Von Griechenland nach Chile in 10 Minuten

Von Rheintopf @rheintopf

Wie kommt man in nur 10 Minuten von Griechenland nach Chile? Ganz einfach: Man besucht die Anuga in Köln! Auf der weltweit wichtigste Messe für Lebensmittel und Getränke haben in den letzten Tagen Produzenten aus sage und schreibe 98 Ländern ihre Spezialitätten ausgestellt! Diese Gelegenheit habe ich mir nicht entgehen lassen und einige von ihnen am vergangenen Sonntag besucht.

Olivenöl aus Kreta

Los ging es mit einer Verkostung verschiedener Olivenöle aus Kreta am Stand der griechischen Außenhandelsförderung HEPO. Unter Anleitung des Olivenöl-Experten Dieter G. Oberg haben wir 6 verschiedene Öle verkostet – alle aus der für Kreta typischen Olivensorte Koroneiki, aber mit unterschiedlichen Reifestadien.

Das Ganze hat mich stark an eine Weinprobe erinnert: Zunächst  wird das Glas so gedreht, dass alle Wände mit dem Öl benetzt sind – und dann schnuppert man hinein. Unglaublich, wie intensiv einem der Duft entgegen kommt! Anschließend nimmt man einen Schluck in den Mund genommen und bewegt ihn dort hin und her, bis das Olivenöl alle Geschmackspapillen erreicht hat. Ein bisschen Luft einschlürfen kann auch nicht schaden, da dies den Geschmack noch verstärkt – also alles genauso wie beim Wein. Das trift übrigens auch auf das Vokabular zu, dass Dieter Oberg zur Beschreibung der Öle verwendete. Von Säure, Fruchtnoten und Abgang war da die Rede…

Klingt vielleicht im ersten Moment übertrieben, ist es aber wirklich nicht! Die Unterschiede in der Intensität und den Aromen der Öle waren teilweise frappierend. Die Öle aus den Herkunftsgebieten Kritsa und Kolimvari beispielsweise wiesen relativ grüne Aromen aus, wie von Gras oder Äpfeln. Deutlich runder und harmonischer, ja fast schon süß – dafür abe auch weniger intensiv – schmeckten die Öle aus Peza und Sitia. Allen gemeinsam war eine mehr oder weniger auffälliges Bittermandelaroma – typisch für die Olivensorte Koroneiki.

Den krönenden Abschluss bildete ein gerade erst 48 Stunden altes Olivenöl mit Oliven darin. Es war in der Farbe deutlich grüner als die anderen Öle, roch und schmeckte aber erstaunlich mild und sehr frisch.

Zum Neutralisieren zwischen den einzelnen Ölen gab es Apfelstücke – und ganz zum Schluss konnten wir uns anhand von frittierten Kartoffelspalten überzeugen, dass sich das kretische Olivenöl ausgezeichnet zum Kochen eignet!

Fleisch ist mein Gemüse!

Okay, das stimmt so nicht wirklich. Ich esse gern und viel Gemüse, und ich muss nun wahrlich nicht jeden Tag ein Steak oder Kotelett haben. Aber ich gebe zu: Ich mag Fleisch – zumindest, wenn es anständig produziert ist und nicht aus Massentierhaltung stammt. Gerade einem guten luftgetrockneten Schinken kann ich kaum wiederstehen – egal, ob aus Spanien, Italien oder Frankreich. Und Schinken gab es auf der Anuga en Masse, sowohl in der “Fleisch-Halle” als auch in der “Feinkost-Halle”.

Besonders gut geschmeckt hat mir persönlich der Jambon de Bayonne – ein luftgetrockneter Schinken aus der französischen Stadt Bayonne, den ich geschmacklich etwas dezenter finde als Parma- und Serranoschinken. Obwohl ich diese durchaus auch gerne mag…

Marmeladen, Chutneys und Relishes

Wer meinem Blog schon länger folgt hat vielleicht mitbekommen, dass ich eine Vorliebe für selbstgemkochte Marmeladen, Konfitüren und Brotaufstriche aller Art habe. Kein Wunder, das mich der Messestand von Hawkshead Relish aus Großbritannien geradezu magisch angezogen hat.

Die handgemachten Marmeladen, Gelees, Chutneys und Relishes des nur 20 Mann starken Betriebs haben schon zahlreiche Preise gewonnen und bereichern sogar den Speiseplan der Queen! Was der Queen recht ist, soll mir billig sein – und so habe ich mich nach Herzenslust durchprobiert. Meine Favoriten: Real Ale Jelly (hergestellt mit dem lokalen Windermere Pale Ale), Red Onion Marmelade und für den süßen Abschlus: Salted Caramal Sauce.

Kulinarische Genüsse aus Chile

Ein weiteres Highlight meines Anuga-Besuchs war die Kochschow des chilenischen Küchenchefs Giuliano Capelli, zu der die chilenische Exportförderungsgesellschaft ProChile eingeladen hatte. Capellis Credo: Eine gutes Gericht darf nicht kompliziert sein, denn man soll in der Lage sein, die verschiedenen Produkte noch herauszuschmecken.

Eine einfache Küche mit guten Produkten – das ist nach meinem Geschmack! Und gut waren die Produkte, die der Küchenprofi für seine Gerichte  verwendetet hat definitiv! Viele von ihnen kamen aus Chile wie zum Beispiel Quinoa, auch Inkareis genannt.

Das (oder der?) Quinoa bildete die Basis für ein Quinoa Risotto mit Azapa Oliven und Lachs mit einem Schaum  von Schalentieren. Auf das Risotto war ich extrem gespannt – und was soll ich sagen: Es funktioniert und schmeckt richtig gut! Sicherlich auch nicht zuletzt Dank der “Geheimzutat” Merquén, ein traditionelles Gewürzsalz der chilenischen Ureinwohner – bestehend aus Chili, Koriander und Salz.

Als zweiten Gang gab es Pasta mit einem Avocado-Walnusspesto und knusprig gebratenem Serranoschinken. Hier kamen die Walnüsse aus Chile. Avocado-Pesto hatte ich zuvor noch nie gegessen – aber auch das war wirklich sehr lecker!

Übrigens war ich nicht als einziger Blogger bei der Kochshow, auch Maja von Moey’s Kitchen, Nata von Pastaciutta und Claus von Nur das Gute Zeugs waren mit von der Partie! (Maja war bereits morgens beim Olivenöl-Tasting dabei gewesen…).

Neugierig geworden durch die Gerichte von Guiliano Capelli haben wir dann noch gemeinsam einige chilenische Produzenten besucht – und konnten dort bekannte Produkte (Rosinen, Trockenpflaumen…) probieren sowie spannende neue Produkte entdecken, die teilweise in Deutschland noch gar nicht erhältlich sind. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!…

Sehr interessant fand ich jedenfalls die verschiedenen Snacks aus getrockneten Früchten. Zum Beispiel getrocknete Himbeeren – habt ihr so etwas schon einmal gegessen? Eine Geschmacksexplosion, kann ich euch sagen! Aber auch die getrockneten Apfelstückchen – wahweise mit Orangen- oder Himbeeraroma – und die “Apple Popples”, die in Aussehen und Knusprigkeit ein bisschen an Popcorn erinnern, haben es mir angetan.

Fazit: Der Anuga-Besuch hat sich gelohnt – wo sonst kann man 98 Länder an einem Tag besuchen? Okay, okay, ich geb’s zu: Ich habe nur 6 Länder geschafft, aber immerhin!…

Alles Liebe aus der schönsten Stadt am Rhein
(Nein, ich meine NICHT Köln!…)