Sonntag 7. Juni 2015. Von St-Maurice-sur-Loire bis Pommiers-en-Forez.
Beim Frühstück sind noch zwei weitere Gäste. Die Gespräche verlaufen nun etwas schneller als gestern und ich habe alle Mühe, den Gesprächsfaden nicht zu verlieren. Ich verabschiede mich von Monsieur Alex. Dann verlasse ich das Dörfchen, hinter der alten Kirche geht es steil abwärts. Schon bald stehe ich am Ufer der Loire. Der Jakobsweg verläuft mit einem Gesundheitspfad ein Seitental entlang, an dessen Ende ein Aufstieg folgt. Schon bietet sich von der Höhe ein Blick zurück auf St-Maurice-sur-Loire, das vom Bergfried beschützt wird. Das Fernweh hat mich wieder. Der Ruhetag hat mir aber dennoch gut getan. Zwei junge Pilger überholen mich beim Fotografieren; ich habe sie gestern Abend schon durchs Dörfchen spazieren gesehen.
Ein eindrucksvoller Eichenwald bringt mich nach Bully. Das Dörfchen wirkt ruhig und verschlafen. Die Blüten vor einem Haus lachen mir in allen Farben von gelb bis rot entgegen.
Am Friedhof entlang verlasse ich Bully. Heute ist Sonntag. Und da kommen mir doch tatsächlich zwei Wanderer entgegen. Die Frau zückt die Kamera als sie mich sieht und fängt an, mich ungefragt abzuknipsen. Für ihre digitale Pilger-Sammlung? Der zweite Anstieg heute bringt mich nun auf einen über 500 m hoch gelegenen Höhenzug. Die schwüle Hitze macht mir zu schaffen. Ein lichtes Kiefernwäldchen begleitet mich bis zur Anhöhe. Dort stehen die beiden jungen Pilger wieder. Sie reden mit einem schönen Pferd in einer Koppel, das sich von ihnen kraulen lässt. Ich ziehe mit einem fröhlichen Hallo vorbei und bleibe hundert Meter weiter stehen: Dieses Panorama muss ich „einfangen“. Die beiden überholen mich wieder.
Da unten kann ich den Kirchturm von Dancé sehen. Der Rundblick ist fantastisch, da unten fließt also die Loire, rechts da hinten wird mein Weg mich weiterführen, das sind die Berge des Forez und der Auvergne.
Geradeaus geht es abwärts zum Kirchturm von Dancé. Rechts um die Ecke stehen die beiden Franzosen wieder. Da haben engagierte Damen einen mobilen Verpflegungsstand aufgebaut – nein, nicht wegen den paar Pilgern, sondern es gab wohl eine größere Gruppenwanderung, die hier vorbei geführt hat. So kommen wir Pilgernden in den Genuss eines heißen Kaffees, Schinken- und Käsebrote, ein paar Aprikosen und ein Apfel. „Greifen Sie ruhig zu!“ hieß es. All das war ja übrig, die Großgruppe war bereits durchgezogen. Die jungen Franzosen haben bei den beiden Müttern von der Verpflegungsstation mächtig Werbung für den Jakobsweg gemacht. Wenigstens die eine konnte es sich vorstellen, das auch mal zu machen. Ich bedankte mich herzlich und ging wieder auf die Piste. Nun war ich wieder vorne dran. Die weite Landschaft macht mir Freude!
Hinter dem Weiler Amions zieht sich der Weg durch einen langen Wald, dann abknickend entlang der Autobahn und durch eine Unterführung geradeaus zur Landstraße. Hier zeigen die Zeichen nach links. Ich bin unschlüssig, ob ich entlang der Straße gehen soll oder den parallelen grünen Pfad. Ein kleiner Bach verhindert, dass ich weiter gehe. Also ein Stück zurück. Da kommen ja die beiden Franzosen auch schon aus dem Wald. Wir beraten gemeinsam, wie wir gehen sollen. Schließlich haben wir uns alle drei verlaufen. Mein Navi zeigt das auch ganz deutlich an. Schließlich gehen wir auf der Reifenspur eines Traktors durch das Getreidefeld, um die nächstgelegene Landstraße zu erreichen.
Dann sind es nur noch ein paar Kilometer und wir sind in Pommiers-en-Forez angekommen. Ich lade die beiden zu einem kühlen Drink ein. Alle drei Gläser sind schneller leer als erwartet. Das hat eine Gegeneinladung zur Folge und noch einen wohltuenden kühlen Schluck! Die beiden stammen aus der Gegend und haben beschlossen, mal ein paar Tage auf der Pilgerstrecke zu wandern. Sie ergänzen sich ganz gut. Gemeinsam gehen wir zum städtischen Campingplatz, der im Guide als Übernachtungsmöglichkeit aufgeführt ist.
Ich hatte dort bereits angerufen und mir einen Wohnwagenplatz reserviert. Die beiden Jungs bauen weiter hinten ihr Zelt auf. Mich reizt die Altstadt von Pommiers, die wir rechts der Strecke haben liegen lassen.
Das ehemalige Benediktinerkloster dominiert den Blick von weitem. Ich leiste mir den Eintritt in das schon 1792 geschlossene Kloster, Man geht von der Kirche aus unten durch die dicken Wehrtürme, in denen sich kleine Ausstellungen befinden. Einige Räume sind im alten Stil eingerichtet. Der Besuchersaal und der Speisesaal sind besonders schön hergerichtet.
Bleigraue Wolken kündigen den nahenden Regen an, es ist gegen 20 Uhr als die ersten dicken Tropfen fallen und ich am Eingang des Restaurants Le Savigny stehe. Ich entscheide mich für eine Muschel-Fisch-Creme und ein Filet de Boeuf mit Morchelrahmsoße und Gemüse. Ich trinke einen roten Côtes du Forez Les Loges dazu und genieße die verschiedenen Käsesorten, die es als Nachgang gibt. Mit einem süßen Allerlei beschließe ich den Genuss.
Der Regen hat aufgehört und durch die klare, immer noch warme Abendluft marschiere ich zum Campingplatz zurück. Die abziehenden Regenwolken und die untergehende Sonne verzaubern das wehrhafte Klosterdorf wie im Märchen.
24,4 km 2,6 km/h 8:13 587 hm 585 hm 369,6 km.
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