Von Vertrauen und Trauungen

Von Pseudoeconomist

   

Laborkittel statt Smoking
Passend zur jahreszeitlich bedingten Welle von Hochzeiten (wo wir dann wohl beim Thema Kalendereffekte wären...) bin ich auf ein interessantes Experiment zum Thema Vertrauen und Empathie gestoßen: Paul J. Zak, vom Center for Neuroeconomics Studies (Claremont Graduate University in California) hat untersucht, welche Rolle das "cuddle hormone" Oxytocin bei den Beteiligten einer Trauung spielt. Das Blut von Braut, Bräutigam sowie von freiwilligen Familienmitgliedern und Freunden wurde jeweils vor und nach der Zeremonie auf die jeweilige Hormonkonzentration (z.B. von Oxytocin und Testosteron) untersucht.

Die Klischees lassen grüßen...
Nicht wirklich überraschend sind die Resultate: Die Braut weist die höchste Konzentration von Oxytocin auf, dicht gefolgt von ihrer Mutter. Witzigerweise liegt der Vater des Bräutigams noch vor diesem. Etwas weniger vorhersehbar waren die Ergebnisse allerdings in Sachen Testosteron-Level, da allgemein bekannt ist, dass dieses mit zunehmender "Sesshaftigkeit" bei Männern abnimmt - darüber hatte ich bereits im Zusammenhang mit den Geschlechtern an der Börse berichtet. Man hätte also mit einem geringen Testosterongehalt des Bräutigams rechnen können, tatsächlich war dieser jedoch erstaunlich hoch!


Warum heiraten wir Menschen überhaupt öffentlich?

Die Antwort auf diese Frage ist mit dem Resultat dieses Experimentes - nämlich dem Fund erhöhter Oxytocin-Werte, die letztendlich für nichts anderes als Vertrauen stehen - eigentlich ganz einfach: Durch das gemeinsame Erlebnis erhöht sich die Verbundenheit zwischen dem Paar und den Familien bzw. den Freunden, so dass wichtige Schritte in Sachen Sicherheit unternommen wurden (hier spielt wieder die Evolutionsbiologie eine entscheidende Rolle). In moderne Maßstäbe übersetzt: Es stehen mehr potentielle Babysitter zur Verfügung! Wer mehr über Oxytocin und seine Wirkung erfahren möchte, dem empfehle ich den Artikel 'The Neurobiology of Trust' von Paul J. Zak, der im Juni 2008 in der Zeitschrift 'Scientific American' erschienen ist. Weitere Publikationen von Zak sind über das CNS verfügbar. 
Auch Manfred Spitzer, Direktor der psychiatrischen Uniklinik in Ulm berichtet von der Oxytocin-Forschung im Zusammenhang mit Hochzeiten in der Zeitschrift für Nervenheilkunde (Ausgabe 4/2010) - hier direkt zum Artikel. Last but not least, das Interview mit dem Brautpaar: