Vera Lengsfeld veröffentlichte gestern auf ihrer Netzseite einen Artikel eines Gastautoren namens Joseph Hueber mit dem bezeichnenden Titel "Intellektuelle Einäugigkeit".
Soviel vorweg, die von Joseph Hueber behauptete "intellektuelle Einäugigkeit" gilt auch für ihn.
Schon der eingangs im Artikel angeführte "Faktencheck" besteht den Praxistest nicht. Doch damit nicht genug. Was darauf folgt, kann nicht anders als ahistorische Kulturschwärmerei, die gepaart mit gravierenden Bildungslücken daherkommt, bezeichnet werden. Obwohl die Bemängelung der momentan stattfindenden Krise der westlichen Kultur vollauf ihre Berechtigung hat, so strotzt der Artikel nur so von historischer Unkenntnis.
Darüber hinaus zogen die Westgoten auf ihrer berühmten Wanderung der Weichsel entlang in südliche Richtung bis zur Donau, was sie zunächst in die Gebiete der heutigen Slowakei, Ungarns und Rumäniens führte und später quer durch den Balkan, Norditalien, Südfrankreich bis nach Spanien führen sollte. Das "heutige Deutschland" streiften die Westgoten als solche - im Gegensatz zu den aus den Tiefen des asiatischen Ostens vordringenden Hunnen, Slawen und Mongolen - noch nicht einmal ansatzweise.
Obwohl die Westgoten jener Zeit - und das im Gegensatz zu den anderen Germanenvölkern - über ein ausgeprägtes Königtum verfügten und das Christentum bereits im Gepäck hatten, so handelte es sich keineswegs um den Feudaladel der Griechen und Römer, sondern noch immer um den typisch germanischen Volksadel.
Die Griechen können zweifellos als die Vorreiter unserer heutigen parlamentarischen Demokratie bezeichnet werden, jedoch verfügte die Masse der Griechen über keine demokratischen Rechte, weil sie Sklaven waren. Und es war die Demokratie der Griechen, die keinem Geringeren als Aristoteles die rhetorische Frage stellen ließ, ob Demokratie etwas anderes sei, als die mögliche Diktatur von 51% über 49%?
Der nachgewiesene Demokratieskeptiker Aristoteles soll jedoch die Demokratie der Barbarenvölker des Nordens gelobt haben, habe ich irgendwo einmal gelesen. Ob das nun stimmt oder auch nicht, fakt ist, dass das Thingwesen der Germanen, das die reinste Form aller bekannten Demokratievarianten darstellt, im Gegensatz zur Demokratie der Griechen über Jahrhunderte funktionierte und das wiederum ununterbrochen.
Wenn wir heute nach Volksabstimmungen, Volksbefragungen, Rätedemokratie und dergleichen mehr verlangen, dann ist dieses Verlangen mit Sicherheit mehr der germanischen als der griechischen Demokratie geschuldet.
Quelle: Wikipedia - Seite aus der Bibel des westgotischen Bischofs Wulfila (311-383)*
Und ganz nebenbei bemerkt kannten die Germanen jener Zeit keine Sklaverei wie die Griechen und Römer. Laut Tacitus unterschieden die Germanenvölker zwar in Freie und Unfreie - nur die Freien (Männer wie Frauen) nahmen am Think teil - doch warnte Tacitus davor, die Unfreien unter den Germanen mit Sklaven zu verwechseln, da sie im Verständnis des berühmten Römers alles andere als Sklaven waren.
An dieser Stelle bin ich dazu geneigt, denen, die behaupten, einzig die Griechen wären die Erfinder der Demokratie, ins Stammbuch zu schreiben, warum sie dann nicht mit dem gleichen Eifer behaupten, dass die Germanen als die Erfinder der bürgerlichen Freiheit zu gelten haben? Beides ist unterm Strich betrachtet unsinnig, da kommt es auf eine kulturschwärmerische Behauptung mehr auch nicht an.
* Wenn die Westgoten bis auf die Bibel des Wulfila keine bedeutende Literatur hervorgebracht haben, so hat die von den Germanen praktizierte mündliche Überlieferung doch einen entscheidenden Vorteil. Das Wissen wurde nur denen vererbt, die charakterlich und geistig dazu befähigt waren. Was auf heute übertragen bedeutet, dass kein charakterloser Lump seine Bauanleitung für den Bombenbau googlen konnte.
Soviel vorweg, die von Joseph Hueber behauptete "intellektuelle Einäugigkeit" gilt auch für ihn.
Schon der eingangs im Artikel angeführte "Faktencheck" besteht den Praxistest nicht. Doch damit nicht genug. Was darauf folgt, kann nicht anders als ahistorische Kulturschwärmerei, die gepaart mit gravierenden Bildungslücken daherkommt, bezeichnet werden. Obwohl die Bemängelung der momentan stattfindenden Krise der westlichen Kultur vollauf ihre Berechtigung hat, so strotzt der Artikel nur so von historischer Unkenntnis.
Zur Erhellung der Problematik sei ein Rückblick auf längst vergangene inkompatible Kulturen vorgenommen, wie ihn Neil Postman in einer graduation speech (Rede anlässlich der Graduierung von Studenten) vornimmt, indem er die Kultur der Griechen und die der Westgoten kontrastiert. Beide Kulturen, so der amerikanische Kulturkritiker, repräsentieren gegensätzliche Werte und Traditionen , deren Typologie heute noch gültig ist.So weit, so gut. Doch was ist ein Kulturkritiker? Die alten Griechen bezeichneten mit dem Begriff Kritik eine allumfassende Betrachtungsweise, die sich keinesfalls - wie es heute sinnentleert der Fall ist - auf Tadel, Ablehnung und Gegnerschaft reduzieren ließ. Wenn beispielsweise Kant sein Hauptwerk als "Kritik der..." bezeichnete, dann tat er das ausschließlich im ursprünglichen Wortsinn und nicht etwa in der Wortverfremdung von heute.
Die zweite Gruppe von Kulturträgern, die Westgoten, lebte etwa dort, wo heute Deutschland liegt.Die Betonung liegt hierbei wohl auf "etwa dort", denn das ursprüngliche Siedlungsgebiet des Germanenstammes der Goten befand sich östlich der Weichsel und erstreckte sich im Westen über das heutige Ostpolen, die Baltikstaaten, Weißrussland und die Ukraine, also um Gebiete, die, selbst wenn man in Geographie gepennt haben sollte und es deshalb mit der Europakarte nicht so genau nehmen will, absolut nichts mit dem "heutigen Deutschland" zu tun haben und darüber hinaus zu keiner Zeit zu Deutschland gehörten.
Darüber hinaus zogen die Westgoten auf ihrer berühmten Wanderung der Weichsel entlang in südliche Richtung bis zur Donau, was sie zunächst in die Gebiete der heutigen Slowakei, Ungarns und Rumäniens führte und später quer durch den Balkan, Norditalien, Südfrankreich bis nach Spanien führen sollte. Das "heutige Deutschland" streiften die Westgoten als solche - im Gegensatz zu den aus den Tiefen des asiatischen Ostens vordringenden Hunnen, Slawen und Mongolen - noch nicht einmal ansatzweise.
Ihre „Kultur“ erstarkte vor etwa 1700 Jahren. Sie waren außergewöhnlich gute Reiter, und dies ist nahezu das einzige, wofür sie die Geschichte würdigen kann.An dieser Stelle möchte ich auf den hervorragenden Völkerkundler Hermann Schreiber verweisen. Er ist mit Sicherheit eine umfangreichere und bessere Quelle als der historisch ahnungslose und im wahrsten Sinn des Wortes germanophobe "Kulturkritiker" Postman.
Ihrer Sprache fehlte es an Feinheit und Tiefe. Sie waren erbarmungslose und brutale Plünderer. Sie überrannten Europa, zerstörten alles auf dem Weg ihrer Raubzüge. Es gab nichts, was sie lieber taten als Bücher zu verbrennen, Gebäude zu entweihen und Kunstwerke zu zerstören.Postman und demzufolge auch Hueber verwechseln hier eindeutig die Westgoten mit der katholisch-römischen Kirche, ihrem Pfaffentum und ihren fanatisierten weltlichen Vertretern. Was die Westgoten betrifft, so lässt sich aus heutiger Sicht sagen, dass diese sich schnell in die Kultur des Römischen Reiches integrierten und sich dort mit der bereits ansässigen Bevölkerung mischten. Von einer Repräsentanz "gegensätzlicher Werte und Traditionen , deren Typologie heute noch gültig ist", kann keine Rede sein. Es sei denn, man besteht wie Postman und Hueber auf die Verbreitung ahistorischen, herbei phantasierten und letztendlich diffamieren sollenden Unfugs.
Beide Kulturen, so Postman, sind auch heute noch unter uns am Leben. Eine davon hat einen Blick auf die Welt, der die Kultur der Athener widerspiegelt. Ein Grieche zu sein, heißt Wissen und die Suche nach Wahrheit hoch zu halten, zu reflektieren, mittels der Vernunft zu argumentieren und Fragen zu stellen. Der andere Blick auf die Welt lässt die Kultur der Westgoten erkennen. Die Westgoten von heute haben kein Verlangen nach Wissen und Erkenntnis, es sei denn, sie können daraus Machtzuwachs gewinnen.Diese Behauptung ist so hanebüchen, unredlich und irreführend, dass es mir bei dem Gedanken, sie zu kommentieren, die Gedärme zusammenzieht. Kurz, die ahistorische Kulturschwärmerei dieser beiden 'Experten' ist bestens dazu geeignet, noch den im letzten Jahr konsumierten Kaffee wieder hervorzuwürgen.
Die Griechen, so Postman, entwickelten die Idee der Demokratie,...Bleiben wir allein bei dieser kulturschwärmerischen Behauptung, so kann diese nicht darüber hinwegtäuschen, dass die heutzutage so hoch gehandelte griechische Demokratie nie länger als 30 Jahre funktionierte, um dann wieder von einer Epoche der Tyrannis abgelöst zu werden.
Obwohl die Westgoten jener Zeit - und das im Gegensatz zu den anderen Germanenvölkern - über ein ausgeprägtes Königtum verfügten und das Christentum bereits im Gepäck hatten, so handelte es sich keineswegs um den Feudaladel der Griechen und Römer, sondern noch immer um den typisch germanischen Volksadel.
Die Griechen können zweifellos als die Vorreiter unserer heutigen parlamentarischen Demokratie bezeichnet werden, jedoch verfügte die Masse der Griechen über keine demokratischen Rechte, weil sie Sklaven waren. Und es war die Demokratie der Griechen, die keinem Geringeren als Aristoteles die rhetorische Frage stellen ließ, ob Demokratie etwas anderes sei, als die mögliche Diktatur von 51% über 49%?
Der nachgewiesene Demokratieskeptiker Aristoteles soll jedoch die Demokratie der Barbarenvölker des Nordens gelobt haben, habe ich irgendwo einmal gelesen. Ob das nun stimmt oder auch nicht, fakt ist, dass das Thingwesen der Germanen, das die reinste Form aller bekannten Demokratievarianten darstellt, im Gegensatz zur Demokratie der Griechen über Jahrhunderte funktionierte und das wiederum ununterbrochen.
Wenn wir heute nach Volksabstimmungen, Volksbefragungen, Rätedemokratie und dergleichen mehr verlangen, dann ist dieses Verlangen mit Sicherheit mehr der germanischen als der griechischen Demokratie geschuldet.
Quelle: Wikipedia - Seite aus der Bibel des westgotischen Bischofs Wulfila (311-383)*
Und ganz nebenbei bemerkt kannten die Germanen jener Zeit keine Sklaverei wie die Griechen und Römer. Laut Tacitus unterschieden die Germanenvölker zwar in Freie und Unfreie - nur die Freien (Männer wie Frauen) nahmen am Think teil - doch warnte Tacitus davor, die Unfreien unter den Germanen mit Sklaven zu verwechseln, da sie im Verständnis des berühmten Römers alles andere als Sklaven waren.
An dieser Stelle bin ich dazu geneigt, denen, die behaupten, einzig die Griechen wären die Erfinder der Demokratie, ins Stammbuch zu schreiben, warum sie dann nicht mit dem gleichen Eifer behaupten, dass die Germanen als die Erfinder der bürgerlichen Freiheit zu gelten haben? Beides ist unterm Strich betrachtet unsinnig, da kommt es auf eine kulturschwärmerische Behauptung mehr auch nicht an.
Europa brauchte fast 1000 Jahre, um sich von den Folgen ihrer [gemeint sind die Westgoten] „Kultur“ zu erholen.Diese Behauptung ist so verlogen, irrsinnig und moralisch verdorben zugleich, dass sie keiner Erläuterung bedarf. Die Westgoten für die Untaten verantwortlich machen zu wollen, die einzig eine aus den echten und geistigen Wüsten des Nahen Ostens importierte Ideologie und deren römisch-katholische Kirche zu verantworten hat, ist nicht einfach nur an Lächerlichkeit, sondern auch an Dreistigkeit, Erbärmlichkeit und Niedertracht nicht zu überbieten.
Die Historiker wissen auch, dass sie ihre Geschichten zu einem bestimmten Zweck schreiben - nicht selten, um die Gegenwart entweder zu verherrlichen oder zu verdammen.
Neil Postman (1931-2003)Ob sich Postman bei seiner Formulierung im Spiegel betrachtete?...
* Wenn die Westgoten bis auf die Bibel des Wulfila keine bedeutende Literatur hervorgebracht haben, so hat die von den Germanen praktizierte mündliche Überlieferung doch einen entscheidenden Vorteil. Das Wissen wurde nur denen vererbt, die charakterlich und geistig dazu befähigt waren. Was auf heute übertragen bedeutet, dass kein charakterloser Lump seine Bauanleitung für den Bombenbau googlen konnte.
Dass es nur des Schreibens bzw. der schriftlichen Dichtung unfähige Germanen gegeben haben soll, dagegen spricht nicht nur die vorhandene Bibel des Wufila, sondern auch die Tatsache, dass unzählige Germanen im Römischen Reich ausgebildet wurden. Und das nicht nur in der römischen Kriegskunst und an Waffen.
Die Westgoten waren damals, so wie der absolute Großteil aller antiken Christen auch, arianische Christen. Arianische Christen gibt es heute noch immer, allerdings handelt es sich dabei um eine unbedeutende Minderheit innerhalb der Christenheit. Die katholische Deutungshoheit begann erst mit dem Ersten Konzil von Nicäa. Arianer und Katholen unterscheiden sich vor allem darin, dass die Arianer Jesus nicht als Gott betrachteten und das Alte Testament für sie keine Gültigkeit hatte, da sie sich ausschließlich auf die in den Evangelien behaupteten Äußerungen des Jesus bezogen.