Von Pimietos de Padrón, Chimichurri und Gärtnerglück

Von Behyflora @Behyflora

Manchmal fragt man sich wirklich: Was ist da in der Natur bloß schief gelaufen?!
Erst neulich stellte ich mir genau diese Frage, als ich mit stolzem Gärtner-Glück meine ersten eigenen Pimientos de Padrón erntete und voller Vorfreude in die heiße Bratpfanne warf. Von allen Seiten briet ich die kleinen Schoten an und ganz am Ende bestreute ich sie mit groben Meersalz. So wie es sich eben für echte Pimientos de Padrón gehört.
Ich freute mich riesig, als ich meine kleine, aber feine Portion der beliebten spanischen Mini-Paprikaschoten vor mir stehen hatte. Eine leise Ahnung, wie die grünen Dinger schmecken sollten, hatte ich bereits Anfang des Jahres bekommen, als mich ein alter Studienfreund überraschend zu seinem Geburtstagsessen einlud. Es gab himmlische Tapas und unter anderem auch die, mir bis dahin unbekannten, milden Pimientos de Padrón. Sie schmeckten mild, exotisch und einfach lecker. Genau diesen Geschmack erwartete ich also beim ersten Bissen in die kleine Schote.
Doch wahrscheinlich hast du schon eine Vermutung, wie sich das Blatt nun wendet.

Ich beiße voller Vorfreude in das grüne Gemüse. Pimientos de Padrón sind ja an und für sich nicht groß, obwohl sich meine Ernte durchaus sehen lassen konnte! Ich nehme also nicht etwa einen kleinen Bissen, sondern vielmehr stecke ich kurzerhand die vermeintlich milde Pimiento de Padrón komplett in den Mund.
Auf einmal: Feuer! Scharf! Tränen! Husten! Hitze!
An die genaue Reihenfolge meiner Empfindungen kann ich mich leider nicht mehr so recht erinnern. Wahrscheinlich überschlugen sich meine Gedanken beim ersten Bissen in die feurig scharfen Pimientos. Vielleicht setzte mein Gehirn auch für einen Moment aus. Ich weiß es nicht mehr.
Unter Tränen und Hitzeschüben versuchte ich das kleine Schildchen am Chili-Strauch auf dem Balkon zu entziffern. Da stand es ganz deutlich: Milde Schärfe. Stufe 0-1!
Ha! Pustekuchen. Ich spürte mindestens eine Schärfe von 6 oder 7. Wahrscheinlich lag der Schärfegrad objektiv bemessen nur bei 4. So genau habe ich mich damit nicht befasst, aber für mich war klar: Die gemütliche Pimiento de Padrón Orgie war hiermit beendet. Ich brauchte eine alternative Idee, was ich mit meinen selbst aufgezogenen viel zu scharf geratenen Pimientos de Padrón anstellen konnte.

Was ich daraus schlussendlich gezaubert habe, bekommst du heute serviert. Clever, oder?
Es gibt mildes Chimichurri. Jetzt fragst du dich vielleicht, wie dieses Chimichurri aus scharfen Pimientos de Padrón so mild werden konnte. Tja… genau das habe ich mich auch gefragt, als ich es zwei Tage nachdem ich es fertig gestellt hatte, aus dem Kühlschrank holte und noch einmal probierte. Denn auf einmal war es ganz und gar nicht mehr scharf und ich kam mir gelinde ausgedrückt leicht verar… - na du weißt schon, vor.
Das Geheimnis liegt allerdings nicht darin, das meine Pimientos de Padrón einfach gemacht haben, was sie wollten, sondern schlicht und ergreifend an der Kombination mit Zitronensaft im Rezept. Der hatte den eigentlich scharfen Chilis nämlich sämtliche Schärfe entzogen! Hätte ich das mal besser vorher gewusst, ich hätte mir vermutlich die ganze Arbeit gespart. Nichtsdestotrotz schmeckt mildes Chimichurri sehr lecker auf einem Käsebrot und ist alleine dafür schon die Arbeit wert.
Möchtest du es selbst probieren? Hier ist das Rezept:

Mildes Chimichurri aus Pimientos de Padrón


Zutaten:
So viele Pimientos, wie die Ernte hergibt. Alternativ  etwa 20-25 Stück, ohne Öl in der heißen Pfanne angeröstet und gehackt
2 Knoblauchzehen, ebenfalls gehackt
Saft 1/2 Zitrone
Olivenöl
Salz
Frische oder getrocknete gehackte Kräuter. Toll sind Minze und Petersilie, aber auch alles andere aus deinem Garten geht super.
Gib alles zusammen in ein Weckglas, rühre gut um und schmecke mit Salz und Pfeffer ab. Würzig, leicht scharf und frisch zitronig? Dann ist es genau richtig!
Es hält sich mit einer guten Ölschicht als Deckel eine gute Woche bis zwei und verliert nach einem Tag seine Schärfe. Also keine Angst, falls die Chilis doch etwas scharf geworden sind. Die Zitrone richtet das.

Übrigens: Die Purple Jalapenos die zusammen mit meinen Pimientos de Padrón im Blumentopf gewachsen sind und ausdrücklich mit einer feurigen Schärfe ausgezeichnet sind, haben sich auch ganz anders als erwartet entwickelt. Die kleinen lilafarbenen und gefährlich aussehenden roten Schoten sind extrem mild. Vermutlich hat die gemeine Gartenpaprika mehr Pepp.
Ich frage mich also wirklich: Was ist hier schief gelaufen? Liegt es wirklich an meinem grünen Daumen oder was ist da los?!
Falls du also Hobbygärtner mit ausgesprochener Chili-Leidenschaft bist oder sogar Experte(!), klär’ mich bitte auf. Ist die Schärfe meiner Jalapenos einfach in die Pimientos umgezogen oder saß den Mitarbeitern in der Gärtnerei nur der Schalk im Nacken?
Hilf mir dieses Mysterium aufzuklären!