Manchmal sind wir an wirklich schönen und interessanten Orten unterwegs, haben aber so gut wie keine Gelegenheit, uns “touristisch” umzuschauen. So waren wir gerade in Verden, wo meine Schwester lebt und ihren Geburtstag feierte. In der niedersächsischen Stadt an der Aller dreht sich alles um das Thema Pferd und zwar um die weltberühmten Hannoveraner. Im Verdener Pferdemuseum kann man alles über die eleganten Vierbeiner erfahren, aber leider hat die Zeit weder für einen Besuch des Museums noch für das Flanieren durch die Innenstadt gereicht. Aus meinem “Fotomuseum” habe ich mal ein Reiterfoto aus meiner Vergangenheit rausgesucht, …
… aber das war natürlich kein Hannoveraner, auf dem ich da saß … ;-)
Wer sich ein bisschen in der Geschichte auskennt, der verbindet Verden nicht nur mit Pferden, sondern auch mit dem Sachsenfürsten Widukind und Karl dem Großen. Heute als “Verdener Blutgericht” bekannt, wurden im Jahr 782 der Überlieferung nach 4.500 Sachsen vom Frankenkönig Karl und seinen Mannen getötet. Dort wo die Aller in die Weser mündet, soll sich das Wasser Blutrot gefärbt habe. Wie oft in der Geschichte passiert, wurden Mythen und Legenden je nach politischer oder persönlicher Anschauung neu interpretiert. 1934 wurde daher der Grundstein zum “Sachsenhain” gelegt, den wir an einem warmen Aprilnachmittag mit Dayo und Suri besuchen.
Die nationalsozialistische Reichsführung wollte hier eine nationale Thing- und Gedenkstätte errichten und nahm als historischen Hintergrund eben jenes “Verdener Blutgericht”. Der Sachsenhain ist aber kein frühmittelalterlicher Kult- oder Versammlungsplatz und hat auch sonst keine historische Bedeutung.
Er ist ein anschauliches Beispiel für die immer wieder neue Interpretation der Geschichte und ihrer Tragödien. Die Gebäude und das Gelände wurden für Schulungen der SS und der HJ genutzt, später waren Flüchtlinge untergebracht. Seit 1950 wird es von der Evangelischen Jugend genutzt, die nun dafür sorgt, dass ein ganz anderer Geist weht, als die Erbauer es gedacht hatten (Quelle: www.verden.de).
Der Sachsenhain umfasst ein Areal von rund 15 Hektar, durch den ein Rundweg führt, der rechts und links von Findlingen gesäumt wird. An diesem Rundweg stehen Informationstafel, die über die Geschichte und Gegenwart Auskunft geben. Wir spazieren durch das Wäldchen, dass in zartem und frühlingshaftem Grün versucht, das winterliche, braune Laub auszustechen. Nach einer Weile hören wir Klappern – nicht leise und dezent, sondern fordernd und laut. Irgendwo müssen Störche sein …
Durch die Bäume können wir auf eine Wiese schauen und sehen gleich mehrere Störche, als wir aus dem Wäldchen heraustreten.
Wir sind an der Storchenpflegestation angekommen. Sie besteht aus einem Freigehege mit Stallgebäude und Unterständen.
Zu diesem Zeitpunkt sind wir die einzigen zwei- und vierbeinigen Gäste an der Storchenstation und können den Störchen in aller Ruhe bei ihrem Treiben zuschauen. Thomas macht mit seiner Kamera auch das ein oder andere Bild …
Die Station soll den Storchenbestand im Landkreis schützen und pflegen. Es gibt auch eine Intensivpflegeeinrichtung mit Wärmestall und Freilaufvoliere für die Aufzucht junger Nestlinge und schwer verletzter Störche. Diese ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Wir schauen dem Treiben der Klapperstörche noch ein Weilchen zu … wir haben natürlich auch Störche bei uns hier in der Wetterau. Obwohl wir sie auf den Feldern ganz oft sehr nah sehen, sind sie jedoch nie in dieser Vielzahl unterwegs.
Wir haben den Rundweg fast abgeschlossen (er wird von den Anwohnern zum Joggen, Walken und Fahrradfahren genutzt), und da ich bei meinem Fotoapparat eine neue Funktion gefunden habe … ;-) … probiere ich das auch gleich aus. Es ist die Panoramafunktion!
Es war ein netter, kleiner Spaziergang, der Dayo und Suri die Gelegenheit gegeben hat, ein wenig zu entspannen und den Nachmittag ein bisschen zu genießen. Denn für die beiden Bären war es ein sehr anstrengender Samstag mit vielen fremden Menschen und dauernd sollten sie brav sein – das waren sie auch!
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