im Netz ein erfolgreich geteiltes Eigenleben führen. Matthias Rode und seinen Bandkollegen gelingt nun auf „Grande“ das seltene Kunststück, wunderbar locker gerockte Lieder mit Texten zu verbinden, die den Nerv einer nicht nur für junge Leute sehr ungewissen Zeit zu treffen vermögen und noch dazu ohne den oberlehrerhaften, moralischen Zeigefinger auskommen. Politisch wollen sie trotzdem sein, ob nun „Meine Kneipe“ oder das famose „Der Untergang des Abendlandes“ – es bleibt aber eher beim ironischen Tritt in den manchmal allzu bequemen Hintern, anstatt die Hörer mit allzu platten Parolen zu verschrecken oder im schlimmsten Falle gar zu langweilen.
Wenig Hipster also im restlos ausverkauften Rund – Von Wegen Lisbeth hätten wahrscheinlich mühelos die benachbarte Muffathalle füllen können, die Entscheidung aber, wie schon vor einem Jahr lieber in kleinerem Rahmen zu spielen, macht die Jungs noch ein Stück sympathischer und das Konzert zum (wortwörtlich) hautnahen Erlebnis. Ausgelassene Stimmung vom ersten Takt, ein ebenso textsicheres wie begeisterungsfähiges Publikum – die Jungs machen immer noch den Eindruck, als wären sie vom Erfolg ihrer Stücke, sei’s nun „Bitch“, „Sushi“ oder „Wenn du tanzt“, noch immer überrascht und so oft, wie Rohde sich in aller Höflichkeit für den begeisterten Applaus bedankte, ist man geneigt, ihnen das abzunehmen. Rätselhaft bleibt nur, warum sie erst jetzt auf dem Populärmusik-Radar aufgetaucht sind, denn auch die älteren Songs wie „Betriebsauflauf“, „Hellersdorf“, „Das Zimmer“ und „Kafka Luise“ fallen um kein Grad zum aktuellen Material ab. Wollte wer den Zustand vollkommener Zufriedenheit erfahren – ein Blick in die Gesichter im Parkett hätte genügt. Schnell noch ein Paar Merch-Socken für 10 Euro gekauft und dann mit einem seligen Lächeln raus aus der „Kneipe“ in die Nacht und somit auch in ein Land, dem man mehr von dieser Band und ihren erfrischenden Ideen zur Genesung wünscht.
Support: Giant Rooks
Ampere, München, 12. Oktober 2016
Also neue, soll heißen falsche Freunde waren wohl nicht vor Ort – sie hätten sich in der johlenden Menge schon sehr gut tarnen müssen, denn wer hier nicht hüpfen wollte, war nicht willkommen. Die Berliner Band Von Wegen Lisbeth ist ja in diesem Jahr mit ihrem Debüt in leitender Funktion für den deutschen Indiepop verantwortlich und zwar für einen besonders guten. Hierzulande hat man ja manchmal das Gefühl, Musiker müssten sich sofort entschuldigen, wenn sie Songs mit allzu eingängige Melodien schreiben, so daß sich diese in kürzester Zeit als Ohrwürmer verselbstständigen und im Netz ein erfolgreich geteiltes Eigenleben führen. Matthias Rode und seinen Bandkollegen gelingt nun auf „Grande“ das seltene Kunststück, wunderbar locker gerockte Lieder mit Texten zu verbinden, die den Nerv einer nicht nur für junge Leute sehr ungewissen Zeit zu treffen vermögen und noch dazu ohne den oberlehrerhaften, moralischen Zeigefinger auskommen. Politisch wollen sie trotzdem sein, ob nun „Meine Kneipe“ oder das famose „Der Untergang des Abendlandes“ – es bleibt aber eher beim ironischen Tritt in den manchmal allzu bequemen Hintern, anstatt die Hörer mit allzu platten Parolen zu verschrecken oder im schlimmsten Falle gar zu langweilen.
Wenig Hipster also im restlos ausverkauften Rund – Von Wegen Lisbeth hätten wahrscheinlich mühelos die benachbarte Muffathalle füllen können, die Entscheidung aber, wie schon vor einem Jahr lieber in kleinerem Rahmen zu spielen, macht die Jungs noch ein Stück sympathischer und das Konzert zum (wortwörtlich) hautnahen Erlebnis. Ausgelassene Stimmung vom ersten Takt, ein ebenso textsicheres wie begeisterungsfähiges Publikum – die Jungs machen immer noch den Eindruck, als wären sie vom Erfolg ihrer Stücke, sei’s nun „Bitch“, „Sushi“ oder „Wenn du tanzt“, noch immer überrascht und so oft, wie Rohde sich in aller Höflichkeit für den begeisterten Applaus bedankte, ist man geneigt, ihnen das abzunehmen. Rätselhaft bleibt nur, warum sie erst jetzt auf dem Populärmusik-Radar aufgetaucht sind, denn auch die älteren Songs wie „Betriebsauflauf“, „Hellersdorf“, „Das Zimmer“ und „Kafka Luise“ fallen um kein Grad zum aktuellen Material ab. Wollte wer den Zustand vollkommener Zufriedenheit erfahren – ein Blick in die Gesichter im Parkett hätte genügt. Schnell noch ein Paar Merch-Socken für 10 Euro gekauft und dann mit einem seligen Lächeln raus aus der „Kneipe“ in die Nacht und somit auch in ein Land, dem man mehr von dieser Band und ihren erfrischenden Ideen zur Genesung wünscht.