Von der Riesterrente lernen, heißt Rauchmelder werden

Wer heute seinen Scheiß unter die Leute bringen will, der gilt als altmodisch wenn er sagt Greifen Sie zu! oder Kaufen Sie hiervon! Wer was auf sich hält, der plant eine Verkaufsstrategie im großen Stil, der sorgt für softe Hysterie - oder für rabiate! -, macht Angst, bietet aber eine Lösung an - eben den Scheiß, den man loskriegen will! -, engagiert sich Lobbyisten, die Expertisen erfinden und dafür sorgen, dass die Inanspruchnahme der Lösung zur Pflicht wird und verdient sich dann mittels dieser staatlichen Hilfestellung ein nettes Sümmchen. Freie Marktwirtschaft nennt sich das dann.

So hat es die Versicherungsindustrie gemacht, als sie ihre Finanzprodukte besser in Stellung bringen wollte und die private Rentenversicherung mit allen möglichen Studien für unumgänglich erklärte. So haben es die Rauchmelder zur verpflichtenden Einrichtung in Wohnräumen geschafft. Nach langem Buhlen um die öffentliche Aufmerksamkeit, nachdem man prominente Werbeträger verschlissen und selbst bei Der Sendung mit der Maus Beiträge eingestellt hatte, kommt der Rauchmelder flächendeckend. Ein Szenario wurde dabei errichtet, moralischer Druck erzeugt, wonach es für jeden vernünftigen Menschen gar keine andere Alternative geben kann als ein Ja für den Rauchmelder. Mit Emotion oder hochvernünftig tuender Repititio ködert man die hysterische, die sicherheitsfanatisierte Gesellschaft stets.
Was für ein Dilettant ich bin! Greifen Sie zu! und Kaufen Sie hiervon! war stets meine Masche, wenn ich auf meine Bücher aufmerksam machte. Würde mich freuen, wenn Sie es täten! Doch so verkauft man nichts. Man braucht ein Szenario, macht braucht die Hysterie, einen MdB-Lobbyisten auf Diätenbasis, einige bekannte Gesichter und viel emotionalen Schmalz und einige Furchtimpulse. Wer sein Zeug loskriegen will, der braucht eine gesetzliche Grundlage, um sich stete Kundschaft zu sichern, der benötigt Kunden, die Kunden sind, weil sie es gesetzlich sein müssen. Kauft Unzugehörig! oder Kauft Auf die faule Haut! ist sinnlos - ich bräuchte eine Verkaufsstrategie, die bei der allgemeinen Überspanntheit ansetzt und als Lösung meine Bücher oder ad sinistram oder ganz generell die Branche linker Blogs anbietet. Welche Prominenten würden gegen Bezahlung für die Notwendigkeit von Feynsinn werben? Ich stelle es mir sonderbar vor, wenn da plötzlich Mutter Beimer gedankenschwanger in die Kamera starrte und verkündete: Helfen Sie Leben retten, lesen Sie Telepolis! Wieviel kostet eigentlich so ein Werbespot, der zum Beispiel auf Klaus Baum verweist? Ob sich wohl ein Abgeordneter finden läßt, der eine Gesetzesvorlage zur linken Pflichtlektüre durchpaukt, der für Die roten Schuhe oder Burks' Blog einen endlosen Strom immer neuer Zugriffszahlen sichert?
Wir sind doch alle Dilettanten, Leute! Wir haben nie gelernt das große Spiel zu spielen. Wir kleckern, wo die anderen klotzen. Wir klauben die Brosamen auf, die andere unmerklich über den Boden verteilen. Heute braucht man Verfahren, die Märkte per Gesetz erschließen. Es muss ein Ruck durch die linke Schreibe gehen. Wir müssen wie die Riesterrente zur quasi Pflicht oder besser noch, wie ein Rauchmelder zur wirklichen Verpflichtung werden. Von den Reformern der Riesterrente lernen heißt siegen lernen, heißt Kundschaft sichern, heißt expandieren, heißt zukünftig, auch mit Schrottelaboraten sein Auskommen finden.
Wir linken, vernetzen uns, setzen Querverbindungen und hinterlassen unsere Marken. Alles klingt dabei immer wie Kommt zu mir! oder Schauense rein, lesense was! Wie so ein Kaufmann aus längst vergangenen Zeiten. So macht man das nicht mehr. Wir brauchen einen PR-Apparat, der den Anschein von Druck und Not generiert, der uns zum Produkt der Erleichterung, zur Ware macht, die Linderung bringt. Bis man uns verordnet, auf Rezept bekommen kann, bis unser Nicht-gelesen-werden eine Ordnungswidrigkeit ist. Heute bringt man seinen Scheiß mit Sie kommen zu mir, sie haben keine Wahl! oder Sie werden gefälligst zu mir reinschauen, ob Se wollen oder nich! unters Volk. Das nennt sich dann Wettbewerb.
Wer mag, darf ad sinistram natürlich unterstützen - bis die ad sinistram-Pflicht kommt als Alternative quasi. Sage noch einer, ich würde dem Mantra der Alternativlosigkeit huldigen! Das geht entweder via Paypal (siehe rechte Seitenleiste) oder über den gewöhnlichen Bankweg. Meine Kontodaten teile ich auf Nachfrage mit. Und wer noch keines hat, kann auch gerne eines meiner bislang zwei Bücher bestellen. Gedankt sei zudem all jenen, die mich immer wieder unterstützen.

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