Von der Liebe – Teil II

Von der Liebe – Teil II

Verlassen wir die Atome, und zoomen wir etwas hinaus. Betrachten wir uns. Uns Menschen. Auch wir ziehen uns an, aus verschiedenen Gründen, wie es Ghazali schon zuvor definiert hat.

„[…] Hinneigung zu dem, dessen Wahrnehmung Lust bereitet“ – das können wir ganz einfach  auch als Schönheit bezeichnen.

Um das noch weiter zu vertiefen, hier ein weiteres Zitat aus dem „Elixier der Glückseligkeit“: „ Die Schönheit eines Dinges besteht darin, dass die seinem Wesen entsprechende und ihm mögliche Vollkommenheit an ihm in Erscheinung tritt.“ (Edition Minarett (2004), S.188]).

Ich bitte euch erneut, über diesen Satz nachzudenken und die Schönheit nicht auf das Äußere zu beschränken. Auch hier ist wieder alles gemeint, eine schöne Schrift, eine schöne Tugend, eine schöne Wissenschaft. Um das obere Zitat zu erläutern, könnten wir sagen, dass jemand mit Locken, glatte Haare schön findet und jemand mit glatten Haaren hingegen Locken als „schön“ bezeichnet, geschweige denn jemand ohne Haare, überhaupt Haare schön findet.

Wie wurde den Arabern zur Zeit des Propheten Muhammad (sas) das Paradies beschrieben? Gärten, Flüsse, Bäche, Schatten – ist das nicht schön? Warum? Denkt drüber nach.

Lasst uns nun etwas komplexer werden. Mann und Frau. Zwei Gegenteile, die sich anziehen, genau aus diesem Grund. Lasst uns dabei das Atommodell nicht aus den Augen verlieren. Plus und Minus,  Schwarz und Weiß, Tag und Nacht: „Preis sei Ihm, der alle Arten paarweise erschaffen hat, von dem, was die Erde wachsen lässt, und von ihnen selber und von dem, das sie nicht kennen.“ (Sura  Ya-Sin, 36:36) Lob sei Allah, für die Perfektion  und Harmonie in seiner Schöpfung.  Wenn diese beiden Paare nun zusammenkommen, bedeutet das nichts anderes, als das Streben zur oben genannten Vollkommenheit. In diesem Lichte möchte ich die Ehe betrachten. Sie stellt eine deutliche Praxis dar, in der sich zwei Teile mit unterschiedlichen Auszeichnungen und Qualitäten, gegenseitig ergänzen. Und somit eine Einheit bilden: „Sie sind Euch ein Gewand und ihr seid ihnen ein Gewand” (Sura Al-Baqara, 2:187).

Nicht umsonst sprach der Prophet (sas): „Wenn der Knecht (Allâhs) sich verheiratet, hat er (damit) schon die Hälfte der Religion vollkommen gemacht. So fürchte er Allâh hinsichtlich der restlichen Hälfte!”.

Man könnte es auch so sehen: Nach dieser Vervollständigung seiner selbst durch die Ehe, folgt nun die Optimierung dieser Ehe und das gemeinsame Streben der Ehepaare nach der Vollkommenheit.

Das Verbinden mit einer einzigen Person, mit der man alles teilt, bewirkt dasselbe wie bei den Atomen. Dieselbe Energie, die bei der Verbindung frei wird, muss aufgebracht werden um sie zu trennen.

Doch wohin streben wir, wo liegt das genaue Ziel, wo liegen die Grenzen?


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