Was früher einfach nur für natürliche Tageslichtnutzung im Haus sorgte, hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem Hightech-Produkt für die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten entwickelt. „Flachglas ist heute für fast jeden Verwendungszweck verfügbar – das gilt sowohl für Gebiete mit extremem Klima, als auch für Bauwerke, in denen die Faktoren Sicherheit oder Schallschutz eine entscheidende Rolle spielen“, so der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas (BF), Jochen Grönegräs.
Wärmedämmglas spart Heizenergie
Wärmedämmglas spart sowohl als herkömmliche 2-fach- als auch als zeitgemäße 3-fach-Verglasung jede Menge teure Heizenergie ein. Es besteht aus mehreren hintereinander liegenden Scheiben, zwischen denen sich je nach Verglasungsart ein oder mehrere mit Edelgas gefüllte Zwischenräume befinden. Außerdem befinden sich auf den Glasoberflächen im Scheibenzwischenraum dünne Edelmetallbeschichtungen, die langwellige Wärmestrahlen reflektieren. Bemerkenswert: Lag der Wärmeverlust, der mit dem so genannten Ug-Wert beschrieben wird, noch bis in die 1970er Jahre hinein bei 5,8 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m2K), so ist dieser zum Beispiel bei 3-fach-Wärmedämmverglasungen auf rund 0,7 W/m2K gesunken – oder kurz ausgedrückt: Die Wärmedämmung ist ganze acht Mal besser, als noch in den 1970er Jahren. Im Gegenzug lässt die Beschichtung kurzwellige Strahlen in den Raum. So können auch die wärmenden Strahlen bei in der kalten Jahreszeit tief stehender Sonne einfach und effektiv für die Erwärmung der dahinter liegenden Räume genutzt werden. Wie stark diese Fähigkeit des Glases ausgeprägt ist, bemisst sich nach dem Gesamtenergie-Durchlassgrad (g-Wert). „Je höher dieser Wert ist, umso mehr Heizkosten können zusätzlich eingespart werden“, erklärt Grönegräs.
Schalldämmglas für wohltuende Ruhe
Der Lärm in Ballungsräumen nimmt stetig zu. Für mehr Ruhe und damit weniger ungesunden Stress sorgt Schalldämmglas. Es besitzt einen im Vergleich zu normalem Wärmedämmglas größeren Zwischenraum zwischen den Glasscheiben und einen asymmetrischen Scheibenaufbau mit erhöhter Glasmasse. Dabei gibt es für jede Schallart besondere Gläser, die eine Dämmung von bis zu 50 Dezibel und auch mehr erreichen. „Bereits 60 Dezibel werden im Wohn- und Arbeitsbereich als störend empfunden, mehr Lärm schadet sogar der Gesundheit“, erklärt Grönegräs. Mit Schalldämmglas wird ehemals nur eingeschränkt nutzbarer Wohn- und Arbeitsraum zu einer echten Wohlfühloase. Ganz nebenbei ist es genauso tageslichtdurchlässig und wärmedämmend, wie moderne 2-fach- und 3-fach-Wärmedämmverglasungen. Beim Kauf sollte man deshalb immer auch auf einen niedrigen Ug-Wert und einen hohen g-Wert achten.
Sicherheitsglas schützt vor Unfällen
Sicherheitsglas wird in öffentlichen Gebäuden schon lange zum Schutz vor Unfällen eingesetzt. Aber auch in Privathaushalten hält es Einzug: „Spielende Kinder können sich in mit Floatglas ausgestatteten Lichtausschnitten der Zimmertür verletzen – Sicherheitsglas verhindert dies“, so Grönegräs. Das gleiche gelte für bodentiefe Verglasungen, die, mit Sicherheitsglas ausgestattet, vor Stürzen durch das Glas schützen. Sicherheitsglas gibt es als Einscheiben- und als Verbundsicherheitsglas (ESG + VSG). ESG zerbröselt aufgrund seiner Struktur in kleinste, stumpfkantige Fragmente – wie zum Beispiel die Seitenscheiben eines Autos. VSG hingegen bleibt dank eingearbeiteter Spezialfolien in einem Stück, das Glas verbleibt im Rahmen und die Abschlussfunktion bleibt erhalten. Aktive Sicherheit bietet VSG vor Einbrüchen. Je nach Sicherheitsklasse haben Langfinger auch mit schwerem Gerät kaum Erfolgschancen. Los geht es bei P1A bzw. „Durchwurf hemmend“, das Maximum ist bei P8B bzw. „Durchbruch hemmend“ erreicht. „Für einen wirksamen Einbruchschutz sind die Sicherheitsklassen ab P5A erste Wahl“, rät Grönegräs. Ein weiterer Vorteil von VSG ist seine gute Energiebilanz: Es kann in jedes Wärmedämmglas integriert werden und erreicht in dieser Kombination beste Dämmwerte.
Sonnenschutzglas hält die Wärme draußen
Eine effektive Möglichkeit, die Sommerhitze aus dem Haus herauszuhalten, ist Sonnenschutzglas. Üblich ist heute Glas mit einer dünnen, metallenen Beschichtung, mit der die Sonnenstrahlung zurückgeworfen wird. Erhältlich sind auch schaltbare Verglasungen, die in mehreren Blaustufen abdunkeln und so die Sonnenenergie absorbieren. Zwei Regeln sind zu beachten: Je größer die Glasfläche, desto größer muss die Schutzwirkung sein. Zwar lässt Glas mit hoher Wirksamkeit weniger Licht durch – das ist allerdings nicht schlimm, da durch große Glasflächen in jedem Fall noch genug Licht dringt und die kostenlosen solaren Energiegewinne nutzbar bleiben. „Außerdem sollte immer an eine Kombination mit Verschattungssystemen wie Jalousien, Rollläden und Markisen gedacht werden. Das gilt besonders für Fassadenteile, die der Sonne stark ausgesetzt sind und für die Wohn- und Arbeitsbereiche, wo ein Schutz vor der Blendwirkung der Sonne notwendig ist“, erklärt der Glasexperte. Ist die Sommerhitze schließlich vorbei, spielt Sonnenschutzglas einen weiteren Vorteil aus: seine gute Wärmedämmung. (BF/DS)