Von Keksen, Kuchen und verlorenen Donuts

Die letzten Tage waren bei mir ziemlich anstrengend. Neben Arbeit und anderem unangenehmen Mist, der einem das Leben erschwert, hat ich noch eine ganze Menge andere Gedanken im Kopf. Ich habe ja öfter mal das Gefühl, komplett in einem Scherbenhaufen zu versinken und die meiste Zeit hab ich mich auch munter selbst erst da hinein verfrachtet. Aber der Ritt in die Scheiße geschah sonst immer eher heimlich, von mir unbemerkt. Die Zeichen einer immer näher kommenden Bedrohung blieben mir verborgen oder wurden erfolgreich von mir übersehen bin irgendwann der große Knall kam und ich nur noch versuchen konnte vorsichtig aus meinem Scherbenhaufen zu kriechen ohne all zu viele bleibende Schäden zu hinterlassen. Kennt wahrscheinlich jeder. Doch dieses Mal ist es anders. Ich kann förmlich sehen, wie ich mich jeden Tag mehr Schritt für Schritt in eine mittelgroße Katastrophe manövriere.
Alles fing mit einer Schachtel Donuts an. Nicht irgendwelcher Donuts sondern die perfekten Donuts. Um das klar zu stellen, wir reden hier von Dunkin Donuts - Donuts. Eine Familienpackung mit der perfekten Mischung der besten und süßesten Sorten auf der ganzen Welt. Es geht um meinen Seelenverwandten. Eigentlich mag ich das Wort nicht, es klingt kitschig und wie aus einem schlechten Film entsprungen. Aber vor allem war es immer eine Sache, an die ich nie geglaubt habe. Mal ehrlich? Seelenverwandt? Klingt eher unheimlich. Dennoch hab ich ihn gefunden, den perfekten Menschen für mich. Egal ob als bester Freund oder fester Partner. In meinem Fall war es beides. Oder Fast. Mein bester Freund und so gut wie fester Freund. Man könnte sagen, dass wir in der Theorie sogar schon zusammen waren, es musste nur noch ausgesprochen werden. Er war meine Familienpackung Donuts, die für wirklich jede Situation sofort die passende Sorte bereit hielt. Wir waren Kitty und Snoopy und einfach ein perfektes Team. Die Betonung liegt dabei auf war, Vergangenheit. Denn meine Donutfamilienpackung ist leer. Die Quelle von Trost und Geborgenheit ist von einem Tag auf den anderen versiegt. Ohne Vorwarnung wurd mir meine Quelle der Inspiration, mein Motor der mich am Laufen hielt genommen und ich weiß bis heute nicht mal wieso. Von einem Tag auf den anderen wurd der Kontakt zu mir abgebrochen und zurück blieb nur eine leere Schachtel. Dies geschah letztes Jahr im Oktober. Nachdem ich nach ungefähr drei Wochen der Trauer gecheckt habe, dass ich mich nicht jeden Tag betrinken kann beschloss ich meine Fühler wieder in die Welt auszustrecken und mir irgendwie irgendwo einen Ersatz zum Ablenken zu suchen. Einen neuen besten Freund, allerdings mit einem vorsorglichen emotionalen Sicherheitsabstand.

Von Keksen, Kuchen und verlorenen Donuts

miss u <3


So kam ich irgendwann zu Kekz und Kuchen. Kekz schien anfangs die perfekte Ablenkung zu sein. kekze sind was tolles, jeder liebt Kekze. Sie sind knusprig und lecker und schokoladig. Ein Snack für Zwischendurch. Ein guter Freund für jede Gelegenheit. Ein kurzweiliger Trost in schlechten und eine willkommene Nascherei in guten Zeiten. Wieso  gerade der Kekz aus der grauen Masse von Leuten und Bekanntschaften hervorstach kann ich nicht sagen. Der Kekz erinnerte mich an meine geliebten Donuts. Nicht generell, denn eigentlich sind Kekze und Donuts grundverschieden. Aber es gab merkwürdige Parallelen, die sich plötzlich und unerwartet bemerktbar machten. Es ging mit harmlosen Stimmimitationen los und endete mit dem Nachahmen von Tiergeräuschen. Ein Talent, welches mich immer zum Lachen brachte und anscheinend sowohl kekzischer als auch donutartiger Natur sind. Mein Kekzintermezzo stellte sich allerdings als anstrengender heraus als ich ursprünglich gedacht hätte. So ist der Kekz durchaus ein toller Mensch, aber leider auch sehr zickig und launisch und selbst gerade erst einer Liebestragödie entsprungen, die mir gefährlich bekannt vorkam. Und so schwebte die leere Donutschachtel wieder über mir und verhöhnte mich. Was soll man da tun? Den armen Kekz links liegen lassen oder aus der Kekzaffäre eine merkwürdige Freundschaft werden lassen? Eine Freundschaft, die mich dazu verpflichtet für den krümeligen Leidensgenossen da zu sein und ihm Trost zu spenden, obwohl mich seine Geschichte jedes mal mehr an meine geliebten Donuts denken lässt. Blöde Situation.
Dann kam der Kuchen. Ein Kuchen, der mich schon auf den ersten Blick sabbern ließ. Ich meine sicherlich, Kekze sind was tolles aber so ein Kuchen, so ein Kuchen ist was ernstes. Einen Kuchen muss man genießen, er verdient eine gewisse Aufmerksamkeit. Ein Kuchen bietet einem wesentlich mehr als ein Kekz es je tun könnte. Kekze sind hart und krümelig. Sie sind ein kurzer Genuss oder ein schneller Snack zwischendurch. Wenn er irgendwo rumliegt greift man zu ohne sich hinterher überhaupt nur daran zu erinnern, wie er geschmeckt hat. Zu viel Kekz macht nicht glücklich. Stellt euch eine gigantische Wanne voller Plätzchen vor. Der erste Eindruck ist super aber letzten Endes ist es nur unbequem und hart und krümelig. Man wird überall gepiekst und hört bei jeder Bewegung, wie die kleinen Mistdinger unter deinem Gewicht zerbröseln. Ein Kuchen hingegen, ich denke da an eine riesige Himbeer-Sahne-Torte, mag auf den ersten Blick etwas klebrig erscheinen, ist aber wunderbar weich und fluffig. Fruchtige leckere Himbeeren, die in einem die Lebenslust wecken. Man fühlt sich gut und gesund. Ob in einer fetten Sahnetorte verpackt oder nicht, Himbeeren gehören immer noch zum Obst und dieses ist ja bekanntlich gesund. Dann die weiche Sahne oder Puddingfüllung, die einen umhüllt und in den Arm nimmt. Ja eine Badewanne Kuchen ist für eine längere Story bestimmt.
Ein Kuchen passt definitiv mehr zu mir und ein Kuchen kann mich dauerhaft glücklich machen. Ein Kuchen ist hübsch anzusehen und einen Kuchen stellt man gerne seinen Freunden vor. Ich selbst stelle gerne jeden Kuchen, den ich backe auf Facebook online und heimse mit Vergnügen die anerkennenden Worte meiner Bekannten ein. Ein Kekzbild findet man in meinem Profil dagegen nicht.
Von Keksen, Kuchen und verlorenen Donuts
Und da haben wir auch schon mein Dilemma. Ich habe Kuchen und Kekz. Allerdings brauch ich eine Weile, bis ich mich an einen neuen Kuchen gewöhnt habe und ihn angemessen würdigen kann. Ich habe Angst, dass mich der Kuchen letzten Endes verschmäht und jemanden findet, der schneller bereit ist sich ihm mit voller Aufmerksamkeit zu widmen.
Das Problem ist dabei, dass der Kuchen bisher noch nicht hundertprozentig meinen Geschmack trifft. Es ist, als hätte er eine Zartbitter-Schokoglasur. Die Theorie ist schokoladig und somit einwandfrei passend. In der Praxis ist da aber ein bitterer Nachgeschmack. Ich mag Zartbitter nicht, ich brauche Alpenmilch.
Der Kekz hingegen wird immer ein Kekz bleiben, und auch ich bin nur ein doofer Kekz für ihn. Jederzeit austauschbar und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit wirklich noch so gut klar komme wie ich anfangs dachte. 
Bevor hier irgendwelche falschen Schlüsse getroffen werden, der Kuchen und ich sind noch komplett in der Kennenlernphase. Wir treffen und gelegentlich aber es wurde noch fast nicht probiert ;) Und der Kekz weiß vom Kuchen.
Das diese strange Situation nicht ewig gut gehen kann dürfte offensichtlich sein. Ich spüre quasi schon den harten Aufprall, der erneute Sturz in den Scherbenhaufen aber irgendwie bin ich nicht in der Lage irgendwo meinen Weg zu ändern. Ich steuer jeden Tag mehr auf eine große Mauer zu über die ich meinen Hintern niemals unbeschadet kriege und das bereitet mir ziemliche Kopfschmerzen.
Und über all dem Chaos schwebt immer noch die riesige leere Donutschachtel, die mich täglich daran erinnert, dass ich niemals wieder etwas finden werde, was so perfekt zu mir passt. Man könnte meinen es wird Zeit für eine Diät.

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