Im Geschacher um Nationalkeeper Manuel Neuer appelliert der FC Bayern an die Ehre der Schalker. Der 25-jährige Torhüter hatte bereits vor mehreren Wochen angekündigt, seinen Vertrag in Gelsenkirchen nicht verlängern zu wollen. Wohin es den Publikumsliebling verschlagen sollte, wollte er nicht sagen, doch es galt als beschlossene Sache, dass der Torwart zum Rekordmeister nach München wechseln würde. Mehrmals wurde der Deal mit dem FC Bayern seither als unter Dach und Fach erklärt, umso mehr verwundert das neuerliche Werben des FC Schalke um den Scheidenden.
Nach ihrem Erfolg im Pokalfinale am vergangenen Samstag wurde aus Schalke vermeldet, es sei keineswegs beschlossene Sache, dass man Neuer überhaupt frühzeitig aus seinem bis 2012 gültigen Vertrag entlassen werde. Obendrein bereitete man ihm ein neues Angebot über 25 Millionen Euro. In der bayerischen Landeshauptstadt nahm man das neuerliche Geschacher um den umworbenen Schlussmann mit Verwunderung auf. „Die Reaktion der Schalker irritiert“, erklärte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und appelliert an die Ehre der Gelsenkirchener.
„Ein Handschlag in unserer Republik ist ein Handschlag“, betonte Rummenigge seine traditionelle Auffassung von Ehre und Moral im Geschäftsleben. Der Vorstandsvorsitzende pocht auf die Gültigkeit einer Vereinbarung auch ohne Unterschrift und notarielle Beglaubigung. Dies sei auch im Fußball durchaus nicht unüblich. Ein Ehrenmann sei sich dessen bewusst.
Interessanterweise unterscheiden sich die Darstellungen von den Vorgängen, die jetzt zur Ehrendebatte geführt haben. „Ich möchte betonen, dass es kein Angebot des FC Bayern war, das im Raum stand, als wir uns vor zwei Wochen trafen, sondern eine endverhandelte Vereinbarung“, beschreibt Rummenigge den Ausgang der zweiten Zusammenkunft der beiden Vereine in Berlin vor zwei Wochen. Ein Handschlag habe das Besprochene besiegelt. Horst Heldt widerspricht: „Nein, das können wir jetzt noch nicht machen“, soll er erwidert haben.
Es bleibt ein bitterer Beigeschmack angesichts der Vereinspraktiken bei Schalke, die zunächst mit dem Rekordmeister die Modalitäten eines Wechsel ausgehandelt hatten (Berichten zufolge hatte man sich auf 18 Millionen Euro plus sieben Millionen Euro Erfolgsprämie geeinigt), um nur zwei Wochen später in Form von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zu vermelden, man werde „den Bayern Manuel noch aus dem Rachen reißen“. Doch dass ein Handschlag nicht rechtskräftig ist, Ehre hin oder her, das wissen auch die Verantwortlichen des FC Bayern.
Bastian Weber bloggt zum DFB Pokal und zur Europa Liga