Von Bräuchen, Bergbauern und heiligen Kräutern …

Von Bergeinvorarlberg @sportvorarlberg

In meinem Artikel „Alt und doch bewährt – Bräuche der Bergbauern“ habe ich bereits einiges zusammengetragen. Meine Kraftplätze liegen in den Bergen und auch meine Wurzeln führen dorthin zurück. Vielleicht interessieren mich diese Dinge deshalb. Aber keine Sorge, spätestens Morgen bin ich wieder im Gebirge unterwegs und werde zu meinen üblichen Themen übergehen. In diesem Artikel möchte ich euch über Riten und Bräuche im Herbst und Winter berichten.

September – Sammel- und Erntezeit

Um den 21. September herum werden Tag und Nacht wieder gleich lang. Die Nacht, das Dunkle gewinnen wieder Überhand. Für die Bergbauern kehrte mit dieser Zeit auch wieder die Abgeschiedenheit ein.

Die Kelten feierten die Tagundnachtgleiche am 22. September – Maban oder Alban Eluen wurden diese Feste bezeichnet. „Mabon“ bedeutet „Großer Sohn“. Zu diesen Festen fertigten die Kelten Kornpuppen aus Stroh an. Je nach Ritual wurden diese aufgehängt, vergraben oder angezündet. Ein besonderes Zeichen von Glück war es, wenn die vergrabene Kornpuppe im kommenden Frühjahr Knospen trieb.

In der herbstlichen Jahreszeit soll der Lichtgott („Lug“) zum Gott der Dunkelheit werden. Die schwarze Göttin hält Einzug. Nicht selten hat man in dieser Zeit in Schluchten und Höhlen ihr zu Ehren Rituale abgehalten. Ein mystisch anmutender Ort in Vorarlberg ist das „Kirchle“, das etwas hinter der Alplochschlucht liegt. Mich würde es nicht wundern, wenn hier ähnliche Rituale abgehalten wurden beziehungsweise vielleicht sogar noch werden.

Die Germanen dankten hingegen ihrem Donnergott „Thor“ für die Einbringung der Ernte. Übrigens: heute klopft man, wenn man Glück gehabt hat, gerne dreimal auf Holz. Dieses Ritual stammt von den alten Germanen.

In christlichen Regionen feierte man Kirchweihfeste, auch bekannt als „Kirmes“. Feste, die wir auch heute noch kennen, aber dessen Hintergrund uns nur selten bewusst ist. Die Kirchweihfeste waren früher Opfer- und Dankesfeste. Die Menschen dankten für eine gute, ertragreiche Ernte.

Der 29. September (Gedenktag an den Heiligen Michael) ist und war üblicherweise das Ende der Erntezeit. Für die Bauern und Landwirte war dieser Tag ein besonderer Lostag.

„Gibt Michaeli Sonnenschein, wird es in zwei Wochen Winter sein.“

„Sind um Michaeli die Vögel noch hier, haben bis Weihnacht lind Wetter wir.“

„Bringt St. Michael Regen, kannst Du gleich den Pelz anlegen.“

Das hierzulande bekannteste Fest/Ritual ist das Erntedankfest. Es geht zurück bis ins dritte Jahrhundert. Auch heute noch werden in Bergtälern sogenannte Erntedankkronen auf Umzügen mitgeführt. Das christliche Erntedankfest wird gerne auch mit Jahrmärkten verbunden.

In den USA wird dieses Fest als „Thanksgiving“ gefeiert. Die Juden feiern das Laub-Hüttenfest.

In den Weinregionen werden nicht selten Weinfeste gefeiert, die früher ebenfalls aus Dank für eine gute Lese abgehalten wurden.

In Bergregionen ist das klassische Dankesfest der „Almabtrieb“. Viele Touristenregionen vermarkten diesen heute im großen Stil. Aber auch dieses Fest hatte nur einen eigentlichen Zweck, den Dank für eine gute Saison auf der Alm. Beim Almabtrieb wird das Vieh geschmückt. Blumen, Bänder, Spiegel und Glocken werden den Tieren umgehängt. Bevor die Tiere im Tal wieder in den Stall getrieben wurden, wurden sie früher dreimal um diesen herum geführt. Mit dem Glockengeläut sollten Dämonen vertrieben werden. Übrigens: früher war der Senn und die Sennerin eine angesehene Person, wie auch der Bergbauer.

In den Bergbauernfamilien hat im Herbst der Hergottswinkel wieder an Bedeutung gewonnen. Er wurde geschmückt, hergerichtet und mit einem Kreuz versehen. In den meisten Höfen fand man dort früher auch eine Marienstatue. Im Bergbauernhof meines Vaters wurden dort auch Bilder der Vorfahren aufgestellt. Ihnen wurde in dieser Zeit besonderes Gedenken geschenkt.

Mit dem Ende des Monats Oktober ging man über in den November, die „Anderswelt“. Die Nächte wurden immer länger und nicht selten waren viele höher gelegene Höfe bereits eingeschneit. Abgeschiedenheit, Zurückgezogenheit, aber auch Einkehr hielten Einzug in die Familien der Bergbauern. Die Zeit des Gedenken, der Einkehr und der Andacht brach ein.

Die vier heiligen Kräuter der Kelten

Mädesüß

Das Mädesüß ist ein Rosengewächs, das besonders stark duftet. Aufgrund seiner Süße wurde es früher gerne eben zu diesem Zweck eingesetzt. Weinbauern haben damit teilweise auch den Wein aromatisiert. Das ist natürlich nicht ganz lupenrein ;) aber allemal besser als Glykol. Die weißen Blüten des Mädesüß ähneln den Blüten des Holunders. Mädesüß ist ein ausgezeichnetes Heilkraut, das vor allem gegen Durchfallerkrankungen eingesetzt wurde und wird. Am häufigsten finde es sich als Tee oder Sirup wieder. Die Kelten haben mit Mädesüß aber auch ihre Stoffe gefärbt, aber insbesondere wurde es zur Abwehr von Geistern und Dämonen eingesetzt.

Eisenkraut

Noch heute ist das Eisenkraut oft auch als Wunsch- oder Sagenkraut bekannt. Die Blüten sind fliederfarben. Die Kelten haben das Eisenkraut auch Druidenkraut genannt. Ihm wurden magische Kräfte zugesagt. Das Eisenkraut wurde von den Kelten nur bei finsterer Nacht gesammelt. Auch der Mond durfte kein Licht auf die Erde werfen.

Mistel

Die Mistel ist eigentlich eine klassische Schmarotzerpflanze, die auf Bäumen und Sträuchern wächst. Die Mistel hat männliche und weibliche Blüten und bildet nach der Befruchtung weiße Beeren aus. Für die Kelten war die Mistel eine heilige Pflanze. Mit ihr sollen die Kelten sogar Vergiftungen erfolgreich geheilt haben. Die Mistel durfte nur von einem keltischen Priester geerntet werden und selbst er durfte nur ein goldenes Messer dafür verwenden.

Brunnenkresse

Die weißblühende Brunnenkresse ist das vierte Kraut im Bunde der heiligen Kräuter der Kelten. Die Brunnenkresse ist vitamin- und mineralstoffreich. Auch heute noch wird die Brunnenkresse gerne für Salate und Suppen verwendet. Ihr Geschmack erinnert an die normale Kresse, mit einem leicht scharfen Beigeschmack.  Die Kelten haben die Brunnenkresse als Aphrodisiakum eingesetzt. Die Brunnenkresse war für die Kelten, wie die Mistel, eine heilige Pflanze.

Weitere Artikel zu ähnlichen Themen:

  • Sonnwend in den Bergen
  • Rauhnächte – Aberglaube und Volksmund
  • Rauhnächte – Tag/Nacht der unschuldigen Kinder
  • 12 Rauhnächte stehen bevor – Wintersonnenwende
  • 100 jähriger Kalender – ein Sommer nach Plan
  • Alt und doch bewährt – Bräuche der Bergbauern