Ich bin ja kein großer Fan von Elternratgebern und habe bisher nur eine handvoll gelesen. Aber ich bin ein Fan von bedürfnisorientierten Elternlösungsgebern, wie dem Blog Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten von Danielle Graf und Katja Seide. Ihr erstes Buch Der entspannte Weg durch die Trotzphase habe ich verschlungen und konnte für mich eine lange Liste an Aha-Erlebnissen herausziehen.
Damals war der Rabauko mitten in den Anfängen der sogenannten Trotzphase, während der feine Herr als Vorschulkind immer öfter vorpubertär reagierte. Jetzt ist er sieben Jahre alt und die aufregende Grundschulzeit hat begonnen. Und als ob die zwei Autorinnen das geahnt hätten, haben sie nicht allzu lange mit einem Lösungsratgeber für Wackelzahn-Rebellen auf sich warten lassen. Yay! Das Lesen von “Gelassen durch die Jahre 5 bis 10” war mir ein Fest und ich kann nur sagen: nur Fantasy-Romane können mich mehr fesseln.
Klappentext: Die Jahre 5 bis 10 stellen Eltern vor vielfältige Herausforderungen. Danielle und Katja geben Tipps für ein gelassenes Hinführen zur Eigenverantwortung der Kinder, z.B. beim Essen, sowie zu Empathie, Respekt und Durchhaltevermögen. Es lohnt sich, die Herausforderungen dieses immens wichtigen Zeitfensters der Erziehung aktiv anzunehmen. Denn hier werden die Grundlagen für eine stabile Persönlichkeitsentwicklung und eine »verträgliche« Pubertät gelegt. Persönliche Berichte und überraschende Einblicke in das kindliche Denken und Fühlen sorgen für ein entspanntes Familienleben, in dem die Bedürfnisse aller Familienmitglieder erfüllt werden.
Wackelzahn-Rebellen und Zahnlückenpubertät
Ich muss sagen, so schlimm und schrecklich war bei uns die Vorschulphase nicht, jedenfalls nicht so, dass ich von einer “Zahnlückenpubertät” sprechen müsste. Und dennoch gab es manchmal Wut und Aggressionen. Auch zum Anfang der Schulzeit. Diese Zeit von der Vorschule bis zum Ende der Grundschulzeit wird als “Mittlere Kindheit” bezeichnet und ist ein immens wichtiger Entwicklungsabschnitt, der die Grundlage für soziale Miteinander in Familie und Gesellschaft legt.
Danielle und Katja gehen deshalb ganz ausführlich und mit vielen Beispielen auf wichtige Bedürfnisse von Kindern in diesem Alter und Strategien zu ihrer Erfüllung ein. Sie weisen auf mögliche Wege zur Erlangung von Kompetenzen und Selbständigkeit hin und erläutern die kindliche Selbstbestimmung und deren Grenzen. Außerdem geben sie Tipps, wie man ohne Strafen reagieren kann, wie aktives Zuhören funktioniert und wie wir in Beziehung mit unseren Kindern sein können. Dabei gehen Danielle und Katja immer auf Beispiele mit Konfliktpotenzial aus dem Leben ein, die wohl alle Eltern von Grundschulkindern kennen: Schule und Hausaufgaben, Essen, Stehlen sowie Handy und PC-Spiele.
Die gleichen Verhaltensweisen eines Beziehungspartners, die bei einem Erwachsenen als Alarmsignal für psychische Gewalt eingestuft werden, gelten bei Kindern als … nun … Erziehung. Sollte uns das nicht aufhorchen lassen? (Seite 272)
Hilflosigkeit und Eigenverantwortung
Was ich super spannend finde, sind die vielen Erfahrungsberichte, Studien und Forschungserkenntnisse, die hier ganz verständlich erklärt werden. Wie die der erlernten Hilflosigkeit. Menschen, die glauben, ihr Leben sei von Zufall und Schicksal gelenkt, neigen eher zur Hilflosigkeit. Während Menschen, die von ihren Fähigkeiten überzeugt sind, eher ihr Leben in die Hand nehmen. Was im Umkehr bedeutet, dass Kinder, die schon früh merken, dass sie nicht gegen den Willen der Erwachsenen ankommen, in Hillflosigkeit verfallen – und dann später in der Pubertät ordentlich rebellieren.
Um souverän mit zwischenmenschlichen Beziehungen, eigenen Bedürfnissen, sozialen Gepflogenheiten und eigener Freiheit umgehen zu können, bedarf es einer Menge Übung, Wiederholung, Irrwege und manchmal sogar Scheitern. Wenn wir nicht zulassen, dass unsere Kinder Fehler begehen und daraus lernen, beschneiden wir sie ganz entschieden in ihrem Wachstum. (Seite 115)
Konflikte lösen ohne Strafen
Die Grenzen unserer Kinder respektieren und sie eigenverantwortlich handel lassen, ist also ein wichtiger Schritt für uns Eltern, der nicht immer leicht fällt. Zuhören. Bedürfnisse erkennen und auf unsere Kinder eingehen sind schon mal ein guter Weg. Und wenn es mal nicht so rund läuft gibt es auch noch ein paar gute Tipps:
- In Beziehung sein
- Eine offene Atmosphäre schaffen – ohne Schimpfen und Strafen
- Ein Vorbild sein und die Grenzen anderer respektieren und uns in andere hineinversetzen
- Dinge klar ansprechen
- Folgen mit dem empathischen Blick auf andere erklären
- Erwartungen formulieren, aber das Kind freiwillig entscheiden lassen
Kinder müssen lernen, sich in andere hineinzuversetzen, sie brauchen Empathie, Liebe, Fürsorge, echten Trost […] Sie müssen scheitern dürfen. Sie brauchen Freiheit und unser Vertrauen. und das ist schon das ganze große Geheimnis einer gelungenen Erziehung. (Seite 348)
Ich bin jedenfalls wieder total geflashed, wie leicht und locker sich dieses wertvolle Erziehungsbuch liest. Ein Buch, das ich sicherlich noch öfter in die Hand nehmen werde.
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Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn – Gelassen durch die Jahre 5 bis 10
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