Von Eberswalde nach Liepe

In Eberswalde gibt es O-Busse, O wie Oberleitung, noch so richtig wie früher und nicht etwa nur zum Angucken im Museum, sondern tatsächlich auf den Straßen zum Einsteigen und Mitfahren. Wow! Die Stadt selbst jedoch wurde offenbar nicht gebaut, um sich in ihr wohlfühlen zu können. Ich will nur schnell durchfahren und gleich wieder raus, verpasse aber in der Eile die richtige Abbiege und irre herum. Zwar ist die Stadt mit Zentrum, Nordend, Ostend und Westend recht übersichtlich angelegt, dass Südend offenbar fehlt, damit Westend etwas zu weit nach unten rutschen konnte, sehe man den Stadtplanern nach, aber das Gros der Straßen geht zur Stadtgrenze hin peu à peu in Gassen über, die alsbald in Säcken enden. Verflixt! Will ich Sackhüpfen spielen, ihr Sackgassen-Fetischisten? Nein, will ich nicht! Okay, ich könnte auf der Bundesstraße fahren, will ich aber auch nicht. Ich suche den Radweg nach Liepe. Finde ich ihn? Dämmerung setzt ein und ist längst in Dunkelheit übergegangen, als ich die Stadt endlich hinter mir lasse, und Dunkelheit ist außerhalb von Städten tatsächlich Dunkelheit, also Finsternis. Ich bewege mich auf einem schmalen Streifen, der dem Fahrgefühl nach zu urteilen abwechselnd aus Schottersteinen, Sand und Matsch besteht, an einem Wasserlauf entlang. Mein Richtungssinn sagt: Stimmt. Aber ist es der Radweg? Keine Ahnung. Entscheidend: Ich erreiche wohlbehalten mein Ziel. Das Häuschen steht ca. 500 Meter hinter der letzten funzligen Laterne knapp außerhalb des Dorfes auf einem Berg im Wald.


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