Von einem der auszog Schraubhülsen zu fotografieren

Von Stilpirat


Als die Fritsche GmbH vor ein paar Wochen mit der Bitte an mich herantrat, Ihr Top-Produkt “Schraubhülsen für Zentralschmieranlagen und Zentralschmiersysteme” in Szene zu setzen, war dies eine Herausforderung, der ich mich gern stellen wollte. Das Ergebnis wolle man als Großformat-Druck auf Messen einsetzen,aber auch als 3 x 4 Meter Print auf Aluminium kaschiert im Besprechungsraum aufhängen.

Damit Ihr Euch mal ein “Bild machen könnt:

So sieht sie aus – die Schraubhülse für Zentralschmieranlagen der Fritsche GmbH - 3 cm lang – 1 Zentimeter im Durchmesser… Es standen 3 Schraubhülsen unterschiedlicher Materialien zur Verfügung.

Ich mußte nach kurzer Überlegung eingestehen, daß meine geliebte Nikon D3s für diese Aufgabe ungeeignet erschien und so wandte ich mich an meinen Freund und Still-Life Spezi Jan Lederbogen, der über ein Still-Life Studio mit der für diese Aufgabe weitaus besser geeigneten Hasselblad H3D verfügt. Still-Lifer lieben Herausforderungen dieser Art und so trafen wir uns eines schönen morgens in seinem Studio in der Hafencity und machten uns an die Arbeit.

Wir hatten uns folgenden Aufbau überlegt:
10 Uhr
Schraubhülse auf Glasplatte auf Klötzern steht auf schwarzem Grund und schwarzem Back. Kleiner Spot von hinten als Rim-Light. Key-Light 45Grad von rechts kommend… sowas (klick macht groß):

11 Uhr
Wir hatten die Rechnung ohne den Protagonisten gemacht, denn die Schraubhülse an sich ist aus grobem Metall gefertigt und egal, was wir lichttechnisch anstellten – die Oberfläche der Schraubhülse sah immer aus “wie aus einem alten Filz gezogen”. Still Lifer haben hierfür ein Studio-Effekt Spray – so eine Art Mattlack – im Schrank und so wurden unsere Protagonisten einer Behandlung unterzogen, was erwartungsgemäß von Erfolg gekrönt wurde.

12 Uhr
Nun ging es um die Perspektive. Ich bin ein ganz großer Fan davon, Motiv und Kamera auf exakt die selbe Ebene zu setzen bzw. sogar etwas “erhabener”  (also leicht von unten) aufzunehmen. Das Problem dabei ist, daß die Schnittkanten der Glasplatte permanent im Bild sind. Mit viel Gefummel und dem Einsatz eines Tilt-Shift-Adapters konnten wir auch dieses Problem lösen.

13 Uhr
Erste Testshots. Irgendwas wollte mir nicht gefallen. Mir fehlte das “Geheimnis” im Bild. Wir hatten 3 Lampen: Spot von hinten, große Softbox von rechts, kleine Softbox von links oben. Hmmm
Jan hatte die Idee mit Reflektionen zu Arbeiten und holte einen Taschenspiegel  aus dem Schrank, den wir an den unterschiedlichsten Positionen platzierten. Am besten gefiel uns frontseitig unter der Glasplatte

Der Spiegel fehlt aus irgendeinem Grund hier auf dem Bild – er war aber da!

14 Uhr
Wir beginnen mit dem ersten Bild. Kleinste Staubkörnchen und Striemen auf der Glasplatte treiben uns zur Verzweiflung. Durch den Spot von hinten wird der Schmutz extrem “aufgewertet”. Huuuuäääääh!
Wir bauen alles wieder ab und putzen das Glas, daß unsere Ehefrauen uns hinterher pfeifen würden…

15 Uhr
Neuer Versuch. Ich überlege in einen antiseptischen Raum zu ziehen. Du kannst putzen wie du willst… Ich sehe nur noch Staub. Er wird immer größer. Ein kurzer Versuch auf Lackfolie als Ground umzusteigen wird nach einem kurzen Testshot wieder verworfen.

15.30 Uhr
Jetzt aber! Taschenspiegel platziert. Die Schraubhülsen für den Anfang mal wie Parfüm-Flakons ausgerichtet, Staub weggeblasen und Schusssssssss! Yeah! Das war was ich wollte:

16 Uhr
Ich will die Lokomotive!

17 Uhr
Wir nehmen “Moods” auf:

18 Uhr
Zwei glückliche Männer strahlen mit Augen, als hätten sie gerade die Eisenbahn zu Weihnachten bekommen

Das Ende vom Lied?
- Kunde überglücklich
- wieder was gelernt
- Blogpost geschrieben “… von einem der auszog Schraubhülsen zu fotografieren”